h a s s .

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Der Hass ist allgegenwärtig. In jedermanns Herzen ist er zu finden. Niemand kann sagen, er hasse gar nicht, denn jeder hat irgendetwas, was er nicht nur nicht leiden kann, sondern hasst. Und genau dieser Hass trifft sie jeden Tag. In der Schule, zuhause oder im Netz. In der Schule wird sie beleidigt, jede Stunde, jede Pause. Niemand hält es für nötig ihr zu helfen, jeder macht mit. Mindestens einmal wöchentlich wird sie von mehreren zusammen geschlagen, bis ihr Blut den kalten Asphalt ziert. Zuhause ging es wieder weiter, ihre Eltern teilten ihr jeden Tag durch Worte, nicht erbrachte Leistungen sowie Schläge mit, wie unerwünscht sie hier war. So oft war sie kurz davor, weg zu rennen, einfach weg von diesem Haus, was längst nicht mehr ihr Zuhause war. Doch irgendwas hielt sie immer ab. Dies gleicht sie nun seit beinahe einem halben Jahr mit Selbstverletzung aus. Jeden Tag, für jeden Schlag fügt sie sich erneut einen Schnitt zu. Ihr ganzer Arm, übersäht von frischen und alten Schnitten, von einfachen kleinen Cuts und tiefen Fleischwunden, von Blutkruste und Narben.

Sie könne eh nichts, predigten ihre Eltern seit Jahren. Nun konnte sie sagen, das ist eine Lüge. Hassen kann sie ebenso wie jeder Mensch. Lieben hat sie nie gelernt, Liebe kennt sie nicht. Ihre Familie liebte sie nicht, hat es auch noch nie getan, ihre Klassenkameraden erst recht nicht, und Freunde oder wenigstens ein Haustier hatte sie nie. Sie war schon immer Allein & Einsam.
Alleinsam,

dies beschreibt ihr Leben wohl am besten.

Mit der Zeit lernte sie, dass Vertrauen oder Zuneigung in dieser Welt voller Hass überflüssig ist.

Doch heute ist etwas anders als sonst. Die letzten Wochen waren die Worte, Schläge und Tritte in der Schule so hart, sie müssen versuchen sie umzubringen, so agressiv sind sie. Ihre Eltern verstießen sie in letzter Zeit immer mehr, alles musste sie sich selber kaufen, obwohl sie kaum Geld besitzt. Selbst ihr Essen und Trinken muss sie selbst bezahlen, Toiletten und Duschen muss sie öffentliche nutzen. Die Klinge rammte sie sich von Tag zu Tag agressiver in ihre Haut. Zufrieden war sie erst, tropfte das Blut auf den Boden und bildete eine Lache, die immer größer und größer wurde. Heute saß sie schließlich selbst in dieser Lache und diese wuchs und wuchs. Sie schnitt sich immer mehr in die Haut, war da nicht etwa noch eine freie Stelle?  Ihr Arm von Blut überströmt, so taub, sie könnte nicht einmal spüren, würde sie angeschossen werden. Die Tränen rinnen in Bächen ihre Wangen hinab, bis sie sich trennen, ein Teil fließt den Hals hinunter, der andere Teil tropft auf den Boden, vermischt sich mich mit dem Blut. In der roten Suppe sitzend und den Sinn des Lebens nicht findend, ritzt sie sich weiter, ohne zu bedenken, dass sie ihren Verletzungen unterliegen könnte. Es ist ihr auch egal, da sie den Wunsch zu sterben in diesem Moment brennender verspürt als je zuvor.

Ihre Nerven schon seit Jahren so strapaziert, kann man nun ihr Reißen hören. Ebenso wie das Türschloss, was gerade aufgedreht wurde. Ouh fuck, das sind mit Sicherheit ihre Eltern.
Schnell, der letzte Schnitt. Noch einmal Drücken und Ziehen, und es ist geschafft.

Erneut setzt sie also ihre Klinge an, zieht unter Tränen und Angstschweiß in ihrem eigenen Blut sitzend den letzten Schnitt.

Es zeigt Wirkung. Sofort merkt sie, wie ihre Kräfte nachlassen. Mit nur noch halb geöffneten Augen nimmt sie verschwommen wahr, wie ihre Mutter das Badezimmer betritt. Wie sie geschockt von ihr angestarrt wird, kann sie nur noch erahnen. Mit letzten Kräften stößt sie nur noch ein Wort heraus, was jedoch viel eher einer Frage entspricht. "Warum?"

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Diesmal ein etwas ernsterer "OneShot". Ich hoffe, mein Schreibstil ist nicht zu verwirrend.
Das ist das erste Mal, dass ich so etwas Langes privat (also nicht für die Schule) schreibe, also lasst mir bitte mal 'n konstruktives Feedback da. ✌

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