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Die Nacht zog sich wie ein Kaugummi. Ständig wachte ich auf, verschwitzt und mit einem schmerzenden Rücken. Irgendwann beschloss ich, in mein Bett zu wechseln und dort weiter zu schlafen.

Es war schon relativ spät, als ich aufwachte. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als ich die Augen aufschlug und mir die Decke über den Kopf warf. Vom Flur war lautes Getrampel und Geschrei zu hören, was ich eindeutig Sanzu und Ran zuordnen konnte.

"Du kleiner- Gib die wieder her! Sofort!", schrie Sanzu, was mich die Augen verdrehen ließ. Die Tatsache, dass er immer so laut war, machte das zusammenleben mit ihm ziemlich anstrengend. Wie viel Energy hat der Typ, obwohl er sich jeden Tag abschießt? Müsste ihm nicht mit jedem mal die Lebensenergie ausgehen?

bonten war wohl noch verrückter als vermutet.

Energielos aber ohne Kater stand ich auf und richtete ordentlich mein Bett her. Die Vorhänge waren noch geöffnet, weswegen ich nur noch das Fenster zum lüften öffnen musste. Frischer Wind kam hinein in dieses stickige Zimmer.

Ich ging aus meiner Tür hinaus und steuerte direkt auf das Badezimmer zu. Sanzu und Ran ignorierte ich komplett, die zwei hörten jedoch auf zu streiten, als sie mich sahen. Ich schüttelte nur sauer den Kopf und ging weiter.

Die Tür vom Bad schloss ich ebenfalls schnell ab und stellte mich, nachdem ich mich ausgezogen und alle alten Bandagen entfernt hatte, unter die riesige Dusche. Das Wasser floss angenehm an meinem Rücken herunter und der Dreck und alte Schweiß begannen, sich von meiner Haut zu trennen. Ich ekelte mich vor mir selber, als ich daran dachte, wie sehr ich gestern abend gestunken haben musste.

Ich stieg vorsichtig aus der Dusche heraus und rubbelte meine Haare trocken. Den Blick in den Spiegel ersparte ich mir lieber, stattdessen überlegte ich, ob ich mit Handtuch um meinen Körper oder aber in meinen alten Klamotten zurück in mein Zimmer kehren sollte.

Ich entschied mich für die zweite Variante, zum Glück. Denn auf meinem Bett warteten Ran und Sanzu. Sie schauten mich an als würden sie hoffen, dass ihre Blicke mir die Kleider vom Leib reißen könnten.

"Was-"

"Wir müssen reden, Püppi. Da du jetzt ziemlich offiziell zu Bonten gehörst, brauchst du unser Tattoo. Wo willst du es hin haben?", flüsterte Ran schon beinahe. Dass er so schnell auf den Punkt kam, überraschte mich weniger als der Fakt, dass ich scheinbar schon ein offizielles Mitglied war und die anderen diese Tatsache früher erfahren hatten, als ich selbst.

Einen Moment lang stand ich einfach perplex da und starrte sie an, ohne auch nur einen Finger zu rühren.

"Ehm... Darüber hatte ich noch nicht nachgedacht.. An der Brust, schätze ich? Wo hab ihr eures?", überlegte ich, während ich mir frische Sachen aus meinen Einkaufstaschen fischte. Trotzdessen, dass Koko und ich so viel eingekauft hatten, war mein Kleiderschrank noch immer ziemlich leer.
Ich sollte die Sachen mal einräumen.

"Mikey hat seins am Nacken, Sanzu am Arm, Rin und ich am Hals...", antwortete Ran.

"Takeomi seins an der Brust", fügte Sanzu noch hinzu. Ich nickte nur gedankenverloren, während ich die neuen Klamotten über meine freie Hand warf. Ich ging zurück ins Bad, zog mich um und legte meine alten Sachen in den Wäschekorb. Es war nicht besonders warm, weshalb ich einfach einen Pullover übergezogen hatte, sodass ich keine Bandagen wickeln musste.

"Kommst du mit runter? Mikey wollte glaube ich eh noch mit dir etwas besprechen" fing mich Ran vor dem Bad ab. Er ging voraus, ich ihm direkt hinterher. Sanzu war nicht bei ihm, was mich verwunderte.

Ich überlegte auf dem Weg nach unten.

Wenn doch aber alle schon wussten, dass ich ein anerkanntes Mitglied war, wieso wollte Mikey dann noch mit mir reden? Oder war es allen klar, weil ich sonst schon tot wäre?

Still lief ich neben Ran her, der mich immer wieder anguckte. Er öffnete die Küchentür mit den Worten "Nach dir, Püppi", was mich schmunzeln ließ. Für einen gesuchten Verbrecher und Mörder hat er doch ziemlich viel Anstand. Autofahren kann er trotzdem nicht.

Ich betrat die Küche und plötzlich wurde alles still. Koko schaute mich an und lächelte, als Mikey sein Glas laut auf den Tisch abstellte.

"Alle raus", sprach er leise und ich hörte Ran leise hinter mir seufzen. Jeder der am Tisch saß setzte sich in Bewegung, um der Anweisung von Mikey nachzukommen.
Er genießt ziemlich viel Autorität.

Mir wurde etwas unwohl bei dem Gedanken, dass sie alle nur wegen mir hier raus mussten und sie alle vermutlich noch mitten am Essen waren.

Kakucho schloss die Tür, während ich zu Mikey sah. Er deutete mit dem Kopf auf einen Stuhl, der in der Nähe von ihm stand. Ich setzte mich in Bewegung und ließ mich vorsichtig auf dem Stuhl nieder, natürlich nicht ohne ihn davor noch etwas weiter weg geschoben zu haben.

Mikey kommentierte mein Tun nicht, sondern trank noch eben sein Glas mit brauner Flüssigkeit, definitiv Alkohol, aus und schaute mir direkt in die Augen.

"Gestern. Das hast du ganz gut gemacht.", sagte er ruhig und drehte dabei sein Glas etwas in seiner Hand.
Ich traute mich nicht, etwas zu sagen.
Nüchtern bin ich nicht so mutig, und über Nacht ist mein Selbstbewusstsein wohl in den Keller geflossen. Oder es lag an seinem Ausruck und dieses Gefühl, das er vermittelte.

"Anfangs hatte ich bedenken und dachte, du würdest dich total abschießen. Sodass du deinem Auftrag nicht mehr nachkommen kannst. Aber du hast es gemacht... Und zwar gut." sagte er und nickte mir ein wenig zu.

"Unsere Zielperson konnte sich kaum noch an etwas erinnern. Sie wurde zwar stutzig, als ihr Handy weg war, aber wir haben es heute früh zurückgebracht, weswegen sie nichts bemerken dürfte." erklärte er weiter und lehnte sich ein wenig zurück.

"Okay...Gut." sprach ich eher zu mir selbst, um mich zu beruhigen.
"Bedeutet das, dass ich jetzt offiziell zu Bonten gehöre? Jedenfalls haben das Ran und Sanzu angedeutet..."

Mikey zog eine Augenbraue hoch und nickte.
"So halb. Nach unserem Gespräch hier wird dir Kakucho sofort unser Tattoo tattoowieren. Danach bist du dann offiziell ein Teil von Bonten." erklärte er weiter, wobei ich ihm genau zuhörte.

Seine Augenringe waren dunkler geworden und sein Gesicht sogar noch schmaler. Irgendwie machte ich mir schon Sorgen, andererseits ging es mich gar nichts an wie es ihm geht und was er mit seiner Gesundheit anstellt.
Meine Gesundheit und was ich mache geht ihn immerhin genauso wenig an.

"Hast du noch Fragen?"

"Nein, ich denke nicht" meinte ich nur, wobei Mikey aufstand. Er wirkte abweisend und etwas wütend, mehr als sonst noch.

"Takeomi ist in der 2. Etage, das erste Zimmer links"

Schnell stand ich auf und nickte ihm zu, wobei ich zur Tür ging. Ich schloss sie hinter mir leise und wollte gerade die Treppen ansteuern, als plötzlich Ran neben mir stand.

'Nervig wie eine Mücke... Aber irgendwie auch ganz süß' dachte ich nur.

"Und? Gehst du jetzt zu Takeomi?" fragte er mit einer rauen Stimme.

Ich nickte und begann, die Treppen hinaufzugehen, wobei mir Ran folgte. Er sagte noch irgendwas von wegen, dass er auf mich warten würde, aber ich hörte gar nicht mehr zu. Ich war total aufgeregt, dass Takeomi mich gleich nackt sehen würde.

Zwar könnte ich mir das Tattoo auch wo anders stechen lassen, aber es bleibt nun mal ein Leben lang. Und niemand möchte es irgendwo haben, wo es möglicherweise blöd aussieht wenn es auch an einer besseren Stelle Platz gefunden hätte.
Ich würde mich mein Leben lang ärgern.

Vor Aufregung lief ich nochmal schnell in mein Zimmer und holte aus meinen Taschen die Zigaretten, die ich letztens mit Koko gekauft hatte. Warum auch immer die Taschen in meinem Zimer standen, wobei mir das erst jetzt auffiel.

Auf dem Weg zu Takeomis Zimmer steckte ich mir eine Zigarette an und holte so tief Luft wie ich konnte, um mich zu beruhigen.
Angekommen klopfte ich und hörte ein leises "hmmh", bevor ich eintrat.





Heute war Stress sorry

Drugs 'n happiness / Tokyo revengers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt