Irgendwie passiert viel zu viel

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Ich sprintete über den Gehweg. "Scheiße", murmelte ich leise. Ich war zu spät. Viel zu spät. Da ich diese Woche bei meinem Vater wohnte, musste ich mit dem Bus zum Orchester fahren. Und diesen hatte ich verpasst.

Ich rannte über den Hof des Probenortes und blieb erschöpft am Fenster stehen. Vorsichtig klopfte ich. Mein bester Freund Rasmus sprang sofort auf und lief zur Tür. Selbige öffnete er kurz darauf. Er grinste mich an. "Auch schon da oder wie?!" "Lass mich!", fauchte ich. Rasmus' Gesichtsausdruck änderte sich binnen Sekunden von belustigt zu besorgt. "Was'n los?", fragte er. "War die Woche bei meinem Vater. Bus verpasst", antwortete ich kurz angebunden. Rasmus sog scharf die Luft ein. "Shit... Dein Vater? Immer noch?" Ich nickte traurig. Rasmus zog mich in eine Umarmung. "Schieb die Gedanken erstmal beiseite. Jetzt ist Orchester." Wir gingen in den Probenraum. "'Tschuldigung, dass ich zu spät bin", murmelte ich. "Hab den Bus verpasst." Claudia lächelte und sagte: "Alles gut, stimm schnell ein!"

In der Pause spielten wir wie üblich Fußball. Jedoch spielte ich diesmal nicht mit. Ein Mädchen war mir in den letzten Wochen aufgefallen. Sie hat braune, lockige Haare trägt oft Pullis und - deshalb ist sie mir aufgefallen - an ihrem Rucksack sind mehrere Buttons, unter anderem einer mit einer Regenbogenflagge. Ihren Namen weiß ich: Sie heißt Nele.

Nele war mit ihren Freundinnen am hinteren Klettergerüst. Ich ging langsam hin. Sie bemerken mich nicht. "Nele?", fragte ich an sie gewandt. Ich beobachtete wie sie kurz zögerte, als müsste sie überlegen, bevor sie sich umdrehte. "Könnte ich mal kurz mit dir reden?" Nele nickte. "Klar! Bin gleich wieder da!", sagte sie noch an ihre Freundinnen gewandt. Wir gingen etwas Abseits. Ich, ähm, habe deinen Rucksack und die Buttons gesehen, und deshalb-" Sie unterbrach mich. "Ja, ich bin queer! Problem damit?", fauchte sie, bevor sie leise flüsterte: "Woher nehm' ich bitte das Selbstbewusstsein dafür...?" Ich versuchte Nele zu beruhigen: "Nein, im Gegenteil", ich atmete tief durch, "Ich bin schwul und Trans. Female to male." Sofort wurde ihr Blick verständnisvoller. "Oh, ok. Tut mir leid." Sie blickte etwas zerknirscht auf den Boden. "Alles gut", sagte ich. "Bist du vor deinen Eltern geoutet?", fragte sie. Ich nickte. "Ja, aber mein Vater respektiert mich leider nicht und meine Mutter will die Operationen erst zulassen, wenn ich volljährig bin." "Ah, ok. Wenn du nochmal mit mir reden willst, sag Bescheid." Nele kritzelte schnell ihre Nummer auf einen Zettel und gab mir diesen. Bevor sie sich umdrehte sagte sie noch: "Ach so: Du bist nicht alleine. Die zweite Flagge auf meinem Rucksack steht für Girlflux. Von daher: Nenn' mich bitte Alex." Ich nickte verständnisvoll. Alex lief wieder zu ihren Freundinnen. Ich setzte mich noch auf eine Bank und sah den anderen beim Fußballspielen zu.

Ich der Probe verabschiedete ich mich von Rasmus. "Bis dann. Wir schreiben, ok?" Ich nickte auf seine Frage hin und umarmte ihn. "Ciao." Ich machte mich auf den Weg nach Hause.

Als ich da war, begrüßte meine Mutter mich mit einer Umarmung. "Simon! Wie geht es dir?" "Mir geht's gut. Und dir?", beantwortete ich die Frage. "Mir auch." Danach verwickelte sie mich in ein langes Gespräch über Orchester und Schule. Währenddessen machten wir essen

Nachdem wir gegessen hatten, atmete ich tief durch und setzte zum Gespräch an. "Ähm... Mama, ich wollte nochmal über mein Verhältnis zu meinem Vater reden", ich bekam das Wort ,Papa' nicht über die Lippen. Es fühlte sich nicht richtig an. "Heute habe ich den Bus verpasst, weil er mich aufgehalten hat. Deshalb-", meine Mutter unterbrach mich. Du willst den Kontakt beenden?", es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Ich nickte. "Irgendwie bekommen wir das hin!", sagte sie und umarmte mich.

Ich schrieb Abends noch mit Rasmus:

"Wir werden den Kontakt beenden ich habe mit meiner Mutter darüber geredet" Rasmus antwortete sofort: "Ich freu mich so für dich!" "Danke", antwortete ich. "Freust du dich auf die Orchesterfahrt?", fragte er. "Naja, ein Wochenende durchproben, du weißt schon", antwortete ich. "Immerhin muss ich nicht zu meinem Vater." "Immer das positive sehen ^-^" Ich schickte einen Grinsesmiley. "Glaubst du der Bus kommt dieses Mal pünktlich?", fragte Rasmus. "Wenn ja, dann fress ich einen Besen", beantwortete ich Rasmus' Frage. "Wollen wir uns morgen treffen?", fragte er. "Klar gerne, bei wem?" "Is mir egal, bei dir?", ja, so war Rasmus. In der Öffentlichkeit total förmlich und privat scheißt er auf Rechtschreibung und Grammatik, auf gut Deutsch gesagt. Ich sendete einen Daumen nach oben. "Du weißt ja, wann ich Schluss habe" "Kay", antwortete er. "Schreibst du morgen was?", fragte ich. "Ja Mathe aber ich hab schon gelernt", ich beantwortete dies mit einem Strebersmiley. "Ich schreib Englisch kann ich ja" "Hab morgen erste Physik", Rasmus schickte einen genervten Smiley. "Muss Schluss machen", schreib er. Ich antworte: "Ok Ciao" "Bis morgen"

Ich legte mein Handy weg und drehte mich zur Wand. "Ich hoffe es funktioniert", dachte ich. "Wenn nicht, dann habe ich ein Problem."

Am nächsten Tag schaffte ich die Englischarbeit einfach und wurde mit Matheaufgaben gequält. 

Als ich zuhause war, machte ich mir noch Spaghettiauflauf warm. Kurz nachdem ich aufgegessen hatte, klingelte es an der Tür. Ich lief zur Tür und öffnete diese. "Hey!", begrüßte Rasmus mich. "Hi!", antwortete ich. "Komm rein!" Er umarmte mich kurz und betrat die Wohnung. "Du kennst dich ja aus", sagte ich lächelnd. Wir liefen in mein Zimmer. Ich setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl, er auf mein Bett. Wir unterhielten uns über alles mögliche.

Ein paar Stunden später merkte ich, dass Rasmus ziemlich nervös war.  "Alles gut?", fragte ich. Er überlegte. "Naja, also, ich-", Rasmus vergrub sein Gesicht in den Händen. "Du kannst mit mir über alles reden. Aber, du musst natürlich nicht." Rasmus sagte: "Ich will ja mit dir reden, aber ich bin mir so unsicher..." Ich setzte mich neben ihn. "Ich weiß wie du dich fühlst. Du hast Angst, dass ich dich nicht verstehe. Aber das wird nicht passieren!" Er nickte und atmete tief durch. "Also... Ich bin seit einigen Monaten am strudeln wegen meiner Sexualität und deshalb wollte ich dich fragen, ob du... Naja, also ob du...", er begann zu murmeln. "Was hast du gesagt?", ich blickte ihn verständnisvoll, aber dennoch fragend an. Er atmete tief durch. "Ob du mich küssen könntest."





Lol, hab das Nachwort vergessen ^^"


Auf jeden Fall wird diese Geschichte sehr viel Musiktheorie beinhalten, deshalb werde ich unter dem Kapitel in dem das ist, eine kleine Erklärung machen.


Ja, das wars auch wieder haha

From friends to lovers || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt