Endlich jemand, der denkt wie ich

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Nach gerade einmal vier an halb Stunden Schlaf, stehe ich heute morgen um halb zehn in der Küche. Ich hatte die ganze Nacht über kaum schlafen können, da mich Leander verfolgt hatte. Sowohl in meinen Träumen, als auch in meinen Gedanken und heute morgen ist es nicht anders. Während ich, wie jedes Wochenende, Brötchen im Backoffen aufbacke, die Kaffeemaschiene anstelle und den Tischdecke, nicht eine Sekunde lang, verschwindet er aus meinen Gedanken.

>>Deine wievielte Tasse Kaffee ist das ?<<, fragt mein Bruder, als er verschlafen und nur mit Jeans bekleidet, die Treppe herunter kommt. Mit seinen 22 Jahren ist er eigentlich zu alt, um noch bei seinen Eltern zu wohnen. Meine Eltern sind da zwar anderer Ansicht, aber Markes stimmt mir zu. Er baut sich  am Rande unseres Dorfes ein Haus. Unser Dorf besteht zum größten Teil nur aus Werwölfen, alle aus diesem Rudel und deren nicht verwandlungsfähigen Verwandten. Im Rudel sind derzeit über 50 Wölfe. Die genaue Anzahl kenne ich nicht, da es auch welche gibt, die sich nicht mehr verwandeln.

>>Die dritte ?<<, rate ich darauf los, weil ich nicht mitgezählt habe. >>Sag mal hast du vor, so rumzulaufen ?<<

>>Wieso ?<<

>>Ach, vergiss es<<, winke ich ab. Doch mein Bruder lässt sich nicht so leicht abwimmeln. Wenn er etwas will, bekommt er es meistens auch. Bisher habe ich noch keinen Fall erlebt, bei dem es auf längere Zeit anders gewesen wäre.

>>Du meinst, weil Leander kommt ?<<, er nimmt mir die Teller aus der Hand und drapiert sie auf dem Tisch. >>Interessiert du dich für ihn ?<<

>>Du spinnst<<, werfe ich ihm vor, weil ich nicht will, dass er mitbekommt, dass er recht hat.

>>So, tue ich das ?<<

>>Wer tut was ?<<, höre ich jemanden rufen und ich bin demjenigen verdammt dankbar. Er hat mich gerettet. Ich sehe zur Tür, wo die Stimme herkam und entdecke meinen kleinen Bruder.....und hinter ihm Leander.

>>Denis<<, rufe ich, renne fast schon auf ihn zu und falle ihm um den Hals. >>Dir geht es gut.<<

>>Was hast du denn gedacht ?<<, fragt Leander amüsiert. >>Ich würde ihn niemals ramponiert zurückbringen.<<

Ich werde rot und bin froh, dass weder Markes noch Denis das sehen. Schließlich lasse ich irgendwann meinen Bruder los. >>Wie geht es dir ?<<, frage ich.

>>Ganz gut<<, entgegnet er. >>Es ist viel zu verdauen erstmal.<<

>>Das ist klar<<, engegnet Markes, der sich mitlerweile ein T-shirt geschnappt hat und sich das gerade über den Kopf zieht. >>Ging uns allen so.<<

>>Und das wird auch zweifellos noch allen so gehen<<, meint Leander und fixiert mich. Kopfschüttelnd gehe ich zurück in die Küche, um mir die nächste Tasse Kaffee einzuschenken, ehe ich die Kanne zum Tisch trage, wo die anderen drei schon sitzen.

>>Meinst du dir tut so viel Koffin gut ?<<, fragt Markes, als er sieht, wie ich einen Schluck aus meiner Tasse trinken.

>>Ja<<, engegne ich. >>Außerdem muss ich noch arbeiten. Da muss ich einiger Maßen fitt sein.<<

>>Es ist nicht meine Schuld, dass du dir die Nacht um die Ohren schlägst.<<

>>Halt die Klappe und iss<<, befehle ich ihm und greife nach einem Brötchen.

>>Als was arbeitest du ?<<, fragt Leander.

Markes stöhnt auf. >>Könnt ihr das Kennenlerngespräch auf einen Zeitpunkt verschieben, indem ich nicht anwesend bin ?<<

>>Was ? Das ist doch eine berechtigte Frage<<, verteidigt sich Leander.

>>Stimmt<<, steuere ich bei. >>Und es kann immernoch sein, dass ich mich nicht verwandle....Dann haben wir den ganzen Salat gar nicht.<<

Schlagartig ist es still. Sogar die Vögel draußen haben aufgehört zu zirpen. >>Genau<<, stimmt Leander zu. >>Wenn du dich nicht verwandelst, werden wir nicht heiraten müssen.<<

>>Endlich jemand, der denkt wie ich<<, bemerke ich triumphierend, obwohl mir gar nicht danach ist.

Diliges Luna - Liebe des MondesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt