Achtung, kleine Ruikasa Warnung xD
Es war 7:10 morgens, und mein Wecker klingelte. Ich blieb noch eine Weile liegen, bevor ich mich endlich aufraffen konnte. Ich weiß, ich hätte noch länger zu Hause bleiben können, die Lehrer haben mich angesichts des Todes meiner Schwester freigestellt. Aber ich kann auch nicht für immer im Bett liegen bleiben, ich war schließlich schon die gesamten zwei vorigen Wochen nicht zur Schule gekommen. Es hilft nichts. Und Saki hätte auch gewollt, dass ich wieder meine Freunde sehe. Ich machte mich also fertig und aß mein Frühstück. Mama und Papa waren morgens sowieso nie da, aber trotzdem fehlte jemand ganz bestimmtes. Ich versuchte, all das irgendwie zu vergessen und mich auf den heutigen Tag zu konzentrieren. In der Schule angekommen, suchte ich Rui überall. Normalerweise treffen wir uns vor Unterrichtsbeginn immer vor der Schule, aber heute war er nicht da. Ich schrieb ihm auch per Handy, aber er antwortete nicht. Schließlich begann die erste Stunde, und Rui tauchte im Klassenraum auf. Als ich ihn dann sah, wurde mir erst klar, wie sehr ich ihn doch vermisst habe. Ich sprang auf und viel ihm voller Freude um den Hals, aber er machte nur einen großen Schritt zurück.
„Rui? Was ist los?" fragte ich verwundert.
„Was? Gar nichts. Ich - Ich möchte nur nicht, dass du mich in der Öffentlichkeit so anfällst." erwiderte er genervt.
Ich blickte mich im Klassenzimmer um und schaute in die Gesichter unserer Klassenkameraden, die uns alle mit großen Augen anstarrten. Ich nickte.
„Okay, schön, dann... lasse ich es in Zukunft eben." sagte ich bedrückt und setzte mich wieder auf meinem Platz.
Sein Problem verstand ich nicht wirklich, die halbe Schule wusste inzwischen, dass wir ein Paar waren, und er hatte nie ein Problem damit gehabt. Während des Unterrichts schaute Rui kein einziges Mal zu mir, obwohl er sonst die Augen gar nicht von mir abwenden konnte. Was war bitte in den zwei Wochen, in denen ich nicht da war, passiert? Nach Unterrichtsschluss wartete er nicht einmal auf mich. Mit seinem Blick fest auf das Display seines Smartphones gerichtet, stürmte er den Flur entlang, doch ich rannte ihm hinterher und hielt ihn auf.
"Hey, was zum Teufel ist los mit dir?" fragte ich entsetzt. Rui schaute mich mit großen Augen an und sagte nichts.
"Du verhältst dich total komisch, Rui. Ich verstehe nicht, warum du irgendwie nichts mit mir zu tun haben willst!"
"Hey, Tut mir Leid, okay? Aber... Ich habe jemandem in der Pause versprochen, sie zu treffen, okay?" sagte Rui und wandte sich mit diesen Worten von mir ab, aber so leicht ließ ich ihn nicht davonkommen.
"Warte doch mal! Wen denn? Warum fragst du mich denn nichtmal ob ich mitkommen will?" hakte ich nach.
"I... Zwei Freunde, die ich vor ein paar Tagen kennengelernt habe. Dachtest du, ich hab während du weg warst nur alleine rumgesessen?"
Leicht geschockt schaute ich ihn an. Diese Worte haben mehr geschmerzt, als sie es vermutlich tun sollten - Scheinbar hatte Rui mich kein bisschen vermisst.
"Komm von mir aus mit wenn du meinst." murmelte Rui und lief weiter, ich hinterher.
In der Cafeteria trafen wir dann zwei Mädchen. Eine hatte kurze, pinke Haare, und die andere hellgrüne, etwas längere Haare. Rui stellte die beiden als Emu und Nene vor.
"Hi, ich bin Tsukasa! Freut mich euch kennenzulernen!" sagte ich und streckte meine Hand aus. Anstatt einer Antwort warfen sich Emu und Nene aber nur gegenseitig ein paar skeptische Blicke zu. Peinlich berührt zog ich meine Hand zurück und räusperte mich. Während der ganzen Pause unterhielten sich die drei nur untereinander, während ich unbeachtet an der Seite stand. Ich hatte mir den ersten Tag doch ganz schön anders vorgestellt. Der Rest des Unterrichts verlief nicht anders als vorher. Rui schenkte mir kein bisschen Aufmerksamkeit, und wimmelte mich dann am Ende des Schultages mit ein paar kargen Ausreden ab. Ich hatte eigentlich gehofft, nach der Schule zu ihm zu gehen, um ein bisschen Entspannung zu kriegen. Vielleicht ein bisschen kuscheln und irgendeinen Film, den wir schon tausend Mal gesehen haben, rewatchen. Traurig ging ich also nach Hause. Meine Eltern waren immer noch nicht da, und selbst wenn, sind sie viel zu beschäftigt mit all dem Organisatorischen von der Beerdigung und so weiter. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und überlegte, ob ich Rui vielleicht noch mal einen Text schicken soll, in der Hoffnung, er hat plötzlich Lust auf mich bekommen. Schließlich verdrängte ich den Gedanken aber, und redete mir ein, Rui hatte heute bestimmt nur einen schlechten Tag.
Doch kein Tag der folgenden Woche verlief besser. Jede Pause verbrachte Rui lieber mit Nene und Emu seine Zeit, anstatt mit mir zu reden. Er hatte nicht einmal gefragt, wie es mir geht oder irgendwie anders versucht, um ein Gespräch zu starten. Jeden Tag machte mich das trauriger. Und mit wem hätte ich drüber reden können? Saki war schließlich nicht mehr da. Also weinte ich mich jede Nacht in den Schlaf. An einem Tag habe ich sogar beobachtet, wie Rui seinen Arm um Nene legte, und seitdem fiel mir immer häufiger auf, wie nahe die beiden sich teilweise kommen. Doch naiv wie ich bin schüttelte ich all diese schlimmen Vorahnungen einfach ab und hoffte für das Beste, bis zu diesem einen Tag, an dem sich alle Vorahnungen auf einmal bestätigten.