Kapitel 8: Infinita

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Es ist vollkommen still, nicht der geringste Ton. Überall um uns herum ist es schwarz, nur ein paar weiß leuchtende Sterne sind in der Ferne zu sehen. Diese Stille ist beängstigend. Wir warten und warten und warten. Nichts passiert. 

Vorsichtshalber haben wir die separaten Sender unserer Raumanzüge aktiviert. Es ist riskant, da alle Schiffe dieses Signal empfangen können sobald sie in Reichweite sind, aber so steigen unsere Chancen, von der Archangel gefunden zu werden, stark.

,,Weißt du Kyra, wir können jetzt endlich mal in Ruhe reden" höre ich Seraphina über Funk sagen. ,,Ja, eigentlich schon" antworte ich ihr. Sie zeigt mir mit der linken Hand den Daumen nach oben, und ich weiß dass ihr meine Antwort gefällt. Es ist komisch. Ich kann wegen dem Helm weder ihr Gesicht, noch ihre Mimik sehen. Ein Gespräch auf dieser Basis ist was völlig neues für mich.

,,Erzähl doch mal was über dich. Hast du Geschwister?" fragt sie mich und irgendwie hört sie sich neugierig an. Ich antworte ihr: ,,Ja, ich hab eine kleine Schwester. Sie heißt Mary und ist mein ein und alles." ,,Wie Alina bei mir" erwidert sie. ,,Alina sagte mal, dass ihr beide gleich alt wärt. Ihr seid also Zwillinge?" frage ich jetzt vorsichtig. Seraphina aber schüttelt den Kopf: ,,Nein, wir sind keine Zwillinge, aber fast gleich alt.

Jetzt bin ich verwirrt, aber noch bevor ich genauer darüber nachdenken kann, fährt Seraphina schon fort: ,,Ich mein wir sind zwar irgendwie schon Schwestern, aber auch nicht so richtig. Wir sind keine leiblichen Geschwister. Ich wurde, naja, adoptiert von Mila und Kurt Crize als ich ungefähr 15 Jahre alt war."

,,Leben deine leiblichen Eltern eigentlich noch?" will ich jetzt wissen. ,,Nein" antwortet sie und ist dann still. Ich versuche einfühlsam zu sein, aber ich weiß nicht ob es klappt: ,,Ich kann gut verstehen wie sich das anfühlt. Meine Eltern sind verschollen seit ich 3 bin. Vor ein paar Jahren wurde bestätigt, dass die zwei und ihr gesamtes Forschungsteam als verstorben gelten."

Ich merke wie Seraphina sich in meine Richtung gedreht hat und mich anstarrt: ,,Das tut mir leid für dich Kyra, aber du kannst mich beim besten Willen nicht verstehen. Ich hatte kein Leben in Freiheit wie du. Meine Eltern waren Sklaven der DschoKah und ich auch. Ich bin in einem Lager aufgewachsen. Mein Vater starb als ich nicht da war, aber meine Mutter - sie starb in meinen Armen."

,,Seraphina, ich wusste nicht...." will ich sagen, aber sie unterbricht mich: ,,Zu dieser Zeit war ich bereits ein Jahr eine Crize. Alinas Eltern haben mich aus dem Sklavenlager geholt, aber hätte ich gewusst wie es meinen Eltern ergehen würde, hätte ich meine Freiheit dafür eingetauscht, und dieses eine Jahr lieber mit den beiden verbracht. Du kannst nicht wissen wie ich mich fühle und wirst es nie. Du musstest nicht zusehen wie dir die genommen werden, die du am meisten geliebt hast."

Ich weiß nicht was ich antworten soll, oder ob ich überhaupt etwas sagen soll. Soll ich mich entschuldigen? Eigentlich schon, aber was ist wenn sie nicht mehr reden will und dadurch nur wütender wird? Was soll ich machen? Irgendwie tut mir Seraphina aber leid. Ich wusste nicht was sie alles durchmachen musste.

Ich meine, für mich war es auch nicht leicht ohne Eltern aufzuwachsen, aber ich war noch zu jung als die beiden verschollen sind, als dass ich mich daran erinnern würde. Klar, es schmerzt schon, aber ich kenne es eigentlich kaum anders. Und meine kleine Schwester vor allem -  Sie durfte unsere Eltern nie wirklich kennen lernen. Wir sind ja bei Onkel Henry und Tante Lucille aufgewachsen ohne jemals was von unseren Eltern zu hören. Und gesehen haben wir die beiden nur auf alten Bildern. Mary und ich kommen beide nach unserer Mutter, nur die Augen, die haben wir von Vater.

Aber Seraphina, sie kannte ihre Eltern. Ich kann mir gar nicht richtig vorstellen wie das für sie war, beide zu verlieren. Sie hatte ja wirklich niemanden mehr. Aber sie wurde zum Glück von Alina und ihrer Familie aufgenommen und ich denke dass die beiden sich sehr gut verstehen, aber naja, dass macht die Sache nicht unbedingt besser für die arme Seraphina.

Triangulum: Der AufstiegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt