DAY 6

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Ich höre ein Klacken. Aber woher kommt es?
Als ich meine Augen öffne blendet mich die schon oben stehende Sonne, und dass obwohl wir uns mitten im Wald befinden.
Aber etwas ist anders.
Ich liege in Jaydens Armen. Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Er ist durch mich wach geworden gestern Nacht und anstatt mich blöd anzumachen hat er mich in den Arm genommen. Ich atme tief ein um seinen herrlichen Geruch aufzunehmen und verkneife mir das Bedürfnis ihm durch die Haare zu fahren als ich in ansehe.
Schon wieder klackt es.
Es muss von der Eingangstür kommen. Erschrocken wechsle ich meinen Blick von der Tür zu Jayden. Wer ist das?
Ich rüttele an Jaydens Schulter. Er liegt auf dem Bauch und seine Hand um meine Mitte. "Jayden hier ist jemand." Flüstere ich. Jayden brummt vor sich hin. Ich rüttele weiter an ihm. "Jayden! Jemand kommt rein!" Zische ich lauter. Sofort ist er hellwach. "Was?" Ich lege mir den Zeigefinger auf die Lippen. "Hör zu." Wir beide lauschen und es klingt so, als würde jemand im Badezimmer die Tür neben uns aufmachen. "Was tun wir jetzt?" frage ich ihn panisch. Er überlegt eine Sekunde. "Leg dich auf den Rücken!" Befiehlt er mir. Irritiert ziehe ich die Brauen zusammen. "Äh, Jayden ich-" und schon hat er mich auf den Rücken gedreht. Er zieht sich sein T-shirt über den Kopf und steigt auf mich. Erschrocken weite ich die Augen. "Jayden, was wird das?" Frage ich ihn mit hoher Stimme. "Halt die Klappe und sei nicht so verklemmt."
Seine Hand wandert zum Nachttisch und er öffnet leise die Schublade. Ich folge seiner Bewegung mit den Augen. "Scheiße, ist das eine Waffe?" Frage ich aufgebracht. Er nickt. "Sei nicht so laut." Ich schnaube verächtlich. "Du hast eine verdammte Waffe in der Schublade!" Funke ich ihn böse an. Er verdreht die Augen. "Jeder zweite Haushalt in Amerika hat eine Waffe. Tu nicht so als wäre es was besonderes." Weißt er mich drauf hin und legt mir die Waffe auf meinen Bauch. Ich weite die Augen. "Aber- Jayden nimm das Ding von mir runter!" Warne ich ihn verängstigt. "Jetzt hör mir zu ja? Entweder ist es der alte Herr dem das Haus hier mal gehört hat, - er kommt nämlich ab und zu noch vorbei, wurde mir gesagt. Oder aber es kommt gleich jemand der mich umbringen wird und dich dann mitnimmt. Eine Waffe ist also ganz vorteilhaft, verstehst du?" eingeschüchtert nicke ich.
Jayden ist mir mit seinem Gesicht beim reden so nahe gekommen, dass uns nur noch wenige centimeter voneinander trennen. Gerade mal sein dünner Notizblock von letztens würde zwischen uns passen.
Das zweite mal in meinem Leben verspüre ich etwas was ich nicht wirklich definieren kann. Wir schweigen uns für einen Moment an. "Bleib jetzt ganz ruhig, okay?" Fragt er mich und ich spüre seinen Atem deutlich gegen meine Lippen schlagen. Wieder kann ich nur nicken. Seufzend legt er seine Hand direkt unter meine Brust.
Griffbereit für die Waffe, natürlich.
Seine andere Hand wandert zu meinem Oberschenkel. Er hebt mein Bein ein bisschen an sodass ich ihn an der Hüfte umklammern muss. Sein Blick trift belustigt auf meinen. "Muss realistischer rüberkommen." Ich hebe nur irritiert die Augenbrauen. "Er kommt." Flüstere ich danach. Jaydens Hand legt sich auf die Waffe. "Fass mich an." Befiehlt Jayden mir leise. "Was?" Frage ich verwirrt nach. "Tu irgendwas, nur lieg nicht einfach so rum!" Gerade geht die Tür auf, da umklammere ich schon seinen Hals und kralle mich dann in seinen Rücken.
Habe ich Jayden gerade Lächeln sehen? Also so richtig. Nicht das was er immer aufsetzt wenn er mal wieder ein Idiot ist. Er sah für einen Moment so unschuldig und unsicher aus. Ich glaube es nicht. Habe ich Jayden nervös gemacht?
Natürlich nicht.
Jayden bewegt sich ein wenig. Ein hüsteln ist zu hören. Seine Hand an der Waffe verfestigt sich und er dreht seinen Kopf nach hinten. Ich folge seinem Blick.
Ein alter Mann steht vor dem Fußende des Bettes. "Oh tut mir leid, ich wusste nicht, dass hier-." Der alte Mann räuspert sich. "-Leute sind." Jayden schmunzelt gespielt. "Sie sind sicher Mr. Neelson?" fragt Jayden nach. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, und ich versuche auch nicht bei den Kreisbewegungen die Jayden, scheinbar unbeabsichtigt mit seinem Daumen an meinem Oberschnekel hinterlässt rot zu werden. "Ja, der bin ich und Sie sind?" Jayden versteckt die Waffe ein wenig tiefer und erhebt sich leicht. "Phil Walkings und das ist meine verlobte, Maddy noch Romenz." Jayden sieht mich für einen Moment unsicher an. Als würde er angst haben ich gehe nicht auf sein Schauspiel ein. "Mr. Neelson." lächle ich den Mann freundlich an und sehe dann wieder zu Jayden.
Es ist für einen langen Moment still bis ich gähnen muss. Ich bin immer noch müde. Beide sehen mich an. "Äh, gut dann, tut mir leid. Ich wollte nicht stören." Automatisch schmunzeln Jayden und ich gleichzeitig. "Alles gut." Antwortet Jayden ihm. Der Mann nickt und will zurück zur Tür.
Wir atmen erleichtert aus, doch dann bleibt er stehen. Jayden greift sofort zur Waffe, doch ich halte ihn auf, sie ihm zu offenbaren. "Eine frage noch." Ich wende mich zu dem alten Herr. "Kenne ich Sie beide nicht irgendwo her?" Mein Herz rutscht mir beinahe in die Hose. "Wir waren schon mal mit unseren Eltern vor ca. 4, 5 Jahren hier. Familienfreunde. Da hat es zwischen uns gefunkt." Rette ich uns. Der Mann schaut uns skeptisch an, gibt sich allerdings zufrieden und geht. Wir verabschieden uns und warten bis der Mann weg ist.
"Gott, hatte ich schiss." Gebe ich irgendwann zu, den Blick immer noch zur Tür gerichtet. "Ist doch alles gut gegangen." grinst Jayden. Ich nicke erleichtert.
Plötzlich verfestigt Jayden seinen Griff an meinem Oberschenkel und zieht mich damit an sich. Ich quieke vor schreck kurz auf und schaue ihn dann überrascht an. "Du bist eine gute Schauspielerin." Grinst er überzeugt und beugt sich wieder über mich. Ich halte die Luft an. "Ich, äh-" mir fehlen die Worte. So nah war ich einem Jungen noch nie und dann gleich Jayden? "Jetzt wo wir hier schon so liegen-" Flüstert er mit seiner rauen Stimme gegen mein Ohr. Mich überkommt eine Gänsehaut. "Könnten wir aus dem Schauspiel, doch ein kleines bisschen wahr machen, findest du nicht?" Sein Atem schlägt gegen eine empfindliche Stelle meines Halses. ich schlucke nervös auf. Du wirst nicht. Nicken. Er will nur genau das erreichen!
Ich bin nicht so ein Mädchen. Ich möchte nicht einer seiner vielen Betthäschen sein. Wir sind jetzt auf uns allein gestellt. Ich muss mit ihm leben.
Was wäre danach? Das geht nicht.
