Kapitel 5

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Gediegene Jazz-Musik ertönte aus den Lautsprechern, der Raum war bereits mit murmelden Gästen gefüllt, als sich Alessandro mit Samantha unter die Menge mischte. Der Qualm der Raucher legte sich wie ein feiner Nebel über die feiernden Leute, umhüllte gnadenlos auch sofort Samantha, die es bereits jetzt bereute, zugesagt zu haben. Mehrmals musste sie husten, raubte ihr der Qualm den Atem, der rücksichtslos von den Umstehenden in ihr Gesicht geblasen wurde. Sie hüstelte und Alessandro schaute sie besorgt an.

"Ich besorg uns was zu trinken", sagte er und machte sich eilig in Richtung Bar davon.

Unschlüssig stand Samantha in einer Ecke des Raums, beobachtete die Frauen und Männer. Menschen waren für sie immer wieder Inspiration, zahlreiche Ideen für Bilder schossen ihr durch den Kopf.

Alessandro kam strahlend mit zwei Gläsern Sekt zurück, seine Cousine im Schlepptau. Er reichte ihr ein Glas und dankbar nahm Samantha sofort einen Schluck. "Das ist Sandra", raunte er ihr ins Ohr. "Die Gastgeberin."

Ein dezenter Hinweis für Samantha, dem Geburtstagskind zu gratulieren. Was sie auch sofort erledigte. "Alles Gute zum Geburtstag, Sandra. Und danke für die Einladung."

Sandra musterte sie schnell, lächelte sie dann gewinnbringend an. "Dankeschön. Alessos Freunde sind auch meine Freunde", nickte sie. "Bedient euch, dort hinten ist das Buffet, langt zu, und habt Spaß! " Damit drehte sie sich zu einem Mann um, der sie bereits wieder fort zog. Entschuldigend zog sie ihre Schultern hoch und verschwand mit ihm in der Menge.

Alessandro verwickelte sie in ein Gespräch, ließ sie dabei nicht aus den Augen. Angeregt unterhielten sie sich über Jazz, eine Stilrichtung die Samantha nicht wirklich lag.
Nach zwei Gläsern Sekt knurrten ihre Mägen, sie schnappten sich jeder einen Teller und beluden sie mit kleinen Köstlichkeiten.
Alessandro konnte nicht widerstehen und schob ihr ab und an ein Häppchen von seinem Teller in den Mund. Samantha machte gute Mine zum bösen Spiel, denn es behagte ihr schon eine ganze Weile nicht mehr, wie er sich ihr gegenüber verhielt.
Klar waren sie Kommilitonen, aber mehr auch nicht. Sie beschloß etwas mehr Abstand zu nehmen und gab vor auf die Toilette zu müssen.

Sie ließ sich Zeit, blickte seufzend in den Spiegel. Wie gern würde sie jetzt auf der Terrasse ihrer neuen Wohnung liegen. Aber es half nichts, sie musste da wieder raus. Sie wusch sich die Hände und kühlte ihre heißen Handgelenke mit dem Wasser.

Kaum das sie den Raum wieder betrat, empfing sie Alessandro und zog sie auf die Tanzfläche. Hatte er sie etwa verfolgt?
Der Jazz wurde nun von Swing und Blues abgelöst, und Alessandro zog sie näher an sich, als ihr lieb war an sich. Seine Hände fuhren über ihren Rücken, sein Gesicht vergrub er in ihrer Halskuhle. Er betaschte ihr Hinterteil und Samantha bekam Panik.
Sie drückte ihn mehrmals von sich, hatte aber den Eindruck das es nichts half. Er ließ nicht locker, Samantha kam es vor, als wären seine Hände überall.

Marc betrat mit seinem Kumpel Ben den Saal. Beissender Qualm schlug ihnen entgegen, angewidert folgte er Ben. Er hatte sich von ihm überreden lassen ihn auf diese Geburtstagsfeier seiner Cousine zu begleiten. Leicht bekleidete Mädchen tanzten mit angesäuselten Männern, in manchen Ecken ging es nicht gerade jugendfrei zu. Überhaupt schien ihm hier einiges sehr locker zuzugehen, in den Augen einiger Leute konnte er stark erweiterte Pupillen erkennen. Eindeutig Drogenkonsum. Sich selbst tadelnd, beschloss er seinen Feierabend zu genießen.

Nachdem sich beide ein Bier ergattert hatten, drängelten sie sich durch die heiße Masse an den Rand des Geschehens. Marcs Gedanken schweiften zu einer gewissen Person ab, er sah sie noch genau vor sich. Ihre Augen hatten einen verführerischen Glanz gehabt, als sie ihn um seine Meinung gefragt hatte. Grinsend nahm er noch einen Schluck seines Bieres, als ihm ein Pärchen auffiel, das sich wohl nicht ganz einig wahr. Die Frau versuchte sich von dem Mann zu lösen, was dieser jedoch vehement verhinderte. Der junge Mann grabschte weiter an ihr herum, schien nicht mehr ganz nüchtern zu sein.
Seinem Instinkt folgend presste er sich in Richtung des Pärchens durch.

"Verdammt, Alesso lass mich los!" Herrschte Samantha ihren Begleiter nun schon zum dritten Mal an.

"Komm schon, is doch grad so kuschelig...." nuschelte er in ihr Haar.

"Was davon hast du nicht verstanden?" Sagte plötzlich eine dunkle Stimme laut hinter ihr.
Alessandro hielt inne, diese Stimme ließ keinen Zweifel zu, das er gemeint war. Marc stand, die Hände in den Hüften gestemmt, hinter Samantha und starrte bedrohlich auf ihn herab. Alessandro grinste nur dämlich und zog sie demonstrativ näher an sich heran.
Samantha keuchte bereits, sie wollte nur noch weg von diesem Grabscher, stemmte ihre Hände gegen seine Brust.

Kurzerhand griff Marc ein, trennte Alessandros Arme unsanft von ihr und zog Samantha hinter sich. Drohend baute er sich vor ihm auf, ließ jedoch Samanthas Handgelenk nicht los.
"Verschwinde, oder ich polier dir sowas von deine Fresse!" Zischte Marc den Typen an.

Verärgert schaute Alessandro ihn an, traute sich aber allein schon wegen des Grössenunterschieds nicht sich zu wehren. Er drehte um und schob in Richtung Bar ab. Marcs Blick folgte ihm bis er in der Menge verschwand.

Schnaubend wendete sich Marc um und erkannte erst jetzt, wen er da vor sich hatte.
"Saaaam?" Ungläubig glitt sein Blick über ihr verängstigtes Gesicht. Er ließ ihr Handgelenk los, als hätte er sich verbrannt. Samanthas Züge entspannten sich sofort als sie ihn erkannte, sie schlang ihre Arme um seine Taille und flog an seine Brust.

"Danke!" Stieß sie erleichtert hervor.

Marc legte automatisch seine Arme um ihre Schultern und küsste sie aufs Haar. Ihr Duft stieg ihm sofort in die Nase, was dazu führte, das er sie nicht so schnell wieder los lassen wollte.
Er fing an sich sanft mit ihr im Rhythmus der Musik zu bewegen. Samantha wehrte sich nicht, sie genoss seine Präsenz. Er roch nach Heimat und Geborgenheit.

"Kanntest du den Typen?"

"Hm, ja. Das war Alessandro, ein Kommilitone von mir."

"Du solltest vorsichtiger sein, mit wem du dich abgibst, Samantha."

Sie hob den Kopf und schaute ihn schief an. "Vielleicht hast du recht, aber woher weiß Frau das vorher?"

Marc legte ihren Kopf wieder an seine Brust. Sein Herz schlug schnell, immer würde er sie nicht beschützen können.
"Sag mal, ist dir irgendetwas in Richtung Drogen hier heute abend aufgefallen?" Sein Blick schweifte unmerklich im Raum umher, ihm schien, als liefen immer mehr Schwankende mit glasigen Augen herum.

Samantha legte ihre Arme um seinen Nacken, zog ihn zu sich herunter und legte ihre Wange an seine. "Der Typ hinten rechts an der Bar. Mit dem roten Shirt. Der hat heute abend schon fast jedem hier etwas in die Hand gedrückt." Wisperte sie bedeutungsvoll in sein Ohr.

Marc nickte kaum merklich und tanzte mit ihr Richtung Ausgang. Erst kurz vor der Tür ließ er sie widerwillig los. "Ich bring dich jetzt nach Hause." Sein Blick deutete keinen Widerspruch und Samantha fügte sich.

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