POV Lea:
Es klingelt, als ich mir gerade im Bad die Zähne putze. Cathlyn öffnet. „Hallo. Ist Lea da?" Es ist Johanna.
„Ja. Sie putzt Zähne. Ist was passiert? Brauchst du Hilfe?"
„Ja." Johanna schluchzt. Ich spüle aus und verlasse das Badezimmer. Da sehe ich Cathlyn mit der weinenden Johanna an der Wohnungstür, Cathlyn hält sie in den Armen.
„Meinem Papa hat das nicht gefallen, dass ich wieder Windeln tragen möchte. Ich hab es den Eltern offenbart, Papa wollte mich rausschmeißen. Er ist total ausgeflippt. Dann kam Mama dazu, die haben sich über mich gezankt. Ich bin dann die Treppe runter, hab mich nochmal umgedreht, da hat Mama Papa am Hals gepackt und seinen Kopf mehrmals so doll auf die Kommode gedonnert, dass er gestorben ist."
„Oh Gott." Cathlyn schlägt die Hand vor den Mund.
Auch mir fällt es schwer, Worte zu finden. „Und... und deine Mama?"
Johanna sinkt auf die Knie. „Die ... die ... die hat sich dann in der Garage angezündet. Ich habe doch nichts getan. Ich habe nur für mich selbst diesen Wunsch geäußert, wieder Windeln zu tragen. Das tut doch keinem weh. Warum musste das so eskalieren? Darf ich bitte, bitte bei euch bleiben?"
Johanna verbringt die Nacht bei Cathlyn auf der Couch.
Am nächsten Morgen hat Johanna die Windel voll. Ich schicke sie unter die Dusche, anschließend wird sie von mir frisch gewickelt. Nach einem ausgiebigen Frühstück zu dritt, gehen wir alle für Johanna neue Klamotten kaufen. Schließlich kommt der Sonntag und ich muss heimfahren. Ich beschließe Johanna mit nach Hamburg zu nehmen. Ich habe im Studentenleben mehr Zeit für Johanna, als Cathlyn, die in Ausbildung zur Zahnarzthelferin ist. Cathlyn schenkt Johanna einen Rucksack für ihre Sachen.
Wir sitzen im Zug. „Ich geh ja eigentlich noch zur Schule. In gut sechs Wochen hab ich meine erste Abiprüfung.", erzählt Johanna.
„Und?"
„Ja, jetzt ist alles anders. Ich pack das jetzt nicht. Übernächste Woche müsst ich mich zur Prüfung anmelden. Ich kann mich doch nach diesem Wochenendstart nicht aufs Lernen konzentrieren."
„Bin ich voll bei dir. Ruf deine Schule an und sag, du möchtest dich nicht einschreiben lassen."
„Ok." Johanna nickt. „Das war doch hoffentlich nicht zu eklig für dich, als ich dich gestern früh gebeten hab, mich zu wickeln und sauber zu machen?"
„Überhaupt nicht. Du hast dich selbst für die Windeln entschieden, so darfst du sie gerne jederzeit nutzen. Ich unterstütz dich da in jeder Weise, versprochen. Kann mir ja die Hände waschen, wenn's nottut." Ich zwinkere ihr zu. „Vielleicht geben sie dir gerade jetzt ein Gefühl von Sicherheit."
Als wir Sonntagabend bei mir zu Hause sind, ziehe ich für Johanna in meinem Arbeitszimmer die Schlafcouch aus und mache sie ihr hübsch. Ich erzähle ihr, dass ich montags, dienstags und mittwochs einen ganzen Tag Uni hab. Sie verspricht mir, in der Wohnung alleine klarzukommen. Ich lege ihr etwas Geld hin, falls sie zu Supermarkt möchte.
Als ich wieder heimkomme, entdecke ich Johanna nicht gleich in der Wohnung. Vor meinem Arbeitszimmer steht das Windelpaket. Die Tür ist zu. Ich klopfe.
Ich erhalte keine Antwort. „Johanna?" Ich klopfe nochmal. „Bist du da?" Immer noch nichts. Schließlich öffne ich die Tür. Johanna sitzt auf ihrem Bett. „Raus!!", schreit sie sofort.
Ich mache einen Schritt in den Raum hinein. „Hey, was hast du denn?"
„Ich brauch dich nicht! Ich habe eine Wut auf mich. Ich rede wieder mit dir, wenn ich mich abreagiert habe! Bitte lass mich jetzt in Ruhe."
„Wenn ich dir helfen kann, komm bitte auf mich zu. Was ist mit den Windeln?"
„Werf sie weg, verschenk sie. Mir egal. Ich will sie nicht mehr."
„Mm. Ok." Ich gehe aus dem Zimmer. Was hat sie nur?
Ich lasse Johanna das Paket vor der Tür stehen. Klopfe dann nochmal. „Hast du Hunger?", frage ich. Keine Meldung ihrerseits. Johanna reißt zwei Sekunden später die Tür auf und schreit wieder: „Checkst du's nicht?? Lass mich allein!"
„Das ist meine Wohnung und du hast mir nicht zu sagen, wo ich hingehen soll!", erwidere ich. „Ich habe dich..." Sie schubst mich. „Sag mal, hakt 's bei dir?"
Johanna lässt einen Wutschrei los. Sie geht zum Schreibtisch, schnappt sich meinen Laptop und hält ihn hoch.
„JOHANNA..."
Mein Laptop fällt aus großer Hohe zu Boden. Ich muss schlucken.
„Den zahlst du mir!"
Sie hört nicht auf und trampelt auf ihm herum. Ich gehe auf sie zu und möchte sie zur Vernunft bringen, aber Johanna schlägt mir ins Gesicht. Ich bekomme Angst und fliehe aus dem Zimmer. Den Türschlüssel nehme ich mit und sperre Johanna ein.
Mir muss dringend etwas einfallen, dass Johanna sich nicht selbst verletzt beziehungsweise die ganze Sache zu sehr eskaliert. Jetzt schon ist es wirklich extrem! Wenn sie mir doch einfach nur den Grund für ihre Wut sagen würde, könnte ich ihr sicher helfen!
Ich weiß keinen anderen Weg, als ihr Problem wie in einer Anstalt anzugehen.
Ich muss sie ruhigstellen. Schmeiße ich sie aus der Wohnung, sitzt sie auf der Straße. Will ich mit ihr reden, schlägt sie mich.
Da sind ja noch meine alten Springseile!
Im Bad fülle ich ein Glas mit Wasser auf und gebe drei Schlaftabletten hinzu, die sich schnell auflösen. „Hier steht ein Glas Wasser für dich!", rufe ich durch Johannas Tür. Trinkt sie davon, sollte für neun Stunden Ruhe sein. Ich schließe von außen wieder auf.
Nach einer halben Stunde sehe ich, dass Johanna das Glas tatsächlich zu sich genommen hat. Nun horche ich an der Tür. Dort ist es mucksmäuschenstill. Ich öffne langsam und sehe Johanna alle Viere von sich gestreckt auf dem Schlafsofa liegen. Sie schläft tief und fest. Unter ihrer Hose trägt sie keine Windel, sehe ich. Johanna bekommt von mir eine aus dem Paket angezogen.
Dann beginne ich damit, meinen Plan in die Tat umzusetzen.
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Nach dem Dreh
De TodoDie Protagonistin Johanna wirkt bei einem Video der Comedy-Schauspielerin Martina Hill mit. Beim Dreh werden Windeln als Requisiten verwendet. Johanna im jungen Erwachsenenalter, empfindet Interesse an ihnen und beschließt, ein Paket mitzunehmen. Zu...