Blinder Gefährte - Kapitel 3

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Hayden trat mit Blake aus dem Besprechungszimmer. Er würde nun nach seinem Gefährten sehen. Als er ihn nicht in dem Zimmer vorfand, ging er in das Verlies. Dort stand die Wache und schaute ihn entschuldigend an. Als er die Szene in der Zelle sah, erstarrte er. Sein Gefährte ruhte an der Brust des Vampirs, der seine Zähne in ihm versenkt hatte und von ihm trank.

„Wie lange trinkt er schon?", fragte er die Wache mit kalter Stimme.

„Z-Zehn Minuten?", stotterte dieser und verschwand.

Zehn Minuten. Er trinkt in winzigen Schlücken, um nicht in den Blutrausch zu verfallen. Eine solche Selbstkontrolle beeindruckte ihn etwas. In diesem Moment löste Lace sich von Quinn und leckte über die Wunden, um diese zu verschließen. Quinns Kopf drehte sich und drückte dem Vampir einen Kuss auf die Lippen. Dann lehnte er sich an diesen und schlief ein. Der Vampir starrte ihn an, dann schaute er nach unten.

„Bitte nimm ihn mit", sagte Lace.

Hayden und Blake schauten sich an. Hatten sie sich verhört?

„Hier unten ist es kalt und er trägt kein Oberteil. Er ist erschöpft. Ich will nicht, dass er krank wird", sagte der Vampir, während er seinen Gefährten mit einem liebevollen Blick bedachte.

Hayden ging zu diesem und schlang die Arme um Quinn, hob ihn hoch. „Du überlässt ihm mir einfach?", fragte er mit fragendem Blick.

„Quinns Wohl steht bei mir an höchster Stelle. Er kann nicht hier unten bleiben. Wenn du sein Gefährte bist, sorg dafür, dass er unter einer warmen Decke liegt", sagte dieser mit gesenktem Blick.

Er bittet nicht um seine Freiheit, sondern darum, seinen Liebsten in ein warmes Bett zu bringen. Für einen Moment hatte der Vampir seinen größten Respekt und das ging nicht nur ihm so, sondern auch seinem Beta. Hayden nickte nur und trug Quinn, der sich an ihn gekuschelt hatte, in sein Zimmer, wo er ihn ablegte und zudeckte.

Zeit, für ein Gespräch mit dem Vampir. Dann machte er sich wieder auf den Weg zur Zelle. Er setzte sich auf einen Stuhl gegenüber dem Vampir, der ihn schweigend ansah. In seinen Augen stand kein Hass, nur Sorge um seinen Gefährten.

„Dein Name ist Lace, richtig? Ich bin Hayden, der Alpha dieses Rudels. Ich denke, wir wissen es beide, doch Quinn ist unser beider Gefährte. Damit müssen wir nun klarkommen", sagte der Werwolf und Lace nickte nur.

Blake hatte vorgeschlagen, den Vampir einfach zu töten, doch das ging nicht, denn dann würde ihn Quinn wahrscheinlich verstoßen. Es war eine Zwickmühle - entweder er nahm beide oder er verlor beide und damit auch sein eigenes Leben. Doch aus Selbstsucht konnte er sein Rudel nicht gefährden. Wenn es notwendig war, würde er seine Position abtreten und einem anderen Platz machen.

„Was bedeutet dir Quinn?", fragte Hayden den Vampir.

„Er bedeutet mir mehr als mein Leben."

Eine Antwort, die er erwartet hatte. Doch die entscheidende Frage kam erst jetzt.

„Bist du bereit, deine eigene Rasse für ihn zu verraten?"

„Ohne zu zögern."

Diese Reaktion überraschte ihn jedoch. „Bist du sicher?", fragte der Alpha nach.

„Ich habe mich bereits lange von unseren Herrschern abgewendet. Ihre Sicht auf die Welt und ihr Handeln ist mir bereits lange nicht mehr verständlich, weshalb ich mich in die Einsamkeit zurückgezogen habe. Ich wollte nicht Teil dieses sinnlosen Krieges zwischen euch sein. Dann habe ich Quinn gefunden und wir lebten die letzten drei Jahre gemeinsam in meiner Hütte im Wald, abgeschnitten von aller Zivilisation", erklärte der Vampir, was Hayden beruhigte.

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