Tynni war nicht wirklich überzeugt von der Idee. Das spürte Tanner regelrecht durch das Telefon hindurch. Er kannte seinen Stellvertreter, und wie Araminta behauptete, guten Freund, und wusste was in ihm vorging. „Mir ist klar, dass dir der Plan nicht gefällt, aber ich sehe ihn als gute Chance.", versuchte Tanner ihn zu besänftigen. „Chance wofür?", fragte Tynni skeptisch. An seinem Tonfall konnte Tanner deutlich erkennen, wie unzufrieden er war. „Du hast die beiden doch auch auf der Lichtung gesehen. Sie hatten sich verirrt, Sophie war verletzt und sie hat sich trotzdem gegen Santiago durchgesetzt und einer ihr völlig fremden Frau mit Baby das Leben gerettet. Einfach so! Sie hätte Araminta auch einfach ihrem Schicksal überlassen und sich selbst in Sicherheit bringen können. Außerdem sind sie und Luna ein perfekt eingespieltes Team.", zählte er auf und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Er hatte nur noch wenige Minuten, bis er zu einem wichtigen Meeting musste, auf das er aktuell eigentlich absolut keine Lust hatte. „Du willst sie einstellen.", erkannte Tynni nüchtern und war absolut nicht glücklich darüber. „Ich habe darüber nachgedacht.", gab Tanner zu. Tynni schnaubte spöttisch, du hast also darüber nachgedacht? Und was hält dich dann noch davon ab? Vielleicht, dass Luna eine Kannibalin ist? Oder dass ich entschieden daran zweifle, dass Sophie Befehle annehmen und befolgen kann?" Tanner seufzte resigniert, er hätte wissen müssen, dass der Ältere absolut dagegen war. „Ich habe die Akten die wir über sie angelegt haben, schon an einen unserer besten Psychologen weitergeleitet, der sieht sich das mal an, vielleicht kann man Luna Therapieren.", sagte Tanner, wusste allerdings, dass das Tynni das nicht beruhigen würde, eher im Gegenteil, also fragte er ihn: „Was spricht denn sonst noch dagegen? Sie haben keine Scheu davor jemanden notfalls umzubringen, sie haben Erfahrung in Sachen geheime Aufträge und sie bleiben ruhig und bewahren einen klaren Kopf, wenn es darauf ankommt." „Was noch? Du verschweigst mir etwas! Raus damit!", wies ihn Tynni an. Er kannte Tanner wirklich zu gut. „Bisher weiß es nur der Psychologe und ich. Ich überwache das Zimmer, in dem die beiden untergebracht sind, und habe Sophies Rücken gesehen, als sie sich umgezogen hat. Sie lässt es sich nicht anmerken, aber er sieht schlimm aus.", erzählte er vorsichtig. „Du meinst sie wurde gefoltert?", schlussfolgerte Tynni resigniert und fragte: „Luna auch?" „Ja, sie sieht allerdings nicht so schlimm aus.", brummte der Boss. „Sie haben also bereits Erfahrung mit Folter, deshalb willst du sie haben.", erkannte Tynni und fragte gleich darauf: „Wie alt sind die Narben?" „Unter anderem. Einige sind mindestens eineinhalb Jahre alt, einige jünger. Bei vielen kann man allerdings nicht genau sagen, ob sie wirklich Folternarben oder Kampfnarben sind, dass kann uns wahrscheinlich nur sie selbst sagen.", erklärte Tanner. „Du willst sie noch nicht damit konfrontieren.", stellte Tynni fest. „Ja, noch wissen wir zu wenig über sie und sie vertraut uns noch nicht." Erklärte der Boss.
„Mhm. Sie sind so verdammt jung.", murmelte Tynni anklagend. „Ich war gerade mal 3 Jahre älter als Luna jetzt, als ich die Squad gegründet habe, das Alter ist meiner Meinung nach nicht unbedingt wichtig.", hielt Tanner dagegen. „Wenn unsere Informationen stimmen, sind die beiden mindestens seid zwei Jahren im Geschäft. Sophie war da noch nicht einmal 18.", brummte Tynni. Tanner dachte kurz über das gesagte nach. Wenn er ehrlich war, war 17 schon sehr Jung um in das Geschäft einzusteigen, allerdings konnte er da jetzt nicht mehr viel ändern. „Denk doch mal darüber nach, welche Möglichkeiten die beiden haben. Sie existieren ja quasi nicht einmal mehr. Natürlich könnte man sie mit einer falscheren Identität ausstatten und sie würde dann irgendwo leben, allerdings glaube ich nicht, dass die beiden sich unbedingt in ein normales Leben einfügen können. Sophie könnte das vielleicht eine Zeit lang hinbekommen, aber Luna auf keinen Fall. Ich kann mir auch nicht vorstellen was die beiden später mal arbeiten könnten, wenn sie nicht mehr ... aufräumen. Es ist fraglich, ob die beiden überhaupt einen Schulabschluss haben. Da ist es besser wir behalten sie im Auge und lassen sie für die Squad arbeiten. Im Prinzip können sie ja auch einfach das gleiche machen, was sie bisher gemacht haben. Aufräumen.", versuchte Tanner ihn doch noch zu überzeugen, „wir warten erst einmal die Einschätzung des Psychologen ab, und sehen das Folgende als eine Art Test an. Ich bin überzeugt, dass sie überleben. Wir schicken ihnen zwei von unseren guten Männern mit und statten sie mit den Waffen aus, die sie wollen und brauchen." Tynni murrte unzufrieden: „Meinetwegen, wer begleitet sie?" „Mickey und Paul.", sagte Tanner knapp. „Okay. Sag mir bescheid, wenn der Psychologe sich meldet.", befahl Tynni noch bevor sie sich kurz verabschiedeten und dann auflegten. Tynni war immer noch nicht überzeugt, aber das war in Ordnung. Eine gesunde Skepsis gehörte zum Beruf. Wenn er wirklich ehrlich zu sich war, war Tanner auch nicht so ganz glücklich, den Beiden Mädchen das hier zuzumuten, aber er wusste aus eigener Erfahrung, dass man nicht mehr so schnell und leicht rauskommen konnte, wenn man erst einmal in diese Welt, in der sie alle lebten, hineingeraten war. Es würde sehr wahrscheinlich nichts bringen, die beiden jetzt noch, wieder raus zu holen. Sie steckten schon zu tief drinnen.
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Im Fadenkreuz Der Mafia
AksiDie besten Geschichten beginnen mit einem Mord. Das dachte Sophie bisher zumindest. Auf diesem Mord, hätte sie allerdings getrost verzichten können. Sie muss auf die harte Tour lernen, was es bedeutet ausversehen den Sohn des wohl berüchtigtsten und...