6. Neue Pferde, neue Regeln

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Mary erwachte träge aus ihrem Schlaf. Sie kuschelte sich tiefer in ihr Kissen und atmete den Geruch von Tom tief ein.

‚Moment, mein Bett riecht nach ihm?', plötzlich hellwach, blickte sich Mary in ihrem Zimmer um. Sie konnte kein Zeichen dafür entdecken, dass Tom in der Nacht bei ihr war. Sie überlegte fieberhaft, ob alles nur ein Traum gewesen war. ‚Nein', entschied sie sich: ‚das kann ich nicht nur geträumt haben.'

Um ihre Gedanken in Ruhe zu ordnen und sich für den Tag zu wappnen, klingelte Mary nach Anna und nahm zunächst ein Bad. Danach zog sie sich mit Hilfe von Anna für ein spätes Frühstück im Salon an und begab sich nach unten.

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Tom erwachte nach nur wenigen Stunden Schlaf und bemerkte, dass er, mal wieder, erregt war. Über sich selbst den Kopf schüttelnd ging er in sein Bad, um sich für den Tag zurecht zu machen. Verwundert über Marys Verhalten in der Nacht, machte sich Tom Gedanken, wie er nun weiter vorgehen sollte. Eigentlich dachte er, dass sie das Spiel, genau wie er, lieben würde. Da sie in der Nacht aber so vorsichtig und vor allem zärtlich war, war er sich nun nicht mehr sicher.

‚Ich werde sehen, wie sie mich heute behandelt und sich mir gegenüber verhält. Vielleicht bin ich dann ja schlauer.', war sein letzter Gedanke, bevor auch er sich zu einem späten Frühstück in den Salon aufmachte.

Etwas überrascht erblickte Tom Mary am Tisch sitzend und konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. „Guten Morgen Mary." „Ich hoffe du hattest eine gute Nacht.", setzte er noch grinsend hinterher. „Ja, mein Schlaf war erholsam.", konterte Mary. Tom fiel sofort auf, dass sie nicht auf die Nacht, sondern nur auf ihren Schlaf eingegangen war. Schulter zuckend setzte er sich an den für ihn vorgesehenen Platz und genoss seine Tasse Kaffee.

Mary wusste nicht, wie genau sie sich ihm gegenüber nun verhalten sollte. Die Anspielung auf die Nacht hatte sie sehr wohl bemerkt. Da sie jedoch, mal wieder, in ihren Gefühlen zutiefst verunsichert war, konnte sie nur unterkühlt reagieren. Um die Konversation zwischen Tom und ihr auf einer sicheren Ebene zu halten, sprach sie nur über die Pferdezucht.

„Ich denke, wir sollten beide Stuten und den Zuchthengst kaufen. Alle drei Tiere sind gut gewachsen und noch jung.", meinte sie deshalb zu Tom. Dieser war zunächst von ihrem Themenwechsel, bzw. ihrer Themenwahl überrascht. Er entschied sich jedoch, erst einmal mitzuspielen. „Ja, Mary. Ich denke auch, dass wir mit den drei Pferden und mit deiner eigenen Stute gut starten könnten. Lass uns das Geschäft abwickeln, bevor wir zurück nach Downton fahren.", war seine wohl durchdachte Antwort. Sichtlich erfreut von seiner Zustimmung informierte Mary die Bediensteten und rief direkt auf dem Gestüt an.

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Ihre Geschäftsabwicklung auf dem Gestüt verlief problemlos. Etwas ermüdet, da ja beide kaum geschlafen hatten, saßen Mary und Tom mittags im Zug zurück nach Downton.

Obwohl Mary sich insgeheim Hoffnung auf eine Wiederholung der Fahrt nach London machte, war sie erleichtert, dass Tom keinerlei Annäherungsversuche oder Ähnliches wagte.

Tom hingegen beobachtete Mary sehr genau und konnte ihre Verunsicherung fast spüren. ‚Ich werde sehr vorsichtig mit meinen Handlungen sein müssen', dachte er bevor der Zug in Downton hielt.

Ganz der Gentleman, als den er sich in Gegenwart der Bediensteten stets zeigte, half er Mary aus dem Zug und in das Auto. Ihm selbst tat es immer wieder Leid, dass er die Autos nicht mehr selbst fuhr. Ein kleines Seufzen entfuhr ihm bei diesem Gedanken, was Mary mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln bemerkte.

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