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POV Leonie

Es beginnt langsam dunkel zu werden und die Nacht tritt ein.
Marco kann schon gar nicht mehr gerade auslaufen und kommt den Boden schon nah mit seinem Gesicht.
,,Huch, wo willst du denn hin?", frage ich mit einem ohrenbetäubenden Lachen.
Ich habe wahrscheinlich auch schon ein Bier zu viel gehabt.

,,Wo bleibt Simon eigentlich?", lallt Nico mit halb offenen Augen. Marco zuckt mit den Achseln und schaut auf die Uhrzeit.
Wer fährt mich eigentlich nachhause frage ich mich und schaue noch in mein halb volles Glas.
Mein wievieltes ist das eigentlich?

Mein Gespräch mit mir selbst, wird durch ein Klingeln unterbrochen.
Nico beginnt zu grölen und rennt im Slalomlauf zur Tür. Ich höre nur eine männliche Stimme aus dem Flur. Nico kommt mit einem neuen Gesicht zurück. Unbekannt ist er mir jedoch nicht.
,,Ey Simon, was hat das so lange gedauert?", schmollt Marius, während er sich noch eine Scheibe Baguette mit Kräuterbutter in den Mund schiebt.
Simon lässt sich auf den Gartenstuhl links von mir fallen.
Erst jetzt bemerkt er mich und ihm scheint die Irritation, wie bei den anderen, im Gesicht geschrieben zu sein.
,,Wer bist du denn?'', fragt er verdutzt und blickt vorsichtig zu Nico, der genau gegenüber von mir sitzt.
,,Ey, was ignorierst du mich, Simon?'', hackt Marius nach und greift ein weiteres Mal zu den Baguette Scheiben.
Nico unterbricht dies und beginnt für mich auf Simons Frage zu antworten.

,,Das ist Leonie. Sie ist nur eine Bekannte aus dem Dortmunder Stadion. Ich hab ihr noch was geschuldet.''

Wie konnte ich nur denken, dass ich nach so kurzer Zeit mich immerhin mit ihm anfreunden könnte?
Wir kennen uns nur seit zwei Tagen, aber trotzdem bin ich mit seiner Vorstellung alles andere als zufrieden.
Das stechen in meinem Herzen tut zwar medizinisch nicht so weh, dass ein Arzt mein Schmerz erklären könnte.
Jedoch ist der Schmerz stark genug, dass mir die Tränen kommen. Ich kämpfe gegen sie an, indem ich noch ein Bier auf mache und ein tiefen Zug nehme.
Obwohl ich wahrscheinlich weiter gekommen bin als jeder andere Fan, bin ich nicht glücklich und reichen tut es mir, nur eine Bekannte zu sein, nicht. Wahrscheinlich wache ich morgen wieder in meinem Bett auf als wäre nichts gewesen und als wäre ich niemals in sein Auto gestiegen. Ich seufze und blicke an das Etikett der Flasche und versuche mich abzulenken, indem ich mir durchlese was darauf steht.

Nachdem ich mich wieder gefangen hatte und wieder in die Runde blicke sehe ich, dass zum Glück niemand mein inneren Kampf beobachtet hat. Einerseits bin ich erleichtert, andererseits fühle ich mich wieder einsam.
Plötzlich spüre ich wie jemand sein Arm um mich legt. Irritiert schaue ich erst zu Nico, der in seiner Unterhaltung mit Marco vertieft ist.
Weiter wandert mein Blick nach links zu Simon, der mich mit einem freundlichen Lächeln anschaut. Sein Gesicht kommt mir plötzlich näher. Aus Reflex drehe ich mein Kopf weg. Panik macht sich in mir breit. Was hat er vor?
Ich spüre sein warmen Atem in meiner Ohrmuschel. Ich beginne aus Panik zu schwitzen.

,,Dann bist du also nicht in festen Händen? Das freut mich.'', flüstert er in mein Ohr. Der Schock steht mir garantiert in mein Gesicht geschrieben.
Ich habe keine Ahnung was ich antworten soll. Aus diesem Grund stammel ich vor mich hin ohne richtige Worte herauszubekommen.
Nervös schaue ich in sein Gesicht und sehe nur sein Grinsen. Er zieht sein Arm zurück, aber sein Grinsen bleibt.

Erneut blicke ich zu Nico. Er wirkt angespannt mit seinem zuckenden Kiefer und aufgerissenem Augen.
Seine Reaktion verwirrt mich. Eigentlich müsste es ihm doch egal sein, wenn ich eine bloße Bekannte für ihn wäre oder nicht?
Unbemerkt bleibt Simon Nicos Reaktion allerdings nicht. Er scheint genauso verwirrt zu sein, wie ich.

The Last Goal Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt