Die nächsten Tage zogen an mir vorbei wie, als wäre ich in Trance. Nur an einzelne Momente konnte ich mich erinnern. Wie ich am besagten Tag früher Feierabend machte, Jessica und ich feierten, wie ich am nächsten Tag meinen neuen Vertrag unterschrieb und die neuen Informationen bekam.
Ich sitze vor meinem halb gepackten Koffer und bin kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Wir sind ewig auf Tour und haben nur wenig Zeit für Freizeit. Jessica steht im Türrahmen und legt den Kopf schief: „Jetzt komm schon. Das meiste ist doch Business Outfits. Du hast nicht mehr so viel Zeit. In einer Stunde kommt dein Fahrer. Pack nur ein paar Freizeit Klamotten ein." Ich schaue zu ihr hoch und mache einen gequält Gesichtsausdruck. Das ich so schnell vor Ort sein muss hätte ich nicht gedacht. Zwei Tage nach Vertragsabschluss muss ich nun zum ersten Tourpunkt gefahren werden, damit ich den Aufbau miterleben kann. Mein Handy reißt mich nun aus den Gedanken. „Hallo hier Isabelle.", melde ich mich. „Guten Abend Isabelle, hier ist Andrea. Dein Fahrer müsste bald da sein. Noch eine kleine Änderung. Ihr müsst noch eine weitere Person mitnehmen. Max will seinen Cousin ja dabei haben, der wohnt nicht weit von dir. Ist also kein Umweg.", sagt Andrea durchs Telefon. Ich erkläre mich einverstanden - was für eine andere Wahl habe ich denn.
--
Nachdem Jessica mich mit Tränen in den Augen verabschiedet und mein Koffer verstaut ist setzte ich mich in das viel zu luxuriöse Fahrzeug, welches mich nun zu meinem Zielort bringen soll. Entspannt lege ich die Füße hoch und ziehe meinen Laptop aus meiner Handtasche. Wenn ich schon so eine lange Fahrt vor mir habe, kann ich auch produktiv sein. Der Fahrer steigt ebenfalls ein, murmelt etwas von weiterem Fahrgast und fährt los. Etwas genervt von einer unbekannten Person und den Umständen stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und widme mich meinen Workflow. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, als das Fahrzeug stoppt und die Schiebetüren sich öffnen und Sicht nach draußen freigeben. Ebenfalls wird der Kofferraum geöffnet und ich höre eine dunkle Stimme mit dem Fahrer sprechen, nachdem ich einen Kopfhörer aus meinem Ohr genommen hatte. Ein großer Mann mit dunklen Haaren steigt ein. Er scheint erstaunt zu sein, dass ich bereits hier sitze. Er nickt mir als Begrüßung zu und setzt sich neben mich. Uns trennt nun nur die Armlehnen und das Tablett mit Getränken. Relativ schnell nach seinem Einsteigen schließt sich die Schiebetür wieder und das Fahrzeug setzt sich in Bewegung. Das ist mein Stichwort mich wieder in meine Arbeit zu vertiefen. Es sind immer noch ein paar Kleinigkeiten vor Ort unklar.
--
Ich muss eingeschlafen sein, denn ich wurde geweckt von lauten Stimmen. Für einen kurzen Moment bin ich verwirrt. Wo bin ich und wer spricht da? Ich schlage meine Augen auf, etwas zu schnell, denn ich werde von der Beleuchtung im Fahrzeug geblendet. Ich muss mich kurz an das Lucht gewöhnen, dann kann ich wieder klar sehen. Ich befinde mich immer noch auf meinem Platz auf dem Weg zum Tourauftakt, mit diesen komischen Cousin von Kontra K. Genau dieser telefoniert lautstark mit irgendeinem anderen Typen. Genervt verdrehe ich die Augen und räuspere mich. „Störe ich dich etwa?", fragt mich jener Cousin, dabei hat er so ein bescheuerten Grinsen im Gesicht. „Ne weißt du, ich mag extrem laute Geräusche während ich versuche zu schlafen.", antworte ich extrem pissig. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich ihn das erste mal genauer ansehe. Seine dunklen Haare fallen ihm lässig ins Gesicht, seine hellblauen Strahlenden Augen leuchten mir quasi ins Gesicht und er hat Grübchen. Überrascht von meiner Antwort zieht er eine Augenbraue hoch und fährt mit seiner freien Hand durchs Gesicht, dabei fallen mir seine Tattoos auf. Sie zeichnen beide seiner Hände und soweit ich sehen kann auch teile seines Halses. Normalerweise hätte ich jetzt ein Gespräch über Tattoos begonnen, da ich selbst welche besitze, aber nicht bei ihm. „Hör mal Prinzessin. Wir sitzen hier beide noch etwas länger zusammen in diesem Auto. Also tu uns beide doch einen Gefallen, halt einfach deinen süßen Mund und schlaf weiter.", unterbricht mich seine dunkle Stimme. Meine Augen wandern wieder zu seinen Augen und ich muss meine aufkommende Frustration, über diesen Typen, runterschlucken. „Zuerst nenn mich nicht Prinzessin. Mein Name ist Isabelle und zweitens habe ich hier genauso ein Recht zu reden, wie du, besonders nachdem du hier lautstark telefonierst!", gifte ich zurück. Ich bekomme keine weitere Reaktion von ihm und verdrehe sichtbar meine Augen. Mit einer dramatischen Bewegung setzte ich meine Kopfhörer wieder auf und schaue aus dem verdunkelten Fenster. Die ersten Sonnenstrahlen blicken über den Horizont und stimmen mich etwas besser. Ich war schon immer ein Fan von schönen Sonnenaufgängen.
POV Damien
Diese Frau wird mir noch den letzten Nerv rauben und die muss ich jetzt mehrere Monate ertragen. Wie soll ich das anstellen. Innerlich verfluche ich Max dafür, dass er mich überreden konnte, Ihn auf der Tour zu begleiten. Ich hätte einfach drauf verzichten sollen, aber gut hier bin ich jetzt, in einem super übertriebenen Luxus-Sprinter mit einer der nervigsten Frauen auf diesem Planeten. Ob das wohl das Karma für meine schlechten Taten ist?
Ein Seufzten weckt mich aus meinen Gedanken. Isabelle, so heißt sie, schaut auf den Horizont und lehnt ihren Kopf gegen die Scheibe. Warum auch immer schleicht sich ein Grinsen auf mein Gesicht. Wenn Sie so ruhig ist, scheint Sie doch ganz in Ordnung zu sein. Der Fahrer teilt uns über die Sprechanlage mit, dass wir in einer halben Stunde am Hotel ankommen und einchecken können. Ich stolpere über den Singular – Hotel – wie in einem Hotel. Heißt das jetzt auch noch, dass wir im gleichen Hotel untergebracht sind? Jeden morgen Sie beim Frühstück zu sehen. Jetzt fehlt nur noch, dass wir durch einen Buchungsfehler uns das gleiche Zimmer teilen müssen. Ich muss dem ganzen auf den Grund gehen und stupse Isabelle vorsichtig an. Sie schaut mich verwirrt an und nimmt die Kopfhörer ab. Etwas verträumt fragt Sie: „Was gibt's denn?" Ich spiele mit meinem Armband und antworte: „Der Fahrer sagte gerade, dass wir in einer halben Stunde da sind. In welchem Hotel bist du untergebracht?" Sie reibt sich die blauen Augen mit den unglaublich langen und dichten Wimpern. „Im Four Seasons, wieso fragst du?" Ich schlucke deutlich und fasse mir einmal durchs Gesicht. Wir sind tatsächlich im gleichen Hotel, verdammt. „Der Fahrer hat nur von einem Hotel gesprochen, deswegen wollte ich nachfragen.", versuche ich so ruhig wie möglich zu sagen. „Ja, das ist richtig. Ich habe dein Zimmer eingebucht. Es wurde kurzfristig angekündigt, dass noch ein weiteres Zimmer benötigt wird. Da ich so schnell wie möglich das Zimmer buchen musste, blieb mir nur übrig, meine Buchung, um ein Zimmer zu erweitern.", erklärt Sie mir. Ich gebe keine weitere Antwort. Alles weitere, was ich jetzt noch gesagt hätte, hätte nur dazu beigetragen, dass ich mich nicht weiter zurückhalten hätte können. Ich wende mich wieder von Ihr ab und versuche weiterhin cool zu bleiben. Wenigstens gibt es zwei Zimmer und ich muss mir nicht die Blöße geben mit Ihr in einem Raum zu schlafen.
Ich checke mein Handy auf Nachrichten und die Jungs scheinen sich im Gruppenchat, über meine eher missliche Lage, lustig zu machen. Ich schicke eine Nachricht ab mit einem Mittelfinger und bekomme nur Lachsmileys als Antwort. Mir fällt eine Nachricht von Marten im Privatchat auf. Ich öffne diese und kann mir ein schmunzeln nicht verkneifen.
Marten: „Ist die denn wenigstens heiß?"
Es ist für mich nicht verwunderlich, dass so eine Frage von Marten kommt. Er ist definitiv der größte Playboy aus unserer Gruppe und oft kümmert er sich um die Frauen, die bei mir kein Glück haben. Ich blicke vorsichtig in Ihre Richtung und schaue mir sie das erste Mal genau an. Von Kopf bis Fuß. Sie hat lange hellblonde Haare die bestimmt bis zu Ihrem Arsch gehen. So genau kann ich das gerade nicht sehen, aber Sie sind verdammt lang. Ihr T-Shirt legt sich eng an Ihren Körper und betont ihre große Oberweite. Generell scheint Ihr Körper, für meinen Geschmack, an den richtigen Stellen Rundungen zu haben. Sie ist nicht dick, aber auch nicht dünn. Auf Instagram würde wahrscheinlich ein Hashtag mit „Curvy" unter Ihren Bildern stehen. Sie ist groß, aber nicht riesig und hat lange Beine. Überall an Ihrem Körper finden meine Augen Teile von Tattoos, welche von Ihrer Kleidung verdeckt werden. Ich schaue wieder auf mein Handy und überlege, was ich jetzt genau Marten schreiben kann. Dieser wurde in der Zwischenzeit schon ungeduldig und hat mehrere Nachrichten mit Fragezeichen gesendet.
Damien: „Nervig ist die auf jeden Fall."
Marten: „Also ist Sie heiß."
Damien: „Keine Ahnung, überzeug dich nachher doch einfach selbst."
Genervt von Ihm, wechsle ich zur Musik-App und hole meine Kopfhörer aus der Hosentasche und stecke mir diese in die Ohren. Den Rest der Fahrt kann ich eventuell noch entspannen. Zusätzlich schließe ich meine Augen.
DU LIEST GERADE
Plan mich in dein Herz
RomanceIsabelle wird als Assistenz in der BMG Group angestellt. Ein Schritt näher an Ihrem Traumjob Projektleiterin einer Konzerttour zu sein. Nachdem das Schicksal seinen lauf nimmt, läuft ihr Leben mal nach Plan. Nach einem narzistischem Ex-Freund und ei...