•𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 14°

200 11 0
                                    

°Einige Tage später•

Vorsichtig schloss ich die weiße Bluse, jeden Knopf sorgfältig an seinem Platz. Mein Blick verharrte im Spiegel, während ich meinen Zopf straff band. Der Look war nicht zu streng, die weite Jeanshose und die Sonnenbrille verliehen ihm eine lässige Note.

Heute stand der Tag der offenen Tür an meiner zukünftigen Universität an und ich wollte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ein Hauch von Nervosität durchzog meine Finger, als ich behutsam Mascara auf meine Wimpern auftrug. Die Wahl meiner Chucks rundete das Outfit ab, bevor ich das Schlafzimmer verließ.

Die Treppe hinab schreitend, erblickte ich Amira in der Tür, vertieft in ein angeregtes Gespräch mit meinem Stiefbruder. Kurz beobachtete ich die beiden, bemerkte ihre Bewegungen und Mimik – keiner konnte leugnen, dass da kein Interesse bestand.

Ich war verwundert, denn sonst hatten sich keine weiteren Frauen in unserem Haus niedergelassen, wie Zecken, die sich in die Haut bohrten. Sie bildeten ein schönes Bild, doch ich kannte Amira zu wenig, um beurteilen zu können, ob sie die richtige Person war.

"Hola!" Machte ich mich bemerkbar, als ich das Gespräch stürmte. Amira begrüßte mich herzlich und strahlte über beide Ohren. Wir verabschiedeten uns von Alex, als wir gemeinsam die gepflasterten Steine hinunterliefen.

"Du solltest hinten sitzen...", begann sie genervt zu sein, als ich die getönten Scheiben des Autos öffnete und die Fernandes-Familie mich mit einem Lächeln begrüßte. Mit geweiteten Augen sah ich zu ihr, als sie die Beifahrertür öffnete. "Sie bestanden darauf, uns zu begleiten", murrte sie, als ich zögernd in den Wagen stieg.

Es waren nur zwei Männer im Auto, doch aus Schicksalsgründen saß der Schikanier neben mir. Der Fahrer war Pablo, den ich seit dem Strandausflug nicht mehr gesehen oder gesprochen hatte. Ein kleiner Rückblick auf die vergangene Semesterfeier genügte, um mich an unsere tiefgründigen Gespräche zu erinnern.

Ich begrüßte sie alle, spürte jedoch eine Spannung zwischen meinem Nebenmann und mir. In den vergangenen Tagen herrschte Funkstille zwischen der Fernandes-Familie und mir. Außer, dass ich mich oft mit Amira traf und wir uns besser kennenlernten. Sie berichtete mir von den Herausforderungen, mit vier Männern unter einem Dach zu leben, und wir amüsierten uns darüber, wie sie sich wegen Nichtigkeiten stritten, als wären sie im Kindergarten.

Das letzte Mal, dass ich mit Ian ein Wortgefecht hatte, war über Instagram. Über das Schreiben konnte man seine Facetten so gestalten, wie man es wollte.

Ich spürte Ians Blicke, der ebenfalls eine Sonnenbrille trug wie ich. Wir nahmen sie nicht ab, sondern nutzten sie, um andere Menschen zu betrachten.

Während vorne fröhlich der Melodie nachgegangen wurde, saßen wir beide stumm im Auto. Die Fahrt kam mir lange vor, als befinden wir uns in einer Zeitraffer. "Bleibst du heute stumm?", Kam er näher, als er mich beim Zippeln meiner Bluse erwischte. "Spielst du heute Stalker?", Entgegnete ich, meinen Kopf zu ihm drehend. Er saß entspannt da, seinen Arm am Fensterrahmen ruhend.

"Weil ich mitkomme?", Fragte er belustigt, was ich bestätigte. "Falls es dir nicht bekannt ist, studiere ich Chemie. Und falls es dir immer noch nicht bekannt ist, ist die Universität für Naturwissenschaften ausgelegt, darauf studieren mein Bruder und ich." Ich hielt die Luft an, als sich die Anspannung in mir aufbaute.

Szenen überkamen mich, wie Ian mich zu Boden schubste, mich verbal attackierte oder mich verspottete, einfach weil ich übergewichtig war. Mein Kiefer spannte sich an und ich bemerkte, wie meine Hand verschwitzt war.

Die Ruhe bewahrte ich dennoch und strich über die Oberfläche meiner Jeanshose. Lächelnd nahm ich meine Sonnenbrille ab und sah ihn an. "Stimmt, das war mir nicht bekannt, aber mir ist bekannt, dass dein Hosenstall offen ist. Du musst nicht gleich deinen Hosenstall öffnen, wenn du mich siehst." Er sah perplex auf seine Hose und schloss den Reißverschluss.

Lucia VeleraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt