Kapitel 10 - Katharinas Wolf

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Sie ist viel netter als ich dachte, sie hat es geschafft, dass ich mich hier wirklich ein wenig willkommen fühle. Ich muss zugeben, dass ich mein Lächeln nicht unterdrücken kann und so schau ich auf das Kuscheltier in meiner Hand runter. Knuffig das Tierchen. Ein Zupfen an der Jacke von Mike zieht meinen Blick nach unten und da steht die kleine Prinzessin mit leuchtenden Augen. Vorsichtig knie ich mich zu ihr runter und überreiche ihr ihr Kuscheltier, welches sie dann fest umarmt. Und schon rennt sie wieder zu ihrem Vater und setzt sich auf seinen Schoß, einfach niedlich. Ob ich auch mal so eins haben werde? Eher unwahrscheinlich, kopfschüttelnd rapple ich mich wieder auf. Eine Hexe kann nur mit ihrem Gefährten Kinder bekommen und Jackson hat mich abgelehnt. Klar, seine Mutter hat gesagt, er bereut es, aber wirklich glauben tu ich das nicht. Jackson meint meistens das was er sagt und seine Abneigung mir gegenüber war schon immer sehr deutlich. Innerlich schüttle ich den Kopf, ich brauch Jackson nicht, er hat mich nie gemocht und ihm verdanke ich fast alle Narben auf meinem Körper. Diese blöde Matebindung will mich dazu bringen ihn zu lieben, ob ich will oder nicht. Das ist unfair, ich will ihn nicht lieben, ich will frei sein, unabhängig und eigentlich auch sehr weit weg von Jackson. Grummelnd verkriech ich mich weiter in die Lederjacke von Mike und versuch niemanden in die Augen zu sehen, schon gar nicht meinem Vater. Was wird jetzt passieren? Die Königin hat gesagt, dass ich jetzt Teil der Familie bin, aber was heißt das im Hinblick auf Jackson? Immerhin hat er mich doch schon ausgetauscht, anders können die Kratzer nicht erklärt werden. Die Unsicherheit liegt mir wirklich schwer im Magen und diese anhaltende Stille macht es wirklich nicht besser. Götter sei Dank unterbricht die kleine Lilly das anhaltende Schweigen, indem sie wieder auf mich zu rennt und mir andeutet, dass ich mich wieder hinknien soll. Verwirrt komm ich dem Wunsch nach und Lilly hält mich an meinen Schultern fest, um mir dann etwas ins Ohr zu flüstern.

„Kannst du dich mal in deine Wolfsform verwandeln? Bitte? Ich möchte sie so gerne sehen."

Sehnsuchtsvoll spricht sie ihre Bitte aus und verursacht bei mir einen Knoten im Bauch, ich hasse es mich in eine Wölfin zu verwandeln, vor allem vor anderen, die lachen immer, wenn sie mich sehen. Ob das hier auch passieren wird? Ich will nicht wieder ausgelacht werden, aber wie soll ich der kleinen Prinzessin ihre Bitte plausibel ausschlagen? Unwohl verlagere ich mein Gewicht und versuche einen Ausweg zu finden. Leider wird die kleine Prinzessin immer ungeduldiger und beginnt auf der Stelle auf- und abzuhüpfen und mit einem schnellen Blick auf die restlichen Familienmitglieder erkenne ich auch bei ihnen wachsende Neugier. Sich in Gegenwart von ranghöheren Wölfen zu verwandeln ist ein Zeichen der eigenen Stärke, einfach weil man in der Lage ist die zu tun und sich damit von dem „schwachen" Menschen unterscheidet. Ich hab mich bisher nur selten verwandelt, weil mein Vater diese Form gerne nutzt, um mich zu hetzen und zu erniedrigen. Nur weil ich „etwas" kleiner bin als andere Wölfe. Ergeben seufze ich tief auf und ergebe mich meinem Schicksal wieder ausgelacht und verspottet zu werden, aber lieber jetzt als später bei größerem Publikum. Vielleicht ist es Jackson dann auch so peinlich, dass er seine Mutter doch noch überzeugen kann mich nicht als Gefährtin nehmen zu müssen. Instinktiv konzentriere ich mich auf die wilde Seite in mir, etwas, was jeder Werwolf hat. Sie spiegelt unsere tierischen Urinstinkte wider und erlauben es uns die Verwandlung einzuleiten und die Eigenschaften von Wölfen anzunehmen. Freude und Ungeduld springen mir von meinem Wolf entgegen, wir sind schon sehr lange nicht mehr in Wolfsform gewesen, da ich so noch viel angreifbarer bin, als wenn ich menschlich bin. Meine Umgebung wird kleiner und kleiner, bis sich alles wieder einpendelt und ich in meiner Wolfsform vor der Prinzessin stehe. Es fühlt sich so seltsam an nach langer Zeit mal wieder als Wolf da zu stehen, aber es ist auch wie eine Befreiung, mein inneres Wesen schnurrt vor Begeisterung. Ich bin aber immer noch skeptisch, was wenn sie mir doch schaden wollen? So kann ich mich nicht verteidigen! Nicht, dass ich es in menschlicher Form arg viel besser kann, aber ich fühl mich so viel verletzlicher als Wolf. Ganz vorsichtig schau ich über meine Schulter zu den potentiellen Gefahren, der Leibwache und Jackson, aber was ich da sehe hätte ich nie erwartet. Ein fast schon seliges Lächeln liegt auf Jacksons Gesicht, ich wusste gar nicht, dass er so ein Gefühl zeigen kann, und seine Augen haben einen so sanften, liebevollen Ausdruck während er mich mustert, dass es mir fast das Herz bricht. Wie soll ich mit so einem Gesichtsausdruck leben, wenn er mich doch abgelehnt hat? Das ist mir alles zu viel.

Mein Omega, meine Luna, meine KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt