Orochimarus Versteck

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Atana wusste, dass Abazure Recht hatte, erinnern konnte er sich trotzdem nicht, selbst wenn er es darauf anlegte.

Natürlich war ihm klar, dass tief in seinem Innern eine Erinnerung schlummerte, die nicht geweckt werden wollte. Er spürte Schmerzen, die überhaupt nicht da sein konnten, ahnte Dinge voraus, die ein normaler menschlicher Instinkt nicht erahnen konnte. Manchmal tauchten wirre Erinnerungen vor seinem geistigen Auge auf und legten ihn stundenlang lahm, versetzten ihn in eine Trance, aus der er nicht erwachen wollte. Sein Körper beschützte ihn vor etwas, was in in seinen Erinnerungen versteckt war und arbeitete hart dagegen an, dass sie sich jemals an die Oberfläche bahnen würden. Dafür war Atana dankbar, er wollte es keineswegs provozieren.

Abazure sah in dem Jungen ein Potential, dass sie niemals vorher gesehen hatte. Er war ruhig und versuchte immer den nächsten Schritt zu gehen, den nächsten richtigen Schritt, auch wenn er sich verlaufen wollte. So jung und doch so gebrochen und verloren in dieser grausamen Welt. Seine Freundin Kakusa hatte verglichen mit ihm schon die nächste Stufe erreicht: Der Bruch und die Schmerzen in ihrem Innern ließ sie bewusst an die Oberfläche. Ihre Arroganz und ihr loses Mundwerk verbargen keinen unsicheren Charakter. Sie war nur lange nicht mehr fähig Beziehungen aufzubauen, weil sie sich nie ganz auf jemanden einlassen konnte. Diese zwei Kinder waren, egal wo sie hingehen würden, fehl am Platz. Verdammt dazu immer zu fliehen oder zu jagen, immer weiter vorwärts zu gehen. Sie würden niemals Ruhe finden.

»Wenn wir Orochimaru erstmal gefunden haben und für ihn arbeiten, kann uns niemand mehr etwas tun.«
Atana hörte selbst wie erschöpft er klang. Ständig auf der Hut zu sein war nicht das, was er wollte. Der Schlüssel zum Frieden ist Schutz. Etwas, was er sich ersehnte, seitdem er geboren wurde. Etwas, was ihm außer Kakashi nie jemand gegeben hatte.
»Ich hoffe, dass ihr euch da nicht irrt.« sagte Abazure und führte Atana zurück in den Palast. Je länger Atana in den Tigerlanden blieb, desto weniger wollte er wieder zurück nach Kirigakure oder in andere große Städte. Hier herrschte Frieden. Hier war es sicher. Doch mit der Zeit machte er sich Sorgen um Kakusa und Abazure schien ihm immer mehr klar machen zu wollen, dass er nicht wirklich in das Reich der Tiger gehörte. Sie meinte, seine Entwicklung wurde dadurch gestört. Aber Atana wollte sich nicht entwickeln. Nur Schmerzen machten einen stärker und er wollte keine Schmerzen mehr erleiden.

Die Tigerin kam eines morgens völlig atemlos in sein Zimmer, auf die Größe einer kleinen Katze geschrumpft, und hechelte eilig.
»Abasuno ist weg. Sie hat das Tigerreich verlassen, ich kann sie nicht finden!«
Atana wusste genau, was das bedeutete: Kakusa hatte sie gerufen und steckte in Schwierigkeiten. Sicherlich wurde sie auf der Suche nach Orochimaru von Anbu erwischt oder Kabuto vertraute ihr nicht, wodurch sie jetzt in Orochimarus Gefängnis gelandet war. Alle Horrorszenarien waren möglich.
»Wir müssen ihr helfen. Sofort.«
Abazure war dankbar, denn alleine konnte sie das Reich der vertrauten Geister nur schwer verlassen.

Sie landerten mit einem Teleportationsjutsu an der Küste, in der Nähe von Onagami. Atana betrachtete die Umgebung um sich herum, doch es war weit und breit nicht mehr als ein paar Pflanzen und Gestein zu sehen.
»Du solltest dich vielleicht so in Katzengröße formen. Wir wollen hier lieber nicht auffallen, ein paar Shinobi sind hinter mir her.«
Abazure schrumpfte sich, nicht ohne einen abfälligen Kommentar über Atanas Situation zu brummen. Irgendwie konnte sie sich schon denken, dass Atana sich diese Feinde selbst zuzuschreiben hatte.
»Ich kann Abasunos Fährte nicht aufnehmen. Sie befindet sich nicht hier in dieser Stadt, wir müssen an einem anderen Ort suchen.«
»Die Welt ist riesig, man. Wo sollen wir anfangen? Orochimarus Verstecke wurden noch nie gefunden.«
Abazure schnaubte und wuchs auf die Größe eines Bären. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet.
»Steig auf. Wenn es immernoch die selben Verstecke sind wie früher, dann sind wir in einer Stunde da.«

Blindfight - Wege der SchlangeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt