Kapitel 31 - 2

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Ich weiß doch sonst genau
Was mich warum wozu führt
Ja, ich bin doch sonst so furchtbar schlau
Nur indirekt berührt
Doch du kommst hemmungslos
So ganz nah an mich ran
Fühl mich wehrlos
Du ahnst, dass ich so nicht von dir lassen kann
Treib mich in den Wahnsinn
Aber treib mich nicht zu weit
Oder bitte doch ein kleines Stück zu weit

Du bist
Wie ein Herzbeben
Erschütterst bis ins Mark
Bin irritiert, verlegen
Doch jetzt erst recht ganz stark
Du bist
Wie ein Herzbeben
Tief und mittendrin
Ich will dich erleben
Wenn das allerletzte Eis zerspringt
— Herzbeben by PUR —

— Leon —

„...und dann wird mir noch ständig gesagt, ich soll keinen Blödsinn machen. Kannst du das fassen, Chris? Hab ich schon mal jemals Chaos gestiftet?", beschwerte ich mich fragend bei meinem Sohn, nachdem ich meinen Beobachtungsposten verlassen hatten. Alle sagten immer, der Kleine wäre mein absolutes Mini-Me, aber sein missbilligender Blick gerade sprach eine ganz andere Sprache. Den hatte er eindeutig von seiner Mutter geerbt!

Da das gemütliche Frühstück mit meiner Frau ja nun ins Wasser gefallen war, beschloss ich spontan, uns mit Marius und Max zum Frühstück in Bochum zu verabreden. Gute zehn Minuten später hatte ich alles nötige samt Baby im Auto verstaut und fuhr ein Stück weiter die Straße hoch um Max einzusammeln. Nach dem Saisonende in der Türkei war mein Kumpel mit Sack und Pack wieder nach Deutschland gekommen und hatte das Haus von einem ehemaligen BVB-Kollegen gekauft. Dieses lag nur ein Stück weiter die Straße hinauf, also in perfekter Lage zu uns, ebenso wie die Häuser meiner alten neuen Teamkollegen. Serge und Leroy waren bereits nach Dortmund übergesiedelt; Josh war gerade dabei, damit sie nach der Hochzeit am Samstag direkt hier bleiben konnten. Auch Jamal hatte sich bereits hier nieder gelassen, allerdings - und das sehr zu meinem Leidwesen in Sachen Putzen - nicht bei uns. Leider hatte Max das Rennen gemacht und nachdem was ich so hörte, kamen die beiden sehr gut miteinander klar.

„Na Großer, so früh schon auf den Beinen?", grinste Max als er neben mir auf den Beifahrersitz plumpste.
„So ist das mit Baby...außerdem ist meine Frau auch schon unterwegs."
„Jetzt schon? War der Termin nicht erst gegen elf oder so?"
„Korrekt, aber sie musste heute morgen plötzlich ganz schnell eher weg. Unsere sonst so überkorrekte Team Assistance hat sich nämlich nicht an unsere Abmachung gehalten."
Max gluckste belustigt: „Du doch auch nicht!"
„Das ist ja wohl was komplett anderes!"
„Natürlich...", er lachte, „Und? Schon ne Ahnung, was es sein könnte?"
„Nicht die geringste, aber Mats steckt bis zum Hals mit drin...", mittlerweile waren wir auf der Autobahn angekommen und ich beschleunigte den Audi hoch, „...den greifen wir uns nachher mal bei einer Joggingrunde. Vielleicht verplappert er sich."
„Wir?"
„Ja natürlich, wir!"
„Eeeeerm...also deine Frau ist jetzt auch meine Team Assistance und ich will mich nicht gleich vor Saisonstart schon unbeliebt machen..."
„Das hier ist privat!"
„Ach, aber bist du nicht derjenige, der immer darüber meckert, dass sie das ständig vermischt?"
„Ja, bei mir!", rollte ich mit den Augen; was war denn los mit ihm?, „Was bist du außerdem für ein Weichei geworden, Maximilian? Die Türken haben dich ja komplett verweichlicht."
„Ich will lediglich einen guten Eindruck machen..."
„...bisschen spät, oder?! Den hast du so oder so verkackt", mobbte ihn, bevor ich einen Blick in den Rückspiegel warf, „Verpetz mich bloß nicht bei Mami, dass du so ein Wort bei mir gehört hast, Chrisi."
Max warf mir einen spöttischen Blick, hielt sich jedoch lieber geschlossen und ich wertete das mal als Zustimmung für meinen späteren Schlachtplan.

Wenig später hatte ich das Auto sicher in einem Parkhaus in der Bochumer Innenstadt geparkt. Während ich den Kinderwagen raus holte und fahrbereit machte, hatte sich Max den Kleinen geschnappt und legte ihn nun hinein. Getarnt mit Sonnenbrille zogen wir los in Richtung unseres Bochumer Stammcafes.
„Na du Strohwitwer", lachte Marius frech; er hatte uns im Café Zentral bereits einen Tisch gesichert und stand auf, um uns mit Handschlag zu begrüßen, „Hat dich deine Frau abserviert?"
„Die ist mit dem schönsten Mann der Bundesliga unterwegs. Holt ihr Brautkleid ab...und mein Hochzeitsgeschenk", grinste ich breit, als ich mich auf einen Stuhl fallen ließ.
„Du hast auch immer ein Schwein", meinte Marius amüsiert; das Gespräch wurde unterbrochen, weil eine Kellnerin neben uns auftauchte.
Sie musterte uns drei, mich am intensivsten, während sie auf unsere Bestellung wartete. Ich war Blicke gewohnt und störte mich schon gar nicht mehr an sowas. Wahrscheinlich würde sie später nach einem Foto und/oder Autogramm fragen. Das war auch in Ordnung so lange niemand die Kamera in den Kinderwagen hielt!