Bevor Jayden irgendwie weitergehen kann spanne ich mich an. "Wir haben eine Waffe zwischen uns liegen, und glaub mir, ich weiß besser wie man sie benutzt als du!" zische ich drohend. Er fängt an zu lachen. "Du hast ziemlich lange nachgedacht, Bethy." Jayden erhebt sich grinsend und legt die Waffe auf den Nachttisch. "Halt den Mund, Wrieth." grinsend wirft er sich sein Shirt wieder über. "Hach, wie ich es liebe wenn du rot wirst." Diese Aussage lässt mich- wie nicht anders zu erwarten, nur noch röter werden. „Außerdem glaube ich nicht, dass du jemals eine Waffe in der Hand hättest." Ich hebe eine Augenbraue. „Dave hat mir einiges gezeigt. Nur zur Selbstverteidigung falls jemand im Haus einbricht." Er nickt beeindruckt. „Dann habe ich mich geirrt." zufrieden drücke ich mein Gesicht ins Kissen und schließe die Augen. "Wir müssen packen." Kommt es auf einmal ernster von Jayden. "Wieso? Ich dachte er hat's geschluckt?" Augen verdrehend schreitet er in den Flur.
Als er wieder zurück kommt, hat er unsere Reisetasche in der Hand. "Spätestens in einer Stunde, haben wir die Cops am Hals." Mit geweiteten Augen setze ich mich auf. "Woher weißt du das?" Er verlässt wieder den Raum. "Vertrau' mir einfach. Er ist ein alter verwirrter Mann der was gutes tun will. Er hat uns bestimmt auf seinem Rückweg erkannt." Ruft er mir zu. Ich schaue auf meine Hände. "Jayden, vielleicht sollten wir, - also wenn wirklich jemand hinter mir her ist-" ich halte Inne als Jayden erneut den Raum betritt und etwas in die Tasche packt.
Ich sammle mich kurz, indem ich einmal tief einatme. "Vielleicht sollten wir uns stellen. Die Polizei wird mich schon irgendwie sichern." Er bleibt stehen. "Ich weiß, die Idee gefällt dir nicht aber wir-" Ich stoppe als Jayden vor mir auf Knie geht und mir tief in die Augen schaut. "Bitte vertrau mir, Beth. Ich passe auf dich auf okay?" Zögernd nicke ich und wende meinen Blick ab. "Du bist zurzeit nur bei mir Sicher. Ich vertraue den Bullen nicht."
Ich schaue ihn immer noch nicht an. Erst als er mein Gesicht vorsichtig wieder in seine Richtung dreht. Meine Augen sind glasig weil sich schon wieder Tränen bilden. "Ich habe angst, Jayden. Ich hab so fürchterliche angst, und ich vermisse meine Familie." Eine lange Zeit ist es still zwischen uns. Wir schauen uns einfach in die Augen. "Du brauchst keine angst haben, Beth. Ich bin da." Er streicht mir über die Wange und wischt mit seinem Daumen eine Träne weg. Entschlossen blicke ich an ihm vorbei.
"Was brauchen wir noch?" Lächelnd erhebt er sich. "Zahnbürsten kaufen wir neu. Wie wäre es wenn du uns was zu essen machst? Es ist ein weiter weg." Nickend lasse ich mir hoch helfen und schreite in unsere kleine Miniküche.
Nachdem wir alles im Auto verstaut haben setzen wir uns rein und schnallen uns an. "Bethy, ich muss dich jetzt wieder daran ketten wei-" Ich unterbreche ihn mit einer aufgebrachten Handbewegung "Oh fuck Jayden, ist das dein ernst? Ich. Springe. Nicht. Aus dem Wagen!" Betone ich den letzten Satz besonders. Jayden mustert mich mit einem einseitigen Grinsen. "Schon gut, ich glaube sowieso das es übertrieben ist." Zufrieden lehne ich mich zurück. "Die Augenbinde muss aber sein." Genervt ergebe ich mich.
Dieser Idiot.

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Überarbeitet am 05.01.2019

Instagram: @ vicky_vas

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