Der Betonklotz

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Als Lisa und Marianne zusammen auf das Foto schauten und sie auf die Karte zoomten stockte ihnen der Atem. Sie erkannten die Firma. Zum Glück. 

Vielleicht waren sie noch sehr jung, aber etwas zu den Ermittlungen konnten sie definitiv beitragen. Je jünger man ist, desto öfter wird man auf das eigene Alter reduziert. Das beste Beispiel sind leider die eigenen Eltern. Wenn man sich mit ihnen streitet oder diskutiert bekommt man oft, auch wenn man recht hat zu hören, man sei noch zu jung um das zu verstehen, man bräuche mehr Lebenserfahrung so wie sie. 

Sie klammern sich als würde ihr Leben davon abhängen an dieses Argument. Entweder, weil sie nichts anderes mehr sagen können und einfach recht haben wollen oder einfach nur um aus etwas als negativ betiteltem etwas positives zu machen für sich selber. 

Wer würde Lisa und Marianne also glauben schenken? Die Polizei? Auf dem Bild war lediglich ein Lieferwagen von einer Firma und eine Karte für Hochsicherheitszellen zusehen, auf welcher ein völlig anderer Firmenname stand. Sie brauchten Beweise. Handfeste Beweise. 

„Sollen wir zu den beiden Firmen auf dem Lieferwagen und der Karte laufen?" fragte Lisa zaghaft. „Ja, sollten wir. Wir brauchen Beweise. Ich schaue mal kurz nach wo wir entlang gehen müssen.". Mit diesen Worten holte Marianne ihr Handy heraus und suchte nach der Handwerks Firma, wo sie zuerst hinlaufen wollten.

 Als sie nach und nach den Namen der Firma mit schwitzigen Fingern eigetippt hat kam nur eine Meldung, das es im Umkreis von 100km eine solche Firma nicht gäbe. „Ok, die Firma was fake. Das macht die andere umso verdächtiger.". Als sie die Firma von der Karte eingetippt hatten kam direkt ein Ergebnis ganz in der Nähe, mit einem einladenden Bild, soweit das möglich ist bei einem kalten weißen Betonklotz. „Das ist ganz in der Nähe, in der Innenstadt." sagte Lisa. 

Zusammen machten sie sich auf den Weg zum besagten Gebäude. Vielleicht war es nur Einbildung, aber Lisa wurde mit jedem Schritt den sie auf die Innenstadt zumachte kälter. Anfangs war es nur ein leichtes frösteln, was sich aber Mehrung mehr zu einem Zittern entwickelte. Langsam wurden die Gebäude um sie herum größer und bis auf die Hochhäuser auch schmutziger und abgeranzter. Nicht etwa wie in dem Viertel in dem Kim verschwunden war sondern eher wegen der vielen Autos, die täglich durch die großen Straßen fuhren. 

Lisa blieb kurz stehen und genoss das Geräusch der vorbeifahrenden Autos. Es war ein lautes aufdringliches Rauschen. Wäre dieses Rauschen in der Natur gewesen, so hätte sie vermutlich tief durchgeatmet, doch hier musste man seine Atemrationen in Schacht halten um nicht das Gefühl zu bekommen gleich kläglich zu ersticken. 

„Kommst du?" fragte Marianne einwenig genervt. „Ja." murmelte Lisa vor sich hin und ging auf die wartende Marianne zu. Wieder wurde ihr kälter. Nach kurzer Zeit kamen sie endlich an den Betonklotz von Gebäude an. In echt war es viel Größer und angsteinflößender als auf dem Bild. Lisa schluckte. Sie fühlte sich nun gelinde gesagt ziemlich unbehaglich und beobachtet. 

Es war als würde sie von all den dunklen Fenstern des Gebäudes angestarrt oder gar verschlungen werden, auch wenn sie keine Menschenseele um sich herum sahen. Niemand war dar, es war wie ausgestorben bis auf eine kleine Kamera die sie zu fixieren schien. Testweise bewegte sich Marianne ein kleines Stück nach links. Surrend folgte ihr die Kamera. 

Erst jetzt schauten sie sich die Tür genauer an. Das verdunkelte Glas war so sauber, dass man höchstwahrscheinlich nichtmal mit einer Lupe ein Staubkorn entdecken konnte und um die Tür überhaupt aufzubekommen musste man einen Fingerabdruckscanner betätigen und seine Karte vorhalten. „Was glaubst du? Wer sitzt hinter der Kamera und steuert sie?" raunte Marianne ihr zu.


Tatsächlich saß ein ziemlich verdutzter Mann hinter der Kamera und fragte seinen Chef um Rat, da sonst niemand vor dem Gebäude anhielt. Sein Chef schaute sich die beiden Jugendlichen auf dem Bildschirm an. In diesem Moment kamen zwei Männer in Handwerkerkleidung in den Raum. „Wir haben den Auftrag erledigt. Es gibt keine Spuren, keine Fingerabdrücke, keine DNA und keine Schuhabdrücke." sagte einer der Männer voller stolz. „Wurdet ihr gesehen?" fragte der Chef misstrauisch. 

„Ja aber das waren nur zwei kleine Kinder, die verstecken gespielt haben. Beschissenes Versteck wenn sie mich fragen aber...". Er erblickte die beiden „kleinen Kinder" auf dem Bildschirm der Überwachungskamera. „Mist." sagte er, obwohl er eher geschockt flüsterte. „Wissen sie was sie da angerichtet haben?!" brüllte der Chef herum, wobei seine Plautze anfing bedrohlich zu schwanken. „Ja, aber woher wollen die denn wissen, dass wir hierher gefahren sind? Das ist doch schon 20 min her, dass wir angekommen sind." verteidigte er sich. 

„Das ist mir so ziemlich egal! Fakt ist die beiden wissen Etwas." schrie er weiter. Sein Gesicht war schon rot. Er war ein etwas älterer Mann mit vielen Problemen zuhause, die er gerne an seinen Angestellten ausließ. Der Beifahrer verteidigte sich weiter: „Kann doch auch Zufall sein.". „Nein kann es nicht. Dir ist deine Karte heruntergefallen weißt du noch?" fiel ihm auch noch der Fahrer in den Rücken. 

Geschockt schaute er in die Leere. Sein Vorgesetzter legte ihm nun mitfühlend seine Hand auf die Schulter. „Hören sie. Sie stehen hier vor ihrem Vorgesetzten für den Einsatz der bezeugen kann, dass sie während des Einsatzes ihre Karte liegen gelassen haben und vor mir, dem Chef ihres Vorgesetzten und Abteilungsleiter in diesem wundervollen Forschungszentrum. Sie haben ihre Karte vergessen, es ist ihre Schuld." Er lächelte ihn sanft an, doch sein Gesichtsausdruck wurde schlagartig kalt wie Eis. „Sie sorgen dafür, dass die beiden hierher kommen zu unserem Spezialisten, verstanden?" zischte er. Verängstigt schaute der Beifahrer auf. „Nicht war Jeff? Ach ja und sie helfen auch mit, denn es ist auch ihre Schuld." fügte er noch hinzu. 


Lisa und Marianne standen ratlos vor der Tür. „Überall sind Kameras. Meinst du wir sollten und trotzdem umschauen?" fragte Lisa flüsternd. Marianne nickte. Schleichend gingen sie um das Gebäude herum. Sie sahen immer noch niemanden und es war still. Totenstill. „Meinst du sie sind darin?" fragte Marianne. „Ich weiß es nicht, aber wir brauchen jeden Beweis den wir finden können. Plötzlich hörten sie Jemanden schreien. Es war ein markerschütternder Schrei. Nicht nur, weil er die pure Angst zu verkörpern schien und aus tiefstem Herzen kam, sondern auch weil sie die Stimme erkannten. Es war Kim.

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