Colton
Mir entgeht nicht, wie unbehaglich sie sich gerade fühlt. Aber wenn ich sie jetzt gehen lasse, wird es für sie morgen nicht angenehmer werden. Und außerdem muss ich ihr diese eine Frage noch stellen.
Ich fahre mir mit der Hand durch das Haar, bevor ich sie wieder ansehe.
„Ich muss das jetzt fragen – hat Samuel etwas getan, was Sie nicht wollten?", bringe ich schließlich heraus.
Dies zu fragen, fällt mir verdammt schwer. Aber ihre Tränen vorhin waren wohl kaum grundlos und deshalb muss ich mich diesem Thema vorsichtig annähern. Ich spüre, wie ich mich verkrampfe, während ich auf ihre Antwort warte.
Sie sieht ehrlich überrascht aus. Es ist jetzt das dritte Mal an diesem Tag, dass ich eine echte emotionale Regung an ihr wahrnehmen kann.
„Nein, hat er nicht. Ich setze sehr klare Grenzen. Missverständnisse sind daher absolut ausgeschlossen", erwidert sie fest.
Erleichtert atme ich aus. Sie wirkt zwar jetzt fast empört, aber hätte ich sie das nicht gefragt, hätte mir das keine Ruhe gelassen.
„Gut", sage ich mit einem Nicken, während ich sie nicht aus dem Auge lasse.
Mittlerweile ist sie mit dem Po bis an den Rand des Sofas gerückt. Alles an ihr wirkt angespannt und ich kann förmlich ihre leise Bitte hören, dass ich sie endlich gehen lassen soll. Doch irgendetwas ist da in mir, das mich daran hindert, die für sie erlösenden Worte zu sprechen. Normalerweise bin ich diskreter. Gerade verspüre ich jedoch den seltsamen Impuls in mir, sie in den Arm nehmen zu wollen. Selbstverständlich wäre das vollkommen unangebracht. Zum einen, weil sie das nicht wollen würde und zum anderen, weil mein Körper dann vermutlich zu heftig und unangemessen reagieren würde.
Ich fühle mich hin und her gerissen, was zur Folge hat, dass wir einfach nur stumm dasitzen und uns anstarren. Es ist das erste Mal, dass ich Abby Blair so intensiv ansehe, sie richtig ansehe, als würde ich, wenn ich sie nur lang genug mit dem Blick fixiere, erkennen können, was wirklich in ihr vorgeht.
Sie hält meinem Blick tapfer stand, bis sie es nicht mehr aushält und versucht die Spannung zwischen uns mit einem Lächeln zu durchbrechen.
„Wie wollen wir denn jetzt weiterverfahren?", fragt sie und bekommt urplötzlich einen knallroten Kopf.
Ich habe sie noch nie so rot im Gesicht gesehen, normalerweise neigt sie nicht so sehr zur Errötung.
Und wieder spüre ich, dass sich etwas in mir regt und zwar nicht nur in meiner Hose. Es ist eine Art Faszination für diese Frau, weil sie all meine Einschätzungen über sie, wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen lassen hat. Wer ist diese Frau vor mir wirklich? Und warum interessiert mich das gerade so?
Sie hebt die Brauen und erinnert mich dadurch daran, dass sie mir gerade eine Frage gestellt hat.
„Ich denke, wir haben das jetzt geklärt. Ich sehe ihre Nebentätigkeit als problematisch an und sie haben mir, wenn ich das richtig verstanden haben, ihr Einverständnis gegeben, dieser nicht mehr in dem jetzigen Rahmen nachzugehen. Außerdem halte ich es für gefährlich, wenn sie einfach zu irgendwelchen Männern nach Hause gehen, um dort für sie zu tanzen."
Sie lacht auf.
„Und wenn ich im Dunklen durch die Straßen laufe, ist das auch gefährlich. Außerdem war das heute eine absolute Ausnahme. Ich mache das sonst nie. Aber ich habe Samuel vertraut und ich verlasse mich auf meine Menschenkenntnis."
In ihrer Stimme liegt eine gewisse Schärfe.
Es ist mein Beschützerinstinkt, der sich immer wieder Bahn bricht. Ich kann da manchmal einfach nicht aus meiner Haut kommen, auch wenn ich weiß, dass mein oft überschnell reagierender Beschützerinstinkt auf andere bevormundend und einengend wirken kann. Und blöderweise läuft dieser gerade jetzt wieder auf Hochtouren. Hätte Abby Blair vorhin nicht geweint, wäre das etwas anderes gewesen. Aber so – da ist etwas, das sie sich vielleicht noch nicht einmal selbst bewusst gemacht hat, etwas das mit ihrer Nebentätigkeit als Tänzerin zu tun haben könnte, mit ihrer Sexualität? Aber ich bin nicht derjenige, der sie erretten wird. Nein, derjenige werde ich ganz sicher nicht sein. Ich bin ihr Boss und nicht ihr Seelendoktor. Und ich brauche mir auch nichts vorzumachen, indem ich versuche, mir auszureden, dass mich die Bilder von ihr nicht anmachen, denn am Ende tun sie es. Ich weiß genau, dass, wenn ich daran denke, wie sie sich in diesem knappen Outfit selbstbefriedigt hat, hart werde, verdammt hart. Davor die Augen zu verschließen bringt nicht, denn es ist eine Tatsache.
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Berühre mich!
RomanceAls Abby Blair bei ihrer Nebentätigkeit als Tänzerin ausgerechnet von ihrem Boss erwischt wird, ist das Chaos perfekt. Abby tanzt nicht für Geld für Männer, sondern weil sie das Prickeln liebt, das sie dabei verspürt und weil es klar definierte Gren...