Wir bestellten uns jeder ein großes Frühstück, welches schon wenig später an unseren Tisch geschwebt kam. Chris hatte in der Zwischenzeit angefangen zu meckern, so dass ich ihn aus seinem Wagen raus nahm und er es sich nun in meiner linken Armbeuge gemütlich machte. Allerdings wurde die Laune nicht wirklich besser.
„Na Sonnenschein, was ist denn los?", ich kitzelte seinen Bauch, aber mein Sohn stierte nur böse in eine Richtung. Er entspannte sich erst wieder, als alle Teller auf dem Tisch angerichtet waren.
„Phie hat den Kleinen gut abgerichtet", prustete Marius amüsiert.
Kurz: Hä?

„Sorry, aber ich versteh nur Bahnhof", irritiert griff ich zu meinem Kaffee.
„Dir ist also nicht aufgefallen, dass die Kellnerin beim zweiten Mal raus kommen nur noch ein gut decolltiertes Top an hatte?", fragte Max mit schräg gelegten Kopf.
Und Marius ergänzte: „Und das sie dich mit ihren Blicken förmlich ausgezogen hat?!"
„Es ist warm heute", zog ich eine Augenbraue hoch, „und euch hat sie auch gemustert."
„Aha...", machte Max nur, ließ es aber auf sich beruhen und widmete sich nun dem Essen. Dem Kleinen hatte ich einen bunten Spielzeugring gegeben, den er interessiert studierte, so dass ich in Ruhe frühstücken konnte.
Zusammen mit meinen Jungs fachsimpelte ich darüber, was sich Sophie wohl für mich ausgedacht hatte. Wenn ich nicht zumindest einen Anhaltspunkt bekam, würde ich bis Samstag vor Neugier umkommen!

„Darf ich dir noch einen Kaffee bringen?", lächelte mich die Kellnerin plötzlich an. Dabei beugte sie sich über den Tisch und ich starte auf oder besser gesagt, in ein decolltiertes Top. In aller Ruhe zog sie sich die Tasse heran, als ich zusammen zuckte. Das Baby hatte mir mit diesem bösen Blick von vorhin seinen bunten Holzgreifring vors Kinn gehauen.
Autsch!

„Hey, was sollte das?", brummte ich empört und rieb mir dabei das Kinn. Meine beiden Kumpels konnten nicht mehr an sich halten und lachten sich den Arsch ab.
„Tja Fremdflirterei ist nicht mit ihm im Schlepptau", gluckste Max; er wischte sich eine Lachträne aus dem Gesicht.
„Ich flirte nicht", genervt rollte ich mit den Augen. Wann würde mir endlich jemand glauben, dass ich dazu nicht in der Lage war?!

„Ja, klar..."
„Maaaan, Max, was kann ich dafür, wenn die mir ihren Ausschnitt unter die Nase hält?!", genervt bließ ich die Backen auf, „Ich würde mir auch lieber die Brüste meiner Frau anschauen...aua!"
Die beiden Blonden prusteten los, weil der Kleine mir schon wieder den Greifring vors Kinn gehauen hatte. Einen guten Schlag hatte er ja schon drauf.
„Hallo?! Mami's Brüste waren gemeint", piekste ich ihn tadelnd in den Bauch, „Wenn du nicht aufhörst, petzte ich ihr das alles. Glaube nicht, dass sie das gut heißen würde!"
Bevor auch nur einer der beiden etwas sagen konnte, kam mein Kaffee auch schon angeschwebt und ich hatte schon wieder ein paar Brüste im Gesicht. Bevor Chris mir schon wieder eins mit seinem Greifring verpassen konnte, hielt ich diesen lieber nun mit fest, damit er nicht auf dumme Gedanken kam.
„Duuu, eeeerm...Lisa, richtig?", ich spähte auf das Namensschild, welches an ihrem Top befestigt war, „Tust du mir einen Gefallen?"
„Klar, alles, was du möchtest...", sie lächelte strahlend und selbst mir war nun die Zweideutigkeit in ihren Worten aufgefallen.
„Super! Könntest du vielleicht dann deinen Ausschnitt meinen beiden Single-Kumpels unter die Nase halten?!", fragte ich geradeheraus, „Ich bin bereits mit einem sehr hübschen Paar Brüste verheiratet und absolut loyal."
Die Kellnerin lief rot an, stotterte irgendwas unverständliches und weg war sie.

„Alter, dein Ernst?", ungläubig schüttelte Max den Kopf, „Jetzt hast du sie vergrault."
„Ich heirate in ein paar Tagen und ich habe nicht vor, dass mit blauen Flecken am Kinn zu tun, klar?!"
„Aber...ohhhh", machte Max und fixierte etwas hinter mir.
„Was?"
„Ach nix", winkten die beiden Blonden synchron ab.
Das war verdächtig!
Aber sowas von!

Als ich mich umdrehte, konnte ich jedoch nichts ungewöhnliches feststellen. Also zuckte ich mit den Schultern und wandte mich wieder wichtigeren Themen zu. Und zwar immer noch der Frage, was sich meine Frau für mich zur Hochzeit überlegt hatte!

Still In Love With You [A Leon Goretzka-FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt