Okayama, Maris Wohnung
05. Juni 2021, 20:28 Uhr
„Ich habe die Homepage fast fertig. Wahrscheinlich werde ich sie in drei Tagen hochladen können." Mari öffnete mit ihrer freien Hand den Kühlschrank. Ihre Augen glitten über den spärlich erleuchteten Inhalt. Seufzend schloss sie ihn wieder und schalt sich, dass sie vergessen hatte einzukaufen. Während ihre Freundin am anderen Ende der Leitung antwortete, warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. DerSupermarkt ihres Vertrauens war seit achtundzwanzig Minuten geschlossen. „Was? Wie meinst du das?", erkundigte sie sich und versuchte ihrer Gesprächspartnerin wieder ihre gesamte Aufmerksamkeit zukommen zulassen. Sobald sie aufgelegt hatte, würde sie beim thailändischen Restaurant bestellen. „Ich denke nicht, dass du den Aufruf starten musst. Wenn die Homepage online ist, reicht es, wenn du sie teilst. Ich weiß nicht, wie gefährlich er werden wird und du sollst dich nicht unnötig in Gefahr bringen."
Mari wandte sich um und ging zu ihrem Schreibtisch, auf dem ihr hochgefahrener Laptop auf sie wartete. Dabei lauschte sie ihrer Freundin. Seufzend beantwortete sie ihre Frage. „Nein, leider habe ich von den Zeitungen noch nichts gehört. Vielleicht haben sie es noch nicht gelesen. Wer weiß, wie viele Nachrichten sie am Tag bekommen. Und für den Fall, dass er doch rechtliche Schritte einleiten wird, habe ich mir schon Adressen von passenden Kanzleien rausgesucht. Mach dir also nicht allzu viele Gedanken. Das Ganze wird schon gut gehen. Rufmord hin oder her. Er ist ein Betrüger und gehört hinter Gitter."
Abermals lauschte sie ihrer Freundin. Durch den Hörer vernahm sie das gedämpfte Geschrei eines Kindes. „Kein Problem. Ich will dich auch nicht länger abhalten. Dein Kleiner ist wichtiger." Sie ließ sich auf dem Bürostuhl nieder und lehnte sich zurück. Unter ihrem Gewicht kippte die Lehne nach hinten. „Warte! Ich muss dir noch etwas sagen." Ihr Blick wanderte zur Decke. „Ich danke dir. Ohne dich wäre ich nur halb soweit." Die Antwort ihrer Freundin erfüllte ihr Innerstes mit einer wohligen Wärme.
Maris Lippen verzogen sich zu einem liebevollen Schmunzeln, welches jäh unterbrochen wurde. Ihr Magen verlangte lautstark ihre vollste Aufmerksamkeit. „Ich dich auch. Gute Nacht!"
Sie fuhr ihren Laptop hoch und erhob sich anschließend. Mit ihrem Smartphone in der Hand ging sie in Richtung ihres Badezimmers. Auf dem Weg wischte sie mit ihrem Daumen über das Display und klickte sich durch das Angebot des Restaurants.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und Vorfreude erfasste ihren Körper. Mari warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Ihr blieb genug Zeit zum Duschen, bevor der Bote die Klingel betätigen würde. Sobald ihre Konzentration durch die Mahlzeit die Energiereserven aufgeladen hatte, würde sie die Homepage weiter bearbeiten. Ihre persönlich gesetzte Deadline sollte nicht verstreichen.
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Verbrannte Träume
Short StoryBei einer Reihe von Bränden sterben Männer, die scheinbar nichts miteinander zutun haben. Yosuke misst dem nicht viel Bedeutung bei und genießt sein Leben, bis der Grund der Brände sein tiefstes Geheimnis offenbart.