Kapitel 8

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POV Johanna:

Es ist Sonntag. Ich sitze in lässigen Klamotten bei Lea zuhause auf der Couch und schaue auf ihrem Tablet im Internet nach neuen Windeln.

Einen neuen Laptop habe ich mit Lea am Freitag besorgt.

„Lea! Komm mal kurz!" Die Gerufene ist in der Küche und macht uns Bananenmilchshakes.

„Was ist?", fragt sie, als sie bei mir ist.

„Guck mal. Hast du was dagegen, wenn ich mir diese Windeln bestelle?"

Critter Caboose.", liest Lea vor. Es ist eine sehr dicke, bunt bepunktete Windel, die auf der Hinterseite der Größe abhängend, entweder einen süßen Koala, Pandabären oder Elefanten als Kennzeichnung hat. 1100 Milliliter soll sie fassen. „Find ich irgendwie niedlich.", gebe ich zu.

„Haha.", lacht Lea. „Stehen dir bestimmt gut. Bestell sie gerne!" Sie dreht sich wieder um. „Nimm aber noch welche Packungen von TENA mit. Die fallen nicht ganz so auf, wenn wir mal unter viele Leute gehen."

Eine Woche später. Es regnet in Strömen. Lea und ich sitzen in Windeln auf der Couch und gucken Film. Die Lieferung kam am Donnerstag an. Lea hat sich auch gleich mit den Critter Caboose anfreunden können. Wir sitzen nur in Windeln und T-Shirt da.

Plötzlich klingelt es an der Wohnungstür. Wir erschrecken. „Was jetzt?", fragt Lea und pausiert den Film. „Wir sitzen nur in Windeln da."

„Keine Ahnung.", sage ich. Lea scheint nachzudenken.

Dann steht sie auf, geht in Windeln zur Wohnungstür und öffnet.

Ich höre, wie sie sich mit einer Frau unterhält: „Hallo Mama! Das ist aber ne Überraschung. Dass du durch den prasselnden Regen hierher kommst?"

Eine Jacke wird aufgehängt.

„Hallo Lea Liebling. Ach, es ging schon. Sag mal, was trägst du denn da?"

„Ne Windel."

„Aha?"

„Gleich mehr dazu. Ich sehe, du hast uns Kuchen mitgebracht?"

„Wer ist uns?"

„Oh." Lea macht eine Pause. „Hab dir noch gar nicht erzählt. Ich hab jemanden bei mir aufgenommen."

Die beiden kommen ins Wohnzimmer. „Setzen wir uns doch an den Tisch. Ich hol uns Teller. Das ist Johanna, Mama. Johanna, das ist meine Mama Mareike."

In Anwesenheit von Leas Mutter ist es mir nur mit Windel doch etwas unangenehm.

„Äh. Und ich hol mir schnell ne Hose." Ich verschwinde ins Schlafzimmer.

„Ich trage heut mal aus Solidarität mit Johanna ne Windel.", erzählt Lea schließlich, als sie am Kaffeetisch neben mir sitzt. Sie sitzt weiter ohne Hose da.

„Johanna hat schlimme Erlebnisse hinter sich gebracht."

„Oh. Was ist denn passiert?", fragt Mareike.

Ich erzähle Leas Mutter in Kurzfassung von dem traurigen Zwischenfall. „Eigentlich vermisse ich meine Eltern.", sage ich zum Schluss.

„Glauben wir dir.", pflichtet Lea mir bei. „Ich hoffe, ich war für dich bis jetzt der beste Mutter-Ersatz und will es auch bleiben." Sie lächelt mich an.

„Natürlich. Danke Lea. Irgendwie ist es halt jetzt richtig gut mit den Windeln, weil sie mir auch das Gefühl einer Neugeburt geben. Als wäre ich vor vierzehn Tagen, wie du mich aufgenommen hast und mich das jetzt alles machen lässt, neu auf die Welt gekommen."

„Awwww!" Lea drückt mich an sich, wuschelt mir durchs Haar und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.

Ich lächele.


Nach dem DrehWo Geschichten leben. Entdecke jetzt