𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟒

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Bermal

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Bermal

»Bermal du musst nicht hingehen, wenn du nicht willst«, sieht meine große Schwester zu mir, als sie den Boden wischt, während ich dabei bin wieder mal ein Gebäck zu stehlen. »Wird schwer, wenn ich eine Vorladung zum Gericht bekommen habe«, murmle ich und drehe den Muffin um seine eigene Achse. Sie stoppt das Wischen und legt ihre Hände auf den Stab. »Das ist nochmal was anderes«, atmet sie aus, bückt sich zum Eimer hinunter und wirft den Lappen ins Wasser. Ich würge stumm, als ich das dreckige Wasser sehe. »Gott, wischt ihr nur alle paar Jahre?«, verziehe ich mir angewidert das Gesicht. Sie wirft mir ein Blick mit hebendem Kopf zu und schüttelt schnaubend das Gesicht.

»Ich kann nicht ständig hier mithelfen. Ich habe -«, »Ja schon kapiert. Du hast eine zuckersüße Tochter und kannst nicht jedesmal in der Bäckerei aushelfen«, beende ich genervt ihren Satz und beiße in die Glasur rein. Ich könnte mein Gesicht in diese Backstube rein werfen, ohne zu es bereuen. Wie lecker! »Wie schön, dass du es erfasst hast. Wäre auch reizend, wenn du den Boden regelmäßiger wischen würdest, dann hätten wir diesen ganzen Stress von Mama und Baba nicht« Sie drückt das Wasser aus dem Lappen aus und wischt eine erneute Runde über den ganzen Boden. »Warum hilft dein Ehemann dir nicht?«, »Er hat eine 12 Stunden Schicht, falls es dir ergangen und er hilft, wo er nur helfen kann.« Ich verdrehe mir die Augen. »Du könntest mir auch mal helfen«, »Ich habe Uni und arbeite hier, tut mir leid«, mampfe ich weiter und stehe vorgelehnt mit beiden Armen über die Arbeitsfläche. »Du schwänzt seit Wochen, Bermal. Du hast alle Zeit der Welt«, schnauzt sie mich an. »Hey, sei mal bisschen netter. Ich muss mit einem traumatischen Erlebnis zurecht kommen«, ziehe ich die Brauen streng zusammen. Ich sehe Mizgins Kopf aus der Theke hüpfen und, wie sie mich mit gehobenen Brauen anguckt.

»Soll ich dich jetzt auch noch bemuttern?«, »Ihr seid ja so unsensibel. Ich hätte sterben können!«, »Tja, das bist du nicht, also herzlichen Glückwunsch«, lächelt sie ironisch und kommt mit dem Eimer und Mop hinter die Theke rein. Ich kaue schneller und wütender. Also für meine Familie muss ich erst sterben, damit was passiert. Ich bin fast gestorben. Warum sieht das keiner außer meine Eltern und Narin? »Dir sollte man Merwê wegnehmen!« Dreist nimmt sie mir grinsend den Muffin aus der Hand. »Dafür mag ich mein kleines Mädchen zu sehr« Sie beißt in den Muffin und ich nehme ihn mir sofort zurück. »Wie wäre es mit Hände waschen?«, sehe ich sie an. Sie schaut auf ihre Hände und sagt mit vollem Mund »Ups.« Igitt. Ich glaube dieser Muffin gehört jetzt in die Mülltonne und darf niemals angerührt werden.

Die Türglocke ertönt und ich stelle mich aufrecht. »Here destê xwe bişo«, sage ich zu ihr, dass sie ihre Hände waschen gehen soll. Zum krönenden Abschluss wischt sie mit ihren Händen über mein Gesicht und lässt mich lachend allein mit dem Kunden. »Warte ab!«, zische ich leise und sehe hinter ihr her. Ich nehme ein Lappen und wische über mein Gesicht und schnalze mit der Zunge. Egal, reiß dich zusammen. »Hi, willkommen bei Nanê Şîrîn. Wie kann ich dir behilfl-« Mein Satz hält an und landet in dem Stau seiner Präsenz. Meine Pupillen weiten sich, als mir das altbekannte Schneewittchen Gesicht zum Vorschein rangt. Bekanntschaft ist der Stift seiner Mimik und bei seinem vertrauten Hi könnte ich mir die Beine brechen. Na ja ... also nicht brechen. Ach egal. Ich versteife mich und halte mich an der Theke fest. Was macht er hier? Ich dachte, ich würde ihn nie wieder sehen. Vielleicht wäre es auch so besser gewesen. »Vorsicht der Boden ist nass«, warne ich ihn vor, nachdem er die nächsten Schritte zur Süßwaren Theke wagt. Er bleibt kurz stehen und sieht zum feuchten Boden. »Ich werde schon nicht hinfallen, es sei denn du willst das.« krbemslsofufbfvrrj. Was hat er gerade gesagt? Ich lache verkrampft und halte mir den Mund zu. Scheiße Bermal ... ich habe mich wie eine Ente gehört. Wo bleibt meine ganze Persönlichkeit neben diesem Mann? Ich habe das Gefühl, er muss nur einmal pusten und ich fliege ihm hinterher. Gott, zu viele Bücher. Schande über diese tollen Bücher ...

𝐑𝐄𝐍𝐆𝐀𝐑Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt