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"Was macht ihr denn so lange? Püppi, Rin soll dich abchecken, komm."

Abchecken? Mir lief es kalt den Rücken herunter.
Das bedeutet, sie werden alles sehen...
Aber ich hatte doch nein gesagt!?

Ich verabschiedete mich von Koko und bedankte mich für das, was er mir alles erklärt hatte.
Selbstbewusst ging ich zur Tür und folgte Ran in ein anderes Zimmer.

Es stank nach Desinfektion und war anders eingerichtet als die übrigen Zimmer.
Es erinnerte mich an ein Krankenhaus.

"Hey, Tris. Schon eingelebt?" lachte Rin.
"Du kannst rausgehen, Bruderherz" sagte er zu Ran, ohne ihn dabei anzusehen.
Er zwinkerte mir zu, drehte sich um und verließ den Raum.
Ich schaute mich um und erschrak innerlich, als ich noch jemanden am Fenster stehen sah. Mikey.

Er schaute hinaus und wirkte etwas weggetreten. Als würde er alles ausblenden und sich nur auf die Vögel konzentrieren, die vor dem Fenster im Baum saßen.

Er hatte ja gesagt er würde sich überzeugen wollen, aber ganz im Ernst: Was machte er hier?

"Okay, fangen wir mal an. Hier ist ein Top und eine kurze Hose, bitte zieh dich im Nebenraum um.. Ich denke nicht, dass du nackt hier sitzen willst" fügte Rin hinzu und drückte mir die Klamotten in die Hand.

Überfordert schaute ich ihn an und blieb einige Sekunden genau so stehen, ehe ich mich langsam drehte und zu einer Tür am Ende des Zimmers ging.
Schnell schloss ich und verriegelte sie.

'Sowas muss ich anziehen? Was soll der scheiß bitte?' dachte ich, während ich das Top begutachtend vor mir hielt.
'Dann sieht man ja schon alles! Viel zu wenig Bekleidung!'

Ich streifte es über und guckte mich im Spiegel an. Das erste Wort, was mir in den Sinn kam, war 'abartig'.

Einen BH trug ich nie. Dafür hatte ich keinen Geld, immerhin sind die Dinger absolut überteuert.
Seit ich denken kann versteckte ich entweder meine Brüste unter einem großen T-Shirt, oder band sie Mithilfe von Bandagen ab.

Diese Bandagen konnte man jetzt natürlich sehen. Immerhin waren sie weiß, das Top allerdings schwarz.

Die Bandage an der Schulter, wo die riesige Wunde war, war jetzt auch ohne Schwierigkeiten zu erkennen, genau wie die relativ frischen Wunden an meinem Unterarm. Die Einstichstellen der Nadeln waren auch sehr deutlich, da meine Haut käseweiß war, und diese Punkte eben rot.

Na klasse.

Die kurze Hose ging mir beinahe bis zum Knie, was ganz gut war.
Die selbstzugefügten Narben und Wunden hier konnte man nicht sehen, aber mir war jetzt schon bewusst, dass sie zur Sprache kommen würden.

Mit aufgerissenen Augen starrte ich in den Spiegel.
'Ich will nicht so raus... Ich kann so nicht raus.. Schwach.'

Stille.
Stark tippte ich auf meinem Schlüsselbein herum und betrachtete mich weiter.

Doch ich fasste mich relativ schnell wieder.

Mit einem aufgesetzten Lächeln grinste ich meinem Spiegelbild zu, was mich halbwegs überzeugte. Ich wusste, dass ich gleich gar nicht lächeln brauchte, aber irgendwie gab mir das immer die Überzeugung, ich würde überzeugend sein.

Ich nahm meine alten Sachen und hielt sie vor meinem Bauch, beide Unterarme hinein gestopft.


Rin und Mikey unterhielten sich nicht, so wie ich es eigentlich erwartet hatte.

"Also dann, setz dich hin" grinste er mich an, wobei ich aber das Mitleid in seinen Augen sehen konnte.

Wie mich das doch alles ankotzte.

Rin wollte gerade mein Kinn ergreifen, um sich meine Wangen genauer anzusehen, als ich reflexartig zurückwich.

"Entschuldige. Ich tue dir nichts, Tris. Okay?"

Meine aufgerissenen Augen schlossen sich langsam wieder und ich schaute nach unten, wobei ich nickte.
Wieder kam er meinem Kinn sehr nahe und umschloss es mit zwei Fingern. Er schob mein Kinn etwas nach links, wodurch er besser auf meine Wange schauen konnte.

'Wie lange dauert das hier nochmal? Es ist so unangenehm'

Dadurch, dass mein Gesicht jetzt zum Fenster schaute, konnte ich auch Mikey halbwegs erkennen. Er schaute mich an.
Aber nicht mein Gesicht, sondern meinen Rücken, den ich total vergessen hatte.
Durch die Bestrafungen und Folternächte hatte mein Rücken viele Narben abbekommen.

Seine Augen auf meinem Rücken war mir unangenehm, weswegen ich mich anders hinzetzte, sodass er keinen freien Blick mehr hatte.
Ihm schien das nicht zu gefallen.

Sein bereits monotoner Blick streifte mein Gesicht, doch Rin unterbrach unseren Augenkontakt.

"Okay, dann zeig mir mal deine Schulter. Was ist da passiert? Hast du es verbunden?"

"Ja."
"Wie gesprächig du doch bist. Was ist passiert?"
"Ich wurde bestraft"
"Von deinem Boss? Wann?"
"Gestern Abend"

Rin öffnete den Verband und schluckte, als er die Wunde sah. Ich hatte sie noch nicht wirklich gesehen, nur angefasst und desinfiziert.

"Die ist... ziemlich groß. Ich fürchte, ich muss nähen"

Rin tat wie gesagt, obwohl mir seine Spielchen gar nicht gefielen. Er mag professionell sein, aber ständig am Ohrläppchen betatscht zu werden und mir zärtlich über die Haut zu streichen sprengte dann doch den Rahmen.
"Lass das"
"Was?" flüsterte er grinsend.

"Rin." meinte nun auch Mikey ernst. Stimmt, er hatte alles mitbekommen. Ich hoffe, das war ihm jetzt peinlich. Innerlich lachte ich Rin aus.

"Fertig. Ich gebe dir noch eine Salbe mit, die machst du morgens und abends drauf, ja?"
Ich nickte und hoffte einfach, er würde mich jetzt gehen lassen.
Er stellte sich vor mich hin und begutachtete mich.

"Noch etwas?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Gut, dann-"
Weiter kam er nicht. Mikey machte ihm, sowohl auch meinem Plan einen Strich durch die Rechnung.

"Unterarme" nuschelte er.

'Ich verfluche dich, Manjiro Sano. Hiermit belege ich dich mit einem dreifachen Fluch, sowie-'

"Unterarme? Zeig mal her, Tris. Kein Ding, brauchst keine Angst haben" sagte er fürsorglich, als er meinen ängstlichen Blick mitbekam.
Langsam streckte ich meine Hände aus dem alten Klamottenhaufen hervor.

'Eigentlich ist das hier jetzt echt nichts schlimmes. Was will er schon machen? Mich ausmeckern? Haha'

Behutsam nahm er sie in die Hand und wendete sie ein paar Mal hin und her.
"Warst du das?"
Ich nickte.
'Was denn sonst?', dachte ich mir.

Er guckte mich mitleidig an, was mich total aufregte. Ich wollte ihn anschrein und meine Meinung sagen, dass ich kein Mitleid bräuchte und er aufhören soll mich anzusehen, als wäre ich ein verletztes Tier.

Doch bevor ich überhaupt meinen Mund hätte öffnen können, stellte Mikey schon die nächste Frage.
"Noch irgendwo?"

Ich schaute ihn an und schüttelte langsam mit dem Kopf.

"Wenn du lügst, bist du raus"






Bissl lang, hoffe es gefällt euch trdm

Drugs 'n happiness / Tokyo revengers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt