Kapitel 6

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Als Evelyn am nächsten Morgen zum Frühstück kam, saß Francesco noch mit einer Zeitung am Tisch. „Guten Morgen. Auch endlich aufgestanden?“, er lächelte sie freundlich an, „Du bist in einigen Artikel, aber hauptsächlich wegen deiner Verbindung zu den Royals. Ich nehme mal stark an, sie sind deine Familie.“ Beschämt lies sie sich ihm gegenüber auf den Stuhl fallen und nahm sich ein Brötchen. „Für mich macht das keinen Unterschied. Aber rate mal, wer heute früh schon angerufen hat, um dir einen Ausbildungsplatz anzubieten.“ „Wer?“ Gespannt hing sie an seinen Lippen. „Die CRTA!“ „Nein!“ „Doch! Du kannst im Januar anfangen, wenn du zusagst.“ „Das ist unglaublich.“ Sie lehnte sich zurück und atmete tief durch. „Und dein Bruder hat angerufen und gesagt, er holt dich heute um zwei Uhr ab. Du solltest also deine Sachen packen. Die Kleider von gestern sind in einem extra Koffer in meinem Zimmer. Hol ihn dir dann einfach ab. Ich gehe gleich hoch.“ „Gut“, sie nickte und begann endlich richtig zu frühstücken. Dann ging sie nach oben und begann ihre Sachen zusammenzusammeln. Die letzten Wochen war dieses Zimmer ihr Zuhause gewesen. Um halb zwei hatte sie ihre Taschen gepackt und den dritten Koffer bei Francesco abgeholte. Sie hatte mit Edith telefoniert und ihr Bescheid gesagt, dass sie noch eine Weile in London bleiben würde. Da klopfte es an ihrer Zimmertür. Sie öffnete und William lächelte sie an. „Bereit wieder in den Palast zu ziehen?“ „Absolut. Aber du musst mir leider mit den Koffern helfen.“ Ohne zu zögern schnappte er sich zwei der Koffer, während sie ihren Rucksack und den letzten Koffer nahm. An der Rezeption gab sie ihren Schlüssel ab und folgte ihrem Bruder aus dem Hotel. Sie wurde von Blitzlichtgewitter empfangen. Sie versuchte so gut es ging hinter William zu gehen, aber es waren einfach zu viele Kameras. Sobald sie im Auto saßen, befahl William dem Chauffeur loszufahren. „Als ich gekommen bin, waren sie noch nicht da. Ich hätte einfach nur den Wagen schicken sollen. Aber ich dachte, du freust dich wenn ich dich persönlich abhole.“ „Schon gut. Ich freue mich auch wirklich, dass du wegen mir gekommen bist. Wohnst du momentan auch im Palast?“ „Ja, Catherine ist heute Morgen zu ihren Eltern gefahren um sie ein paar Tage zu besuchen. Ich konnte sie leider nicht begleiten weil ich zu viel zu tun habe.“ „Was musst du denn alles machen?“ „Ich fliege heute Abend nach Liverpool zu einer Filmpremiere. Eigentlich sollten Granny und Grandpa hinfahren, aber sie haben keine Zeit.“ „Dann sind also zwei Karten für euch reserviert und nur du fährst hin?“ „Wieso fragst du so scheinheilig?“ „Welcher Film wird gezeigt?“ „Irgendein neuer Actionfilm. Ich hab nicht so genau nachgesehen. Ich lasse mich einfach überraschen, wenn ich da morgen Abend aufschlage.“ „Wie wäre es, wenn ich dich begleite?“ „Du magst Actionfilme?“, verwirrt sah er sie an. „Geht so, aber ich kann Zeit mit meinem Bruder verbringen. Bitte sag, ich darf mitfahren!“ Flehend sah sie an. „Wenn du denn Blick drauf hast, kann man dir gar nichts abschlagen. Ich sage Bescheid, dass sie dir noch ein Zimmer buchen und du brauchst noch ein Kleid.“ „Uh, so ein schickes, wie es auch Anne oft hat?“ „Genau so eins. Lass uns das doch gleich machen.“ Er wandte sich an den Chauffeur und der bog an der nächsten Kreuzung ins Zentrum ab. Vor einem schicken Geschäft machten sie halt und ihnen wurden die Türen geöffnet. Sobald sie den Laden betrat, stockte Evelyn der Atem. Überall hingen teure Abendkleider. Eine ältere Dame kam ihnen entgegen. „Wie kann ich ihnen helfen, eure königliche Hoheit?“, dabei sah sie nur William an. „Meine Schwester braucht ein Kleid für eine Filmpremiere. Ich hoffe, sie haben etwas für sie hier.“ „Ich bin mir sicher, wir finden etwas für ihre Schwester. Wie heißt sie denn?“ „Ich heiße Evelyn, aber sie dürfen mich gerne auch ihre königliche Hoheit nennen“, antwortete Evelyn scharf, „ich denke wir sehen uns erstmal selbst um, danke.“ Dann machte sie sich auf den Weg die ganzen Kleider zu begutachten. William folgte ihr grinsend. Nach einer Weile fand sie ein knielanges, hellgelbes Kleid mit langen Ärmeln. „Ich denke, dass probiere ich mal an.“ Sie verschwand in die Umkleide und zog sich um. „Brauchen Sie Hilfe mit dem Reisverschluss?“, fragte die Verkäuferin. „Nein, danke!“ Barfuß kam sie wieder heraus. „Wie hast du den Verschluss zubekommen? Catherine kommt dann immer zu mir und ich muss ihr helfen.“ „Durch das Tanzen wird man automatisch gelenkiger. Da geht das dann schon. Und bei Wettbewerben kann sich nicht darauf verlassen, dass immer jemand da ist, der einem hilft das Kleid zu schließen.“ Sie drehte sich vor dem Spiegel und ging ein paar Schritte. „Ich denke, dass nehme ich. Schuhe habe ich noch genug in meinem Koffer.“ „Dann geh dich umziehen und ich bezahle das Kleid.“ Sie nickte und verschwand wieder in die Umkleide. Wenig später waren sie auf dem Weg in den Palast. „Kommt Vater auch noch mal vorbei, bevor wir heute Abend fliegen?“ „Nein, er und Camilla sind nicht in der Stadt und kommen heute Nacht erst spät zurück.“ „Schade, aber ich sehe ihn dann, wenn wir wieder zurück sind.“ Sie stieg aus dem Auto und folgte William nach drinnen. Sie bekam wieder das selbe Zimmer wie beim letzten Mal. Sie räumte ihre Sachen in den Schrank, bevor sie ihre Sachen für die Premiere zusammen packte. „Hey, Evelyn. Granny hat gefragt, ob du Lust hast mit ihr und Grandpa Tee zu trinken.“ „Sicher. Kommst du nicht auch?“ „Nein, ich hab noch zu tun. Einer der Angestellten zeigt dir den Weg. Viel Spaß.“ „Danke“, sie ging ins Bad um sich noch die Haare zu kämmen, bevor sie zum Tee ging. Die Queen und ihr Mann erwarteten sie freudig. Evelyn machte schnell einen Knicks, bevor sie sich zu ihnen setzte. Die beiden waren wie auch schon an Williams Geburtstag sehr freundlich zu ihr. Sie zeigten echtes Interesse an ihr. Besonders mit Philip verstand sie sich gut. Er war ein ziemlich lockerer Typ. Abends machten sie und William sich dann auf den Weg zum Flughafen. Während ihr Bruder ein Hemd trug, hatte sie Jeans und ein einfaches T-Shirt an. Sie flogen mit einem Privatflugzeug. In Liverpool drängten sich die Kameras und Schaulustigen nur so vor dem Hotel. „Beantworte einfach keine Fragen und schau nicht in die Kameras.“ Ihr Bruder stieg zuerst aus und reichte ihr dann die Hand. Sie folgte ihm nach draußen ins Blitzlichtgewitter. William legte einen Arm um sie, um sie etwas abzuschirmen und sie eilten nach drinnen. Sie hatten zwei Zimmer nebeneinander und gingen zum Abendessen in ein schickes Restaurant. „Glaubst du, Mum kann uns sehen?“ „Bestimmt, sie ist immer da.“ Abends lag Evelyn noch lange wach. Sollte sie William und Harry von der Liste erzählen?
Am nächsten Tag machten sie sich schon früh für die Premiere fertig. Evelyn brauchte ewig bis ihre Haare so aussahen wie sie es wollte. Um kurz vor sieben wurden sie von einer Limousine abgeholt. Hibbelig saß sie neben William. „Das ist ja so aufregend. Ich bin wie ein Promi unterwegs.“ „Nicht lange und du bist auch ein Promi.“ Lachend drückte er ihre Hand. „Ich wollte immer Geschwister, weißt du. Ich habe Edith oft gefragt ob ich nicht welche haben könnte.“ „Und jetzt hast du welche. Wunder werden war!“ Grinsend pickte sie ihn in die Seite. Vor dem Kino hatten sich schon viele Kameras versammelt. „Rücken gerade und lächeln. Wir gehen einfach rein, wo schon viele der Schauspieler warten.“ Ihnen wurde die Tür geöffnet, William stieg aus und half ihr dann nach draußen. Evelyn hielt seine Hand einfach fest und blieb dich an seiner Seite. Im Inneren trafen sie die Schauspieler des Films. Begeistert unterhielt sie sich mit ihnen während William mehr im Hintergrund blieb. Der Film war auch nicht schlecht. Ein paar Mal erschreckte sie sich ziemlich, doch an einigen Stellen war er auch so lustig, dass sie sich fast nicht mehr ein bekam. Völlig übermüdet kamen sie nachts im Hotel an. „Geh jetzt lieber ins Bett. Sonst ist der Tag morgen gelaufen.“ „Ja, Mama!“ Erst als sie es ausgesprochen hatte, bemerkte sie, dass sie damit einen empfindlichen Nerv getroffen hatte. „Es tut mir leid, Will.“ Sie flüsterte. „Geh jetzt ins Bett, Evelyn!“ Sein Gesicht war starr. Mit Tränen in den Augen schloss sie die Tür auf und lies sich auf ihr Bett fallen. Sie hätte das nicht sagen dürfen. Ihre Mutter war ein schwieriges Thema, das wusste sie. Und nun hatte sie auch noch einen blöden Witz gemacht. Sie machte sich nicht die Mühe ihr Kleid auszuziehen. Sie war viel zu erschöpft. Heiß und salzig liefen ihr die Tränen über die Wangen als sie sich in den Schlaf weinte.

Die Bucket-List meiner MutterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt