Rengar
»Du hast Besuch.« Der schallende Ton des Metalls, lässt mich den Kopf anheben. Ich sehe zum Beamten, der gerade noch sein Papierbrett gegen die Tür gehämmert hat. Alle in der Zelle eifern die Achtsamkeit, die der Beamte, dadurch erzielen wollte. Seine wertfreien Augen blicken zu mir und er winkt mir mit dem Finger zu. »Mitkommen« Ist seine Aufforderung und ich hüpfe vom Hochbett, »Jetzt bin ich dran!«, ruft Dickerchen und streckt seine Hände nach meinem Jo-Jo. Ich werfe es ihm entgegen und er verfehlt das Fangen, wie ich anders nicht erwartet habe und bekommt ihn an die Stirn.
»Falls es wieder dieses Mädchen ist, will ich den Besuch nicht empfangen« Mit Handschellen werde ich zum Besucherraum vorgeführt. »Warum das? Hat deine Perle dich verärgert?« Freddie begleitet seinen Kollegen und mitten im Gang bleibe ich stehen. »Sie ist nicht meine Perle«, widerspreche ich gesichtsverzerrt und beutle amüsierte Mimiktöne, die mir eine falsche Melodie vorspielen. »Nicht stehen bleiben, weiter laufen«, dreht mich sein Kollege in die Laufrichtung. »Annette schwärmt von ihren Muffins. Das nächste Mal soll sie bitte aber mehr mitbringen«, sagt Freddie. »Klar, soll sie dich noch füttern?«, frage ich trocken und sehe schon die Metalltür. »Werd ja nicht frech, Reggie«, nennt er mich bei Dickerchen Spitznamen, nur um mich mit Öl zu gießen. »Nenne mich noch einmal so und ich stifte eine Schlägerei in der Cafeteria«, mein Ton ist behaglich - ohne knirschende Zähnen, die Drohung versprechen.
Die Schleuse Tür rangt sich rein und das Signal leuchtet grün. Ich habe keine Lust auf diese Bermal. Sie hat kurdisches Temperament und darauf möchte ich verzichten. Ihr Besuch ist fünf Wochen her und seitdem fragt mich Dickerchen, wann wir neue Muffins bekommen. Es ist schon schwer zu erklären, dass diese Muffins sie nicht gebacken hat und jetzt kommt sie wieder? Es hat ein Scheiß ihr zu interessieren, warum ich mir mein Knastticket selbst erkauft habe. Sie verhält sich so, als wäre es ihr schuldig und wir kennen uns nicht mal, dass sie sowas von mir verlangen kann.
Sie kann meine Eier kraulen.
»Viel Spaß. Du hast zehn Minuten«, »Gib mir fünf«, sage ich. Das erzürnte Gesicht von ihm und wie er am Besuchertisch wartet, ignoriere ich. Viel mehr zucken meine Mundwinkel hoch, da ich ihn seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen habe. Dennoch wird er mir den Arsch versohlen.
Ich rieche verkorkte Eier. Meine Handschellen werden geöffnet und ich laufe langsam zu ihm.
»Hîvron.«
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𝐑𝐄𝐍𝐆𝐀𝐑
RomanceMan sagt, dass Rot die Farbe des Teufels sei. Maßlos wurde ich in die Irre geführt, denn Rot ist so viel mehr wert, als das Feuer im Höllenfeuer zu beschreiben. Viel mehr ist sie die Farbe des Milieus, in welcher ein fremder Mann mich vor einer Verg...