DAY 9

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"Heute leihe ich mir deine Freundin mal aus." Grinst Wendy ihren Bruder vielsagend an. Ich schaue mit meinen rot werdenden Wangen zu ihr. "Sie ist nicht meine Freundin." Antwortet Jayden mit einem unsicheren Blick in meine Richtung. "Oh." Kommt es kurz von ihr. "Ich dachte nur, - als, - weil ihr habt so ein enges Verhältnis zueinander und gestern morgen da-" Jayden unterbricht sie mit einem Hüsteln. "Wir sind Freunde." Bringe ich dann schnell heraus. "Jap" Er zeigt zustimmend auf mich.
Es herrscht für einen Moment Stille. "Kann ich sie mir trotzdem ausleihen?" Jayden seufzt. "Was hast du denn vor? Eigentlich wäre es mir lieber wenn Bethy nicht die Wohnung verlässt." Wendy und ich verdrehen gleichzeitig unsere Augen. "Ich wollte mit ihr zum Friseur. Das was Frauen nunmal zusammen machen. Maniküre, Pediküre. Alles was dazu gehört." Mit erhobenen Augenbrauen mustere ich Jayden neben mir. "Wir gehen zu James. Du kennst James, er würde keiner Fliege was zu leide tun. Beth, er wird dich lieben!" Strahlt sie mich an und ich kann mir ein Lächeln auch nicht verkneifen. "Jayden, bitte." Schmolle ich.  "Ich komme mit. Wir gehen erst wenn alle Kunden weg sind und er schließt. Damit wird er sicher kein Problem haben." Stellt Jayden seine Bedingung. Entschuldigend schaue ich zurück zu Wendy. "Na schön, aber du stehst nicht die ganze zeit bei uns! Beth brauch bestimmt auch mal wieder Zeit für Mädchenkram." Verwirrt lächel ich und nicke dann zögernd in Jaydens Richtung. "Ruf ihn an." Grummelt er nur vor sich hin und trinkt einen Schluck von seinem Kaffee. Freudig klatscht Wendy einmal in die Hände ehe sie "Mach ich sofort! " antwortet.
Jayden und ich werden alleine gelassen. Ohne ihm ein Blick zu würdigen beiße ich von meinem Brötchen ab. "Meine Schwester hat manchmal die kleine Neigung zu übertreiben." Fängt er fast schon nervös an zu sprechen. "Ich mag sie." Stelle ich überrascht fest. „Außerdem kann ich mir vorstellen, dass es für Außenstehende vielleicht wirklich anders wirken kann. Denk an die Highschool. Alle dachten wir wären zusammen nur weil wir auf einer Party etwas länger miteinander geredet haben." Jayden grinst. „Wahrscheinlich hast du recht." Er seufzt
"Und freut mich dass ihr euch verdreht. Wendy mag nicht jeden." Sein Lächeln kommt vom Herzen. Er scheint seine Schwester sehr zu lieben, was auch mich ein kleines bisschen glücklich macht. Ich gönne Jayden, eine so tolle Frau als Schwester zu haben. Als Mensch in seinem Leben.
"Ist gebongt! Wir sehen uns später." Wendy kommt zurück. "Wir sollen um 17 Uhr da sein, hat er gesagt." Grinsend nicke ich.
Ein neuer Haarschnitt täte vielleicht ganz gut. Veränderungen, wann sind sie es nicht?

"Schnell" bittet Jayden uns während wir aus ihrem Wagen steigen, um den Laden zu betreten. Suchend schaut Jayden sich um. Angesteckt von seiner Nervosität lasse ich ebenfalls meinen Blick durch die Gegend streifen. New York's Straßen sind genau so wie ich es mir vorgestellt habe.
Gelbe Taxis überall, alle paar Minuten ein Streifenwagen. Die Menschen sehen alle komplett verschieden aus und es riecht nach allem möglichem.
Ja es war ein Ort an dem ich dauerhaft bleiben wollte. New York war schon immer meine Lieblingsstadt gewesen, auch wenn ich noch nie hier war.
Jayden legt seine Hand um meine Taille und zieht mich Richtung Eingang. Der Salon ist klein, dafür aber um so hübscher von innen.
"Ah, da ist ja meine Lieblingskundin!" Strahlend kommt ein kleiner, pummeliger Mann auf uns zu.  Von vorne rein ist deutlich zu erkennen, dass er vom anderem Ufer sein muss. Irgendwie mag ich das Klischee vom homosexuellem Friseur, der dafür aber Herz allerliebst ist. Der Mann nimmt Wendy in den Arm und gibt ihr einen Kuss links und danach rechts auf die Wange. "Wo ist denn die kleine Ausreißerin?" Unsicher hebe ich meine Hand. "Ah, ich sehe schon." Er kommt die paar Schritte auf mich zu und nimmt mein Kinn zwischen seinen Zeigefinger und Daumen. Prüfend dreht er meinen Kopf kurz in beide Richtungen. "Meine Güte, bist du ein Hübsches Ding! Das Foto in den Nachrichten ist ja mal sowas von daneben!" Schmunzelnd schaue ich zu Boden. "Na gut, dann setz dich mal Süße!" Gerade will er mich zum Stuhl führen da hält mich Jayden am Handgelenk fest. "Ich muss kurz noch mit dir alleine reden." Meint er mit fester Stimme. Nickend lasse ich mich mitziehen bis wir außer Hörweite der beiden sind. Wendy macht es sich auf dem dunkelblauen Ledersofa gemütlich, während James dabei ist seinen Arbeitsplatz bereit zu stellen.
"Ich warte draußen, wie versprochen. Wenn etwas ist, - sollte dir der Typ auch nur ansatzweise komisch oder verdächtig vorkommen, wirst du es mich wissen lassen. Hier." Er drückt mir wieder die Waffe in die Hand. Genervt verstecke ich sie hinten an meinem Bund. "Jayden, mir wird nichts passieren, okay?" Lächel ich ihn aufmunternd zu. "Das weiß ich doch." Antwortet er genau so lächelnd zurück und streicht mir zögernd eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Mein Herz springt stärker als gewohnt gegen meine Brust und ich vergesse, nur wegen dieser kleinen Geste, fast das Atmen. „Eine bitte." Ich sehe ihn interessiert an. „Schneide deine Haare bitte nicht ab. Es steht dir so gut." Er mustert mein Gesamtbild was mich nervös auf meine Unterlippe beißen lässt. Sein Blick bleibt daran hängen bevor er mir aufmunternd wieder in die Augen schaut.
Deine Lippen sind nicht von dieser Welt.
Fällt mir sein außergewöhnliches Kompliment wieder ein und mein Herz schlägt mir wieder bis zum Hals. "Ich unterbreche euch nur zu ungerne, aber wir sollten anfangen." Zwinkert Wendy uns vielsagend zu. Verwirrt trete ich von Jayden weg und setze mich vor den riesigen, an den Seiten verzierten Spiegel. "Dann wollen wir mal beginnen." Grinst James mich an und mustert mich im Spiegel. "Was darf ich denn abschneiden, Kleine?" Schüchtern zucke ich mit den Schultern. "Verpass ihr einen ganz neuen Style!" Grinst Wendy erfreut und trinkt einen Schluck Sekt oder mit was auch immer dieses Glas gefüllt ist. „Nicht zu kurz." Gebe Ich kleinlaut von mir. "Von der Länge her ist es eigentlich schon so gut wie perfekt." Er nimmt meine Haarspitzen in die Hand und begutachtet sie Kurz. "Vielleicht die Spitzen nochmal nachschneiden." Einverstanden nicke ich und schaue in den Spiegel.
Kurze Zeit später grinst mich James durch den Spiegel an. "Ich hab's! Wie wäre es damit? Du hast schon wunderschöne Wellen in deinen Haaren. Ich helle dir die Spitzen einfach etwas auf, dass wird dadurch komplett anders aussehen." Überzeugt von seiner Idee, kämmt er meine Haare durch.
Hilflos schweift mein Blick nach hinten zu Wendy. Sie allerdings scheint es gar nicht mitbekommen zu haben, da sie eine Zeitschrift in der Hand hält und gebannt darauf starrt. Tief atme ich ein.
Meine Mutter hält eigentlich nicht viel vom Haare färben. Sie findet es sieht billig aus.
Was ist wenn ich billig aussehen werde?
"Also?" Fragt James mich nochmal. Entschlossen atme ich aus. "Ziehen wir es durch!" Lächle ich ihn durch den Spiegel an. Strahlend zwinkert er mir zu. "Du wirst es nicht bereuen, mein Kind!"

"Sag mal, warum starrst du deinen kleinen Freund da die ganze Zeit an." Fragt mich James nach langer Stille. Ich habe vor einer Weile angefangen zu beobachten, was Jayden draußen macht.
Er schaut hauptsächlich auf sein Handy oder blickt nervös umher. Hier rein hat er bis jetzt nicht einmal geschaut. Erwischt starre ich auf den Umhang der meinen Körper bedeckt. "Es ist nicht ihr Freund." Kommt Wendy seufzend auf uns zu. Wir schauen ihr beide zu, wie sie sich an die Wand, links von uns lehnt. "Echt nicht?" Fragt James mich aufgebracht. "Nein. Wir sind nur Freunde." Stelle ich klar. „Wieso sollte man mit einem normalen Freund durchbrennen? Ich dachte es wäre die neue Romanze des Jahrhunderts." Er hält inne. „Zwei Schwerverliebte Teenager auf der Flucht." Wir drei lachen. „Tut mir leid euch enttäuschende müssen. Um ehrlich haben wir vor kurzen nichtmal wirklich Kontakt zueinander gehabt. Unsere Freunde haben uns vorgestellt, wenn man dass so sagen kann." Wendy seufzt. „Lass mich raten. Er ist der kleine Möchtegern Draufgänger der Schule?" Ich nicke kichernd. „Und du?" James dreht meinen Kopf gerade zum Spiegel, sodass unser Augen sich treffen. „Was hast du für eine Rolle gespielt?" Ich zucke mit den Schultern. „Jayden sagt immer wieder dass er es schade findet mich nicht schon länger angesprochen zu haben weil er meine Art mag aber mein Freundeskreis und meine Klamotten ihn davon abgehalten haben." Wendy schnaubt. „So war er schon immer, Beth. Mach dir nichts draus. Immerhin scheint er den Punkt ja endlich abgehakt zu haben." Wieder zucke ich hilflos mit den Schultern. „Wie gesagt, wir sind jetzt Freunde." James schüttelt den Kopf. „Das sieht aber ganz anders aus, Darling. Hast du mal darauf geachtet wie er sich ansieht? Der Junge vergöttert dich." Meine Wangen glühen. "Ich gebe James hundert Prozent recht, Beth. Mein Bruder kann nicht auffhören dich anzuschauen. Ob es beim Essen war oder wir uns einfach unterhalten haben. Er hat an Ihrem Lippen gehangen, von der Minute in der sie den Mund geöffnet hat um zu reden, James." Stimmt Wendy ihm zu. "Ihr bildet euch das nur ein. Zwischen Jayden und mir ist alles normal." Antworte ich trotzig.
Als würde Jayden auch nur ansatzweise Interesse an mir haben.
"Glaub' mir Kleine, wenn sich jemand mit Männern auskennt dann ich." Lacht James, was mich auch leicht zum schmunzeln bringt. "Wie siehst du das denn?" Fragt Wendy mich mit schräg gelegten Kopf. "Wie sehe ich was?" Stelle ich mich dumm. Sie lächelt sanft. "Magst du ihn?" Ich seufze und breche unseren Blickkontakt ab. "Er ist ein verdammter Idiot." Weiche ich ihrer Frage aus. "Aber er ist liebenswert nicht war?" Mein Blick wandert kurz nach draußen. Er hat sich eine Zigarette angezündet. „Ich bin hin und hergerissen manchmal." Wendy nickt als würde sie genau wissen wovon ich spreche. "Hach, die Jugend von heute. Zu stolz um was einzusehen." Schüttelt James seinen Kopf.

"Fertig. Wendy Schatz, schau dir die Kleine an. Ist sie nicht bezaubernd?" Er legt mir meine Haare über beide Schultern nach vorne und lächelt zufrieden. "Das steht dir wirklich super, Beth!" Strahlt Wendy glücklich. "Meint ihr?" Frage ich unsicher. Beide nicken. "Aber wollen wir doch mal jemanden fragen, dessen Meinung du wirklich wissen willst." Mein Herz schlägt schneller als James zur Tür schlendert. Hilflos sehe ich zu Wendy, die nur breit grinst. „Er wird es lieben!" flüstert sie.
Jayden betritt den Laden und ich erhebe mich schnell. Als er mich sieht weiten sich kaum merklich seine Augen.
Ihm gefällt es nicht.
Er kommt auf mich zu. "James, komm gehen wir zur Kasse, ich brauche einen Termin für nächste Woche." Sofort verschwinden die beiden auf die andere Seite des Raumes. "Hey." Lächle ich ihn unsicher an. Jayden schüttelt den Kopf als wolle er aus seine Gedanken abschütteln. "Du siehst wunderschön aus." Mein Herz fängt erneut an zu rasen. "Also, nicht das du davor nicht schön warst. Ich meinte nur-" er reibt sich nervös den Nacken und kommt dann näher um einige Strähnen in die Hand zu nehmen. „Sind seine Haare heller?" Ich nicke. "Es steht dir." Mein Lächeln wird breiter als er ebenfalls eins aufsetzt und mich nochmal mustert. Ich blicke hinter ihm zu Wendy und James die beide gespannt hier her starren. Wendy mit zwei erhobenen Daumen, James mit einem Zwinkern.
Erst als Jayden sich räuspert wandert mein Blick wieder zu ihm zurück.
"Gehen wir?" Fragt Wendy breit grinsend. Nickend folgen wir ihr zur Tür. "Danke, James!" Ich falle ihm um den Hals. Lachend tätschelt er mir den Rücken. "Kein Problem, Darling. Und dass ihr euch ja nicht erwischen lasst." Ich löse mich schmunzelnd von ihm und werde nachdem Jayden sich auch kurz verabschiedet hat von ihm raus gezogen.
Wenn das nicht mal ein gelungener Tag war!

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Was sagt ihr zu Jayen und Elizabeth? :)

Überarbeitet am 07.01.2019

Instagram: @ vicky_vas

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