Der Plan hat sogar funktioniert... einigermasen zumindest...

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Noch bevor sich alle wieder gefasst hatten, hatten wir eine Fluchtplan und eine gewisse Chance, dass er klappte. Ich trat einen Schritt vor, so dass ich direkt neben Araminta stand und fing an zu sprechen: „Da das nun geklärt ist, wie sieht der weitere Plan aus?“ das leichte, fast unmerklich Zusammenzucken des Mannes vor mir, der dessen toter Sohn neben mir im Gras lag, ließ mich wissen, dass er, trotz dass er seinen Gesichtsausdruck unter Kontrolle hatte, doch zu sehr abgelenkt gewesen war, um irgendetwas von dem gerade mitbekommen zu haben. Immerhin hatte ich dies insgeheim befürchtet. Er fasste sich schnell, was ich ihm zu Gute rechnete, setzte ein überhebliches Grinsen auf und sagte bestimmt: „Wir werden den Buschmensch, dich und deine Freundin, inklusive Araminta umbringen und dann mit Steven Junior verschwinden.“, erklärte er bestimmt. Ich sah ihn einen Moment nachdenklich an, bevor ich anmerkte: „Dass ihr den Buschmenschen umbringen wollt, verstehe ich ja, in die Diskrepanzen zwischen dir und Araminta will ich mich nicht einmischen, aber warum sollen wir beide sterben?“,  fragte ich ihn verwirrt. „Du hast meinen Sohn umgebracht!“, rief er entrüstet und sah mich an, als würde er an meiner Geistesfassung zweifeln. „Na gut, das macht Sinn.“, stimmte ich widerwillig zu. „Aber mal ehrlich, dein Sohn war ein absolutes Arschloch.“, fing Luna an zu reden. Ich spannte mich an und machte mich möglichst unauffällig auf das bereit, was jetzt kommen würde. „Ich meine, mal abgesehen davon dass er extrem Hässlich war und dazu meinte er währe der absolute King, obwohl er es definitiv nicht ist, würde ich ihn nicht einmal essen! Ich meine, allein das ganze Fett ist schon Zumutung genug. Dazu diese ekelhafte Persönlichkeit! Da vergeht mir der Appetit sofort! Und das mag etwas heißen, denn eigentlich kann man davon ausgehen, dass ich immer hungrig bin!“
Meiner Meinung nach, war dies bei weitem nicht so gut wie die Bemerkung zuvor, allerdings schlug sie in den umstehenden Menschen ein, wie eine Bombe. Ich wusste nicht so recht was es war, aber absolut alle, bis auf Tanner und mir, sahen Luna vollkommen fassungslos an. Sehr Gut! Die Hälfte der Leute senken sogar ihre Waffen, der Rest schien allerdings auch nicht wirklich zu wissen, was sie mit den Dingern vor gehabt hatten. Sie starrten Luna an, als währe ihr gerade ein zweiter Kopf gewachsen, oder als hätte sie verkündet, dass der zweite Teil der Ice-Dragon-Reihe doch nicht veröffentlicht werden würde. Das Leise Gefühl, dass das etwas mit dem, was Araminta vorhin gesagt hatte, zu tun haben könnte kam wieder auf. Ich verdrängte diesen Gedanken allerdings gleich wieder. Mir blieb nicht viel Zeit, ich sah kurz zu Tanner, der mir zustimmend zu nickte, dann schlug ich dem Mann, dessen toten Sohn Luna nicht essen wollte, meine Stock-Krücke um die Ohren, ließ diesen dann los und schnappte mir Aramintas Hand mit meiner rechten Hand, in der linken hielt ich immer noch das Messer, sagte ihr leise und eindringlich: „Ducken und rennen!“ dann rannte ich selbst geduckt los, in Richtung des nächstgelegenen Gebüsches. Hinter mir zog ich Araminta her, die noch nicht so ganz verstand, was hier gerade vor ging. Luna begann wild um sich zu schießen und rannte dabei ebenfalls auf den Waldrand zu. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Tanner mit zwei schnellen Schritten hinter einem Baum in Deckung ging und ebenfalls anfing zu schießen, allerdings sehr viel gezielter als Luna. Gleichzeitig wurden Schüsse von überall aus dem Wald ringsherum auf die Lichtung abgefeuert. Tanner war also wirklich nicht alleine gekommen, genau wie ich es gehofft hatte. Wir waren schon fast bei den schützenden Bäumen angekommen, als die Männer, die uns zuvor noch töten wollten, sich soweit orientiert und zusammengerafft hatten, dass sie das Feuer erwiderten. Einige Kugeln zischten noch an uns vorbei, dann waren wir im schützenden Dickicht angekommen und ich zog Araminta zu mir hinter einen breiten Baum. Ich lächelte sie möglichst beruhigend an und ignorierte den stechenden Schmerz in meinem Bein, der bis zur Hüfte hoch zog und mich fast um den Verstand brachte. Araminta sah mich mit einer Mischung aus Angst und Verwirrung an und drückte ihr Baby beschützen an ihre Brust. Ein ebenso schwarz angezogener und voll bewaffneter Mann wie Tanner, kam zu uns und fragte ob alles okay sei, ich nickte zur Antwort und sah Araminta abwartend an. Diese schien nicht so recht zu begreifen, was da um sie herum geschah, allerdings bleib sie erstaunlich ruhig, dafür dass sie nicht so aussah, als währe sie öfters in so einer Situation. Das beeindruckte mich ziemlich, ich konnte mich noch gut an meine erste größere Schießerei erinnern, da war ich bei weitem nicht so gefasst gewesen wie Araminta jetzt, allerdings war ich auch bei weitem jünger gewesen als Araminta.
„Alles Okay?“, fragte ich sie eindringlich und sie schien endlich aus ihrer Starre zu erwachen und sagte leise: „Weiß nicht, denke schon.“ Der Mann neben uns, nickte zufrieden und konzentrierte sich wieder auf das Geschehen auf der Lichtung. Araminta begann ihren Sohn aus dem Tragesack zu befreien, der war irgendwie gerissen. Ich half ihr mit Lunas Messer, dass ich immer noch in der Hand hielt. Das Ding war ja eh schon kaputt. Als wir dass geschafft hatten, hielt Araminta ihren Sohn ein Stück von sich und musterte ihn eindringlich, er war verdammt ruhig, dafür dass da gerade nur einige Meter weiter, ein reger Schusswechsel stattfand.
Sowohl sie, als auch ich, registrierten entsetzt das Blut. Viel Blut. Dass da an Aramintas Brust und Schulter und an der Kleidung des Babys haftete. Araminta wurde blass und Panik schlich sich in ihre Augen. „Nein!“, hauchte sie voller entsetzen. Meiner Erfahrung nach, ahnte ich, dass sie gleich etwas sehr dummes tun würde, also riss ich ihr das Baby aus den Händen, legte es auf den Boden und Schnitt vorsichtig die blutverschmierte Kleidung auf. Nichts. Das Kind war unverletzt. Ich sah horrend zu Araminta, die neben mir hockte und deren Oberteil mit ziemlich viel Blut vollgesogen war. Sehr viel Blut. Mir schwante Böses, als ich Araminta, die verdammt blass aussah, zu dem Baumstamm, hinter dem wir uns versteckten drückte, sie dazu Zwang sich auf den Boden zu setzen und gegen den Stamm zu lehnen und ihren Pulli an der Schulter. Wo das meiste Blut war, Aufschnitt.
Sie blutete stark aus der Schusswunde. So stark, dass ich davon ausgehen musste, dass da eine wichtige Aterie verletzt worden war. Ich legte das Messer bei Seite, zog meinen eigenen Pullover aus und drückte ihn feste auf die Schusswunde, in der Hoffnung so die Blutung zumindest etwas aufzuhalten. Der Mann in schwarz, der nur einige Schritte von uns entfernt stand, war mehr auf das Geschehen auf der Lichtung fokussiert, als auf uns. Araminta allerdings müsste eigentlich möglichst schnell in ein Krankenhaus.
„Joseph!“, stammelte sie kraftlos vor sich hin und sah zu dem Baby, das lag neben ihr auf dem Boden und gluckste leise vor sich hin. Mir wurde klar, dass Joseph der Name des Kleinen war. „Dem geht es gut! Ich passe auf ihn auf! Das verspreche ich dir!“, beschwichtigen ich sie. „Muss zu Tanner. Er wird mir helfen.“, murmelte sie vor sich hin und wechselte zwischenzeitlich auf deutsch. Das störte mich nicht, allerdings machte es mir große Sorgen. In dem Moment kam Luna angerannt. Sie hatte die Halbautomatik nicht mehr dabei und war von oben bis untern voller Blut. Ich bezweifelt allerdings stark, dass es ihres war.
„Mir ist die Munition ausgegangen! Was ist passiert?“, fragte sie mich aufgeregt. „Araminta wurde angeschossen. Du musst Tanner finden und hier her bringen! Schnell!“, rief ich ihr über den Kampfeslärm um uns herum, zu. „Wen?“, fragte sie mich verwirrt. „Den Buschmenschen!“, schrie ich ihr entgegen und drückte noch fester auf Aramintas Schulter. Das ließ sie zwar schmerzhaft aufstöhnen, aber mein Pulli war schon vollständig vollgesogen mit Blut und das machte mir mehr Sorgen als ihre Schmerzen. „Okay!“, schrie Luna zurück und rannte dann wieder zwischen den Bäumen davon.
Araminta vor mir begann irgendetwas zu faseln und ich musste mich sehr zu ihr herunterbeugen um sie zu verstehen.  „Muss Joseph zu … Tanner bringen. Darf nicht zu Damian…“ Ich unterbrach sie, da ich ahnte was sie wollte. „Ich passe auf Joseph auf und werde ihn mit meinem Leben schützen! Damian wird ihn nicht bekommen!“, versicherte ich ihr erneut ernsthaft, wer auch immer Damian war, er würde den kleinen nicht kriegen. „Sprich nicht! Schone deine Kräfte!“, befahl ich ihr noch und sah mich verzweifelt nach Luna um. Wo blieb sie nur?
Ich versuchte den Mann, der mittlerweile gut fünf Meter von uns entfernt stand und eine Schuss nach dem anderen abfeuerte, auf uns aufmerksam zu machen, allerdings konnte er meine Rufe über die Entfernung und mit dem Lärm des Schusswechsel wohl nicht hören. Zu ihm zu gehen wollte ich nicht, ich wagte es nicht den Druck auf das blutige Stück Stoff, mehr war mein Pulli mittlerweile nicht mehr, aufzuheben. Ich bildete mir zumindest ein, dass das Blut langsamer lief, wenn ich es auf Aramintas Schulter drückte.
Ich sah wie sie langsam wegdriftete und drückt noch stärker auf ihre Schulter, einerseits um sie mit den Schmerzen bei Bewusstsein zu halten, andererseits um möglichst viel Blut in ihrem Körper zu lassen. Die Sekunden zogen sich wie Stunden während ich darum kämpfte, eine Frau, die ich im Grunde nicht einmal kannte, am Leben zu erhalten. Dann tauchte endlich Luna und Tanner auf. Tanner bestellte sofort einen Heli für Araminta und übernahm dann meinen Platz an Aramintas Seite. Er schrie ihr über die Kampfeslärm zu, sie solle bei ihm bleiben und drückte scheinbar noch sehr viel stärker auf ihre Schulter als ich. Denn Araminta stöhnte schmerzhaft auf und fixierte Tanner. Ich hingegen wischte mir die blutigen Hände notdürftig an meine Hose ab, hob das mittlerweile schreiende Baby hoch und drückte es an meine Brust. Ich wechselte einen bedeutenden Blick mit Tanner, der anschließend irgendwelche Befehle über Funk durchgab. Kurz darauf tauchte ein anderer Mann mit Verbandskasten auf. Er legte Araminta, ohne große Worte einen Notdürftigen Druckverband an und sah dann zu mir.
Ich lehnte mit dem Baby im Arm an dem nächstbesten Baum, sah wahrscheinlich genauso blutig und erschöpft aus, wie ich mich fühlte und versuchte möglichst nur auf meinem gesunden Bein zu stehen. Das andere brannte wie Hölle. Er kam zu mir und beäugte abschätzend mein Bein. Ich glaube nicht dass er all zu viel sehen konnte, da meine Hose voller Blut und Dreck war, aber ich konnte mich auch täuschen. „Können Sie laufen?“, fragte er mich schließlich ernst. Ich nickte, „Mit Hilfe ja.“ Ich deutete wage auf Luna. Die etwas verwirrt in der Gegend herum stand und nicht so recht wusste, was sie jetzt tun sollte. „Ist das was Ernstes und sind Sie anderswo noch verletzt?“, fragte er mich weiter und beäugte mich skeptisch von oben nach unten. „Nein, glatter Durchschuss, soweit ich es abschätzen ist die Kugel am Knochen vorbei. Ansonsten geht es mir soweit gut.“, erklärte ich und winkte Luna zu mir. „Und dem Baby?“, fragte er weiter. „Dem geht es gut.“ bestätigte ich ruhig. Er nickte zufrieden und wandte sich wieder zu Araminta. Er besprach irgendwas mit Tanner während Luna mich fragend ansah. „Du musst mich stützen wenn wir glich zum Heli laufen.“, brummte ich. Mir war klar, dass wir aus dieser Sache nicht mehr so einfach rauskommen würden, sondern mit mussten. Zum einen glaubte ich nicht, dass ich all zu lange laufen könnte, ich war mir nicht mal so ganz sicher ob ich es überhaupt konnte. Außerdem hatte ich Araminta versprochen auf ihr Baby aufzupassen und ich hielt meine Versprechen für gewöhnlich. Dazu kam dann auch noch die Tatsache, dass ich keine Ahnung hatte wen ich da vorhin getötet hatte, und wer jetzt hinter mir her war. Und die Leute mit denen wir mit ging, oder zumindest Araminta wusste es. Ich bevorzugte es zu wissen wieso ich demnächst wahrscheinlich hinterrücks erschossen wurde.

Im Fadenkreuz Der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt