Prolog

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Eine einsame Gestalt bahnte sich den Weg entlang eines düsteren Pfades. Ihr abgetragenes Gewand bedeckte nur das Nötigste ihres Körpers. Obwohl sie sich nur ein halbes Brot leisten konnte, schien sie seltsam zufrieden zu sein. Ihr ganzer Stolz ruhte in einer einzigen Goldmünze.

Diese Münze hatte sie sich durch harte Arbeit verdient. Sie hatte als Kellnerin, Stallbursche, Schmiedin und in unzähligen anderen Jobs geschuftet. Es waren so viele, dass sie die genaue Anzahl längst vergessen hatte. Mit stolzem Lächeln spielte sie mit der Münze und träumte von einer schönen, friedvollen Welt, die sie sich mit ihr erfüllen wollte. Doch plötzlich entglitt ihr die Münze. Sie rollte den kleinen Abhang hinunter und verschwand im dichten Gebüsch. Verzweifelt suchte die Gestalt im Gestrüpp, durchstach sich unzählige Male an den Dornen und durchkämmte jeden Zentimeter. Doch die Münze blieb verschwunden. Mit gesenktem Blick und hängenden Schultern verließ sie schließlich den Ort des Verlusts.

Die einsame Münze blieb 10 Jahre lang zurückgelassen und voller Scham liegen. Sie glaubte, dass ihre einstige Besitzerin böse gewesen sei. Schließlich hatte sie gehofft, dass diese endlich die Zeichen erkannte und sich ihr offenbaren würde. Doch auch nach ihrer Enthüllung schien es, als würde die Münze ungehört bleiben.

So war sie davon gekullert, weg von der enttäuschten Besitzerin. Hinterher stellte sich heraus, dass die Gestalt sogar in die Dornen gestürzt war und bis tief in die Nacht nach ihr gesucht hatte. Plötzlich zogen drei schattenhafte Gestalten vorbei. Einer von ihnen rief etwas und kroch in das Gebüsch. Er fand die Münze und rief seinen Freunden zu. Diese kamen herbei, blickten ihn fragend an. Mit Nachdruck sprach er Worte, die keine Widerrede zuließen.

Seine Begleiter seufzten, nickten und schienen eine einstimmige Entscheidung getroffen zu haben. Sie legten die Münze auf den Boden und begannen zu murmeln. Währenddessen verdunkelten sich ihre Augen allmählich, bis sie vollständig schwarz waren. Langsam erhoben sie sich in der Luft. Sie murmelten weiter, Worte, die unverständlich waren, doch eine bestimmte Bedeutung trugen.

Die Münze fühlte sich plötzlich nicht mehr kalt und leblos an. Etwas in ihr veränderte sich. Auf der Vorderseite erschien nicht nur die Zahl eins, sondern auch Silberadern, die sich über das Metall zogen. Sie schien etwas aufzusaugen, und dann geschah es - ein plötzlicher Ruck, und die Münze fiel, hinein ins Nichts. Nach einer Weile, landete sie stumpf, in Mitte eines Pausenhofs einer Schule. Das Letzte, was sie erblickte, bevor sie einer Art Starre verfiel, war ein neugieriges hellblaues Paar Augen.

Die Magische MünzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt