„Wir kriegen das definitiv nicht hin.", rief ich fast schon panisch, als Luna und ich wieder alleine in unserem Zimmer waren. „Was meinst du?", fragte sie nach. Ich raufte mir überfordert die Haare und sah sie an. Luna lag völlig entspannt auf dem Bett, während ich am liebsten im Zimmer auf und ab gelaufen währe. Das wiederum währe allerdings nicht unbedingt gut für mein Bein gewesen, weshalb ich auf einem der Stühle saß. „Naja, wir sind völlig überfordert mit dieser Situation und haben keine Ahnung was wir machen sollen oder wie wir hier wieder rauskommen! Wir bekommen das nicht hin!", murmelte ich aufgeregt vor mich hin und zerstörte meine nicht vorhandene Frisur noch mehr. Während mir alles Mögliche durch den Kopf ging. Angefangene und wieder verworfen Pläne, wie wir hier eventuell wieder raus kämen, Überlegungen darüber, wie wir es schaffen könnten, Santiago zu entkommen und vieles mehr kreisten in meinem Gehirn umher und verursachte ein ziemliches Chaos. Ich stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Der Stress in den letzten Stunden, die Verletzung, der Blutverlust, der wenige Schlaf, all dass schien mich jetzt einzuholen. Etwas was mir sonst nur sehr selten passierte. „Also ich habe ja eigentlich nur Hunger.", stellte Luna fest. Ich sah sie einen Moment verblüfft an. Alles um mich herum schien für wenige Sekunden still zu stehen und leise zu sein, auch, oder vor allem das Gedankenchaos in meinen Kopf war plötzlich weg. Luna hatte mich mit ihrer Aussage vollkommen aus den Konzept gebracht und dadurch war es mir möglich, als die Welt sich wieder weiter drehte, wieder klar zu denken. Ich glaubte nicht, dass Luna wusste was sie manchmal mit mir tat, dass sie mir in gewisser Wiese dabei helfen konnte, nicht durchzudrehen. Ich glaubte auch nicht, dass sie das absichtlich machte, sondern eher rein Instinktiv. Und plötzlich war da der Anfang von einem Plan in meinem Kopf. Ich grinste meine beste Freundin an, die immer noch auf dem Bett lag und teilnahmslos an die Decke starrte. Ich hatte einen Plan, wie wir hier rauskommen würden! „Wir müssen mit dem Boss reden.", stellte ich zufrieden fest. „Und etwas zu Essen auftreiben!", fügte Luna hinzu.
Es war mal wieder Tynni, der kam, als ich forderte, mit den Boss dieser Organisation, zu sprechen. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass er nicht unbedingt der oberste Boss war, allerdings schien er zumindest hier das Sagen zu haben. Und er hatte etwas zu Essen dabei, sehr zu Lunas Freude. Während wir also zu dritt an dem kleine Tisch saßen und aßen, erklärte ich Tynni meinen Plan. Dieser hörte sich meine Ausführungen großteils schweigend an und stellte nur ab und an eine Frage. Nachdem er einige Minuten lang darüber nachgedacht hatte, beschloss er: „Prinzipiell ist das kein schlechter Plan, allerdings muss Tanner solch eine Entscheidung treffen." „Der Buschmensch ist also der Oberboss.", sprach Luna aus, was ich dachte. Tynni nickte nur und zog ein Handy hervor, was mich wiederum daran erinnerte, dass man uns, unsere Handys aus Sicherheitsgründen abgenommen hatte, bevor wir hier gelandet waren. Die müsste ich wohl noch zurück fordern, das allerdings hatte noch Zeit. Er rief jemanden an und stellte auf Lautsprecher. Als sich eine vertraute Stimme, mit einem Code meldete, den ich nicht verstand, wusste ich dass es Tanner war. „Hast du grad Zeit?", fragte Tynni ihn ohne weitere Begrüßung. „Ein paar Minuten, was ist?", fragte die Stimme aus dem Telefon. „Es geht um die beiden Mädchen, Luna und Sophie, Sophie hat einen Plan, den du dir anhören solltest.", erklärte Tynni und sah mich ernst an. „Okay, lass hören.", Brummte Tanner misstrauisch. Ich Ignorierte das und begann zu Erklären, wobei ich mich möglichst kurz hielt, da er wahrscheinlich wirklich nicht viel Zeit hatte. „Luna und ich können hier nicht auf Dauer bleiben, das währe, sowohl für euch, als auch für uns ein unnötig großes Risiko. Es ist gut möglich, dass die Regierung selbst uns noch den ein oder anderen Auftragskiller auf den Hals hetzt, wenn Santiago es nicht direkt schafft uns umzubringen. Außerdem, wenn die anderen Männer herausfinden, was Luna ist, würden sie sich wahrscheinlich sofort erschießen und mich gleich mit. Ich gehe davon aus, dass Tynni Sie über unser Gespräch informiert hat?" „Natürlich, bisher wissen auch nur wir beide über euch bescheid. Was also Schlagen Sie vor?", wollte Tanner wissen. „Ich hab einen Unterschlupf, den niemand kennt, naja... eine andere Person kennt ihn noch, aber sie wird uns nicht verraten, dort werden wir beide erst einmal untertauchen und eine Weile bleiben, bis sich die Lage etwas beruhigt hat, und dann sehen wir weiter.", erklärte ich meinen Plan. „Woher wollen Sie wissen, dass diese eine andere Person, euch nicht verraten wird?", hakte der Boss nach. „Sie ist ... war meine Freundin.", sagte ich zögernd. „Das beantwortet meine Frage nicht.", stellte Tanner grimmig fest. „Sie würde Sophie eher selbst umbringen, als dass sie uns an irgendjemanden verrät.", meldete sich Luna zu Wort. „Okay.", meinte er zögernd, „allerdings kann ich es definitiv nicht verantworten, euch beide alleine ziehen zu lassen.", gab er zu bedenken. „Es reicht völlig wenn ihr uns aus dem Land raus bringt und mit etwas Proviant und vielleicht ein paar Waffen ausstattet, dann kommen wir gut alleine zurecht.", versuchte ich ihn zu beruhigen, auch wenn mit klar war, dass er uns wohl kaum Waffen geben würde. „Nein, dass gefällt mir auch nicht.", brummte Tanner missmutig. Nun blieb mir nur noch meine letzte Option, die mir zwar nicht so gut gefiel, allerdings wahrscheinlich die einzige Möglichkeit war, das hier durchzuziehen. „Sie könnten uns ja auch ein oder zwei Ihrer Männer mitgeben, welche die vielleicht eher entbehrlich sind, als der Rest.", schlug ich vor und sagte aus einer Eingebung heraus noch: „das währe vorteilhaft für Sie, wenn Santiago so ungefähr erfährt wo wir hin wollen, muss er seine Leute aufteilen, wenn er Araminta und uns erwischen will. Ihr habt es dann nur mit einem Teil der Leute zu tun und nicht mit allen gelichzeitig. Die Wahrscheinlichkeit dass sie uns finden ist ziemlich gering und wenn sie es doch tun... Nun, wir haben Erfahrung damit unterzutauchen. Und das ist nicht die erste Mafia, die hinter uns her ist." Tanner dachte nach. Er dachte relativ lange nach. Zumindest kam es mir so vor. Immerhin wartete ich gerade auf die Entscheidung, die meine nähren Zukunft entscheiden würde. „Was würdet ihr machen, wenn ich dem nicht zustimmen würde?", fragte er schließlich nachdenklich. „Von hier abhauen, dabei wahrscheinlich einige Menschen verletzen oder töten, sofern wir dabei nicht drauf gehen, und untertauchen.", sagte ich sachlich, ohne mit der Wimper zu zucken. Das war die nackte Wahrheit. Manchmal, so hatte ich in der Vergangenheit gelernt, nützte nur die nackte Wahrheit etwas. In manchen Situationen war zwar eine Lüge besser, aber bei Tanner kam ich wahrscheinlich nur mit der Wahrheit weiter. Ich könnte mich auch irren, aber das glaubte ich ehrlich gesagt nicht unbedingt. Soweit ich ihn einschätzen konnte, war Tanner jemand, der Wert auf Wahrheit legte.
„Okay, ich werde euch zwei meiner Männer mitgeben. Allerdings werde ich damit jemanden überprüfen und halbwegs in euren Plan einweihen. Ein hochrangiger Politiker bei dem ich mir nicht sicher bin, auf welcher Seite er steht." Schlug er schließlich vor. Ich nickte nachdenklich, „Okay, wann können wir aufbrechen?" „Morgen Nachmittag sollte alles geregelt sein. Ich bräuchte allerdings zumindest das Land oder wenn möglich auch die Stadt, in der ihr untertauchen wollt.", forderte unser Buschmensch. „Budapest, Ungarn.", sagte ich knapp. Wir würden zwar eher außerhalb von Budapest sein, aber das machte ja nichts. Zumindest landen würden wir sehr wahrscheinlich dort am Flughafen. „In Ordnung. Tynni wird euch beiden dann bescheid geben, wenn es los geht. Das mit den Waffen überlege ich mir noch.", beschloss der Boss. Ich stimmte zu und wir verabschiedeten uns kurz. Tynni ging dann, immer noch mit Tanner telefonierend.
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Im Fadenkreuz Der Mafia
ActionDie besten Geschichten beginnen mit einem Mord. Das dachte Sophie bisher zumindest. Auf diesem Mord, hätte sie allerdings getrost verzichten können. Sie muss auf die harte Tour lernen, was es bedeutet ausversehen den Sohn des wohl berüchtigtsten und...