Die große Blamage

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„Lass es doch einfach du dumme Kuh!" schrie Lisa. Das Lächeln auf Kims Gesicht verschwand. „Tja du hast es nicht anders gewollt!" zischte sie. Mit diesen Worten holte sie ein Buch aus ihrem Rucksack. Ein blaues Buch. Lisas Buch. 

Erschrocken schaute sie abwechselnd vom Buch zu Kim und wieder zurück. „Leute alle mal herhören!" rief sie. „Wir haben jetzt eine Lesestunde!" Gehässig schaute sie Lisa an. Alle Schüler drehten sich zu ihnen um. „Was ist das?" fragte Marianne Lisa. „Etwas sehr schlimmes passiert jetzt." antwortete Lisa mit dem Blick immer noch auf das Buch gerichtet. Sie war fassungslos und zugleich starr vor Schreck.

„Also: 2. März. Liebes Tagebuch, mir geht es nicht gut. Ich weiß nicht was mit mir los ist, aber irgendwas geht in mir vor. Mein Leben hat nach der Trennung meiner Eltern keinen Sinn mehr. Oder doch? Naja egal, ich bin nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, dass Jannik mich heute angeschaut hat. Nicht lange aber immerhin. Ok das ist jetzt komisch. Ach ja und ansonsten ist nichts passiert, außer dass ich meinen letzten Umzugskarton ausgepackt habe. Meine Güte ist das creepy! Jannik du wirst gestalkt!" 

Alle fingen an zu lachen. Selbst Menschen die Lisa vom Sehen her kannte un die ihr eigentlich recht sympathisch  vorkamen schmunzelten. Nach den vielen Jahren war sie schon vieles an Ärgereien gewohnt, aber das fühlte sich anders an. Sie war nicht nur aufgezogen worden sondern vor allen gedemütigt. Es tat ihr weh. Wie ein Messerstich in den Bauch.

Kim sprach gehässig weiter: „Boah ey, du bist so komisch.".

Lisa ballte wieder ihre Fäuste, doch diesmal half es nichts. Normalerweise hätte sie zuhause einen Ausgleich gefunden, doch durch die Trennung ihrer Eltern war dies nicht mehr der Fall.

 All der Schmerz brach einfach aus ihr heraus: „Na und? Dann bin ich eben komisch aber weißt du was? Ich bin es gerne! Ich bin gerne komisch, weil ich mich und meine Persönlichkeit nicht hinter einer Fassade verstecke und mir nicht denke , hoffentlich gefalle ich allen'.                            

Ich muss nicht allen gefallen solange ich Menschen habe die mit akzeptieren wie ich bin.

 Ich möchte meinen Idealen und Träumen treu bleiben und nicht alles was die breite Masse mir vorplappert nachplappern.

Mir ist egal ob ich anecke oder anderen nicht gefalle, weil ich mich nicht darum kümmere sondern einfach nur ich selbst sein möchte. Dann bin ich halt komisch und eine Außenseiterin aber das ist es mir wert. Immerhin stehe ich hier nicht wie eine Idiotin rum und bin beliebig." schrie sie. 

„ Du kannst jetzt gerne damit ankommen, dass du ja auch individuell bist und nicht alles aus den Charts hörst aber das ist egal.                                                                                                          

Du wirst nicht beliebter wenn du immer das nette Mädchen bleibst was so durchschnittlich ist, dass es keinem auffallen würde wenn's weg ist. Du bildest dich nicht weiter und du bist auch nicht intelligent nur weil du mich als dumm bezeichnest sondern du bist einfach nur eine von vielen die immer nach der Nase anderer tanzen und nie was eigenes machen oder sagen.            

Du würdest nie auch nur wagen deine Meinung zu äußern solange du nicht die der anderen gehört hast und seien wir mal ehrlich: beliebt sein ist beschissen. Man fängt an all seine Emotionen hinter einer Maske zu verstecken. Einer Maske die fröhlich ist und ein perfektes Leben simulieren soll.                                                                                                                                                    

Bist du echt so langweilig oder tust du nur so? Und was ist eigentlich normal? Ist ein normaler Mensch jemand der nach den Normen der Gesellschaft lebt? Wenn ja hast du den normalen Menschen ja definitiv erfüllt. Doch ist dieses Leben überhaupt erfüllend oder eher eintönig? Ich meine das kann doch nicht dein Ernst sein.                                                                                                           

Du hast mich ja schon immer gerne geärgert aber das? Musstest du mich echt bloßstellen?

Hast du keine anderen Dinge in deinem Leben zu tun oder ist dir einfach nur langweilig?            

Bist du unzufrieden mit dir selber? Verstehe ich wäre ich an deiner Stelle auch!                                

Ach ja und wenn du tot wärst würde es auch keinen mehr stören, weil dich eh alle vergessen würden. Ich wette du weißt das und reagierst deine Wut an mir ab! Für alle anderen hier bist du das nette Mädchen aber bei mir bist du eine giftige Schlange!"

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