Dos

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                                 ELISHA

Ich warf meinem Zimmernachbarn einen Seitenblick zu und musste über seinen angestrengten Blick auf den Fernseher lachen.
Andererseits gefiel mir sein Interesse an dem Barbiefilm total, denn vor allem früher hätte ich es geliebt, wenn mein Exfreund sich einmal opfern würde mit mir einen solchen Film anzusehen.

„Wer ist denn jetzt dieses hochnäsige Biest? Die ist ja total anstrengend", seufzte Leonardo genervt.

„Sie heißt Malucia", erklärte ich ihm und er verdrehte die Augen.

„Naja perfekt. Aber eigentlich interessiert es mich gar nicht, wie sie heißt. Sie soll einfach nur verschwinden", sprach er weiter und wir konzentrierten uns beide wieder auf den Film.

Das Gefühl der Geborgenheit überkam mich und ich fühlte mich in seiner Anwesenheit besser, denn ich war mir bewusst, dass mich kein einziger aus meinem etwas verkorksten Umfeld hier besuchen würde.
Meine Mutter wohnte in Los Angeles, also nicht gerade um die Ecke und ist derzeit ziemlich beschäftigt mit ihrem neuen Lover.
Meinen Vater hatte ich nicht mehr gesehen seitdem ich drei Jahre alt war, vielleicht hatte er solange gebraucht um Milch zu holen, wer weiß das schon.
Und meine allerbeste Freundin hält es generell nicht für nötig mich im Krankenhaus zu besuchen, was heißt, dass es keinen interessiert, ob ich hier verrecke oder geheilt werde.

Das Gefühl von Traurigkeit überkam mich und ich konnte nicht anders als tief zu seufzen, weswegen mir bewusst wurde, dass es wohl keinen sonst geben würde, der ihn so gut versteht wie ich, denn man muss erstmal selbst in so einer Situation gewesen sein, um das Gefühl vermittelt bekommen zu haben, dass es niemanden gibt, der sich für dich interessiert und dann fragst du dich, ob es eigentlich noch Sinn macht zu kämpfen.
Doch das tut es, denn man sollte dies nicht tun, aufgrund der anderen sondern für sich selbst.
Der Mensch ist ein Einzelgänger und kämpft für seine eigene Person und Gesundheit.

Es klopfte an unserer Zimmertür, wodurch ich aus meinen Gedanken gerissen wurde und abwartend in dessen Richtung blickte.
Der Arzt betrat den Raum und schenkte uns abwechselnd einen lächelnden Blick.

„Señor Vitiello, ich vermute Señora Mortetti hat Sie schon damit in Kenntnis gesetzt, dass Sie Lungenkarzinom haben und sich dies auf ihre Gesundheit auswirkt", sprach der Arzt Leonardo an und dieser schaltete den Fernseher auf stumm.

„Ja, das hat sie", bestätigte er.

„Gibt es denn eine Möglichkeit den Krebs zu behandeln?", wollte Leonardo noch wissen.

„Ja die gibt es in der Tat. Sogar verschiedene. Señora Moretti hat sich für einen operativen Eingriff entschieden und wenn Sie möchten, kann ich Ihnen dieses Vorgehen auch noch einmal erklären", sprach der Arzt weiter und Leo nickte.

„Bei der Operation werden der tumortragende Lungenabschnitt und die benachbarten Lymphknoten entfernt. Der häufigste Eingriff ist die Entfernung eines Lungenlappens", schilderte er.

„In wie weit kann dies Nebenwirkungen geben nach solch einer Operation?", hakte Leonardo nach.

„Infolge der Operation verringert sich die Ihnen zur Verfügung stehende Atemfläche. Ist die Lungenfunktion vor der Operation ausreichend, stellt dies für den Patienten jedoch kein größeres Problem dar. Er kann den Verlust von Lungengewebe dann in der Regel gut kompensieren.
Spezielle atemgymnastische Übungen in der Rehabilitation helfen außerdem, die Leistungsfähigkeit der Lunge nach der Tumortherapie wieder zu verbessern. Die ersten Übungen können bereits in der Klinik unter Anleitung eines Krankengymnasten erlernt und später zu Hause fortgeführt werden. Für Raucher allerdings gilt, dass sie umgehend, also noch vor der Operation, mit dem Rauchen aufhören sollten, um ihre Lungenfunktion zu verbessern", erklärte der Doktor und Leonardo hört aufmerksam zu.

„Ich bin Nicht-Raucher und wenn ich so die Möglichkeit bekomme, von meinem Krebs geheilt zu werden, werde ich diese natürlich nutzen. Ich möchte es ebenfalls durch eine Operation versuchen", entschied sich Leonardo ziemlich schnell und der Arzt nickte.

„Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie helfen oder etwas bringen?", fragte er nun zum Schluss an uns beide gewandt und Leonardo begann zu grinsen.

„Bekomme ich eigentlich auch die Möglichkeit auf die Toilette zu gehen? Das wäre auf jeden Fall sehr schön", meinte er und ich konnte mir das Grinsen nicht unterdrücken.

Der Arzt machte ein paar Schritte auf ihn zu und kämpfte mit den Kabeln, mit welchen er noch immer an die Geräte angeschlossen war.
Diese wurden von ihm entfernt, sodass er ins Freie kam und im Badezimmer verschwand.
Kurz darauf kam Leonardo wieder und stellte den Fernseher auf Ton.

„Warte was? Diese Bitch hat es jetzt doch tatsächlich geschafft den süßen Einhörnern die Hörner zu klauen? Wie hinterhältig und gemein ist das denn?", schimpfte er und ich konnte nicht anders als lauthals loszulachen.

Schon ziemlich schnell stellte Leonardo fest, dass Barbie es geschafft hatte, Malucia zu überwältigen und musste grinsen.

„War ja klar, dass sie das schafft. Es muss ja schließlich ein Happy End geben sonst macht es erstens kein Spaß und zweitens wollen die Kindern dann ganz bestimmt nicht noch so einen Film schauen", murmelte er.

Ich kuschelte mich noch weiter in das weiche Kopfkissen ein, in welchem man schön einsinken konnte und starrte Leonardo aufs Neue an, woraufhin ich mich ertappt fühlte, als dieser in meine Richtung blickte.

„Es gefällt dir scheinbar mich anzustarren, ist das nicht so?", fragte er neckend.

„Ich-ich", stammelte ich und spürte wie mir die Hitze ins Gesicht stieg und ich knallrot wie eine Tomate wurde.

„Hat es dir die Sprache verschlagen, mon chéri?", hakte Leonardo nach und ich hielt mir die Hände vors Gesicht.

„Ich starr dich schon nie wieder an keine Sorge", zickte ich und kaute nervös auf meiner Unterlippe herum.

Ich konnte nicht sagen, wieso mich dieser Moment gerade so durcheinander brachte, doch dieser Mann war eindeutig etwas besonderes.
Außerdem wusste ich nicht, warum ich mich zu Leonardo zu verbunden fühlte, doch es gab definitiv Dinge, die wir miteinander teilten.
Noch nie habe ich mich so schnell von jemanden verstanden gefühlt und es tat mir irgendwie gut, dass ich auf ihn gestoßen bin.
Ich hatte die Hoffnung aus ihm einen besseren Menschen zu machen.

Wieso ich mich ihm so nahe und verbunden fühlte, konnte ich in diesem Moment noch nicht sagen, aber ich war mir sicher, dass ich dies schon sehr bald herausfinden würde.

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Team Leonardo oder Elisha?🥹🥰

The disease ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt