Kapitel 13

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Schnell schlich ich den Gang entlang und versuchte so gut wie es ging die Schmerzen in meinem Bauch zu ignorieren. Ich musste raus. Ich musste einfach raus. Als ich endlich das Gebäude verlassen hatte biss mir die kalte Luft in die Wangen, während ich durch die Dunkelheit lief. Ich wusste nicht, wieso ich das seltsame Bedürfniss hatte, dorthin zu gehen. Ich war seit Jahren nicht mehr dort gewesen. Bestimmt eine Stunde lief ich, bis ich vor den Pforten des Friedhofs stand. Mein Atem begann zu zittern, während ich durch das große Gittertor trat. Langsam schritt ich durch die Reihe aus Gräbern und wusste genau, wo ich hinging. Mit einem Mal war ich wieder sechs. Ich lief an der Hand meiner Mutter an diesen Gräbern vorbei und konnte einfach nicht begreifen, dass ich meine großen Bruder nie wieder sehen würde. Ich erinnerte mich noch so gut an Kays Beerdigung. Ich und meine Mutter waren die einzigen dort gewesen. Warum ich heute hierher gekommen war? Ich hatte keine Ahnung. Schließlich stand ich vor Kays Grab und wusste nicht, was ich denken sollte. Ich stand einfach nur da und starrte auf den schmutzigen Grabstein. Hier war schon lang niemand mehr gewesen. Die Erde war bedeckt mit Unkraut und der Grabstein war mit Moos bewachsen. Nur gerade so konnte man den eingravierten Namen erkennen. Kay L/N. Schließlich setzte ich mich auf den Boden und seufzte. ,,Wegen dir muss ich mir die Scheiße noch weiter antun.", murmelte ich und lachte ein wenig. Ich hatte bis vor gestern nicht einmal gemerkt, wie sehr Kay mir eigentlich fehlte. Ich hatte geglaubt, weil es so lang her gewesen war, wäre ich einfach drüber hinweg gekommen, doch anscheinend war es doch nicht so. ,,Dass ich dich einmal wiedersehe.", sagte plötzlich jemand und ich fuhr erschrocken herum. Ich konnte nicht glauben, wen ich dort sah. ,,Seth?", fragte ich ungläubig und starrte den Mann vor mir an. Seth war ein guter Freund von Kay gewesen. Sie waren zusammen im Aufklärungstrupp gewesen und seitdem Kay tot war hatte ich nichts mehr von ihm gehört. ,,Du siehst furchtbar aus.", sagte ich und das war nichtmal gelogen. Ich wusste nicht, wie ich ihn überhaupt erkannt hatte. Sein Gesicht war eingefallen und bedeckt mit tiefen Narben. Sein dunkles Haar war durchzogen mit grauen Stränen, obwohl er nicht all zu alt sein konnte. In seiner rechten Hand hielt er einen Gehstock, auf den er sich stützte. ,,Ich weiß.", entgegnete Seth und setzte sich neben mich auf den Boden. ,,Ist ne Weile her." Ich nickte. ,,Hab gehört, was mit deiner Schwester passiert ist. Tut mir leid." ,,Ich brauch dein Mittleid nicht. Was willst du überhaupt hier?", schnappte ich und starrte wütend auf meine Hände. ,,In letzter Zeit komme ich recht oft hierher. Was man von dir wohl eher nicht behaupten kann." Natürlich hatte er Recht, doch dass würde ich niemals zugeben. ,,Wieso siehst du überhaupt so aus?", fragte ich nach einer Weile und Seth seufzte. ,,Hatte kurz nachdem das mit Kay passiert ist einen kleinen....Unfall mit einem Titan.", antwortete er und ich lachte antriebslos. ,,Ja, ich auch." Seth sah mich verwirrt an und ich zog mein Hemd ein Stück hoch, sodass man den Verband um meinen Bauch sehen konnte. ,,Bin zum Glück aber noch nicht so schlimm dran wie du.", fügte ich hinzu und Seth lachte trocken. Wieder sagte für einige Zeit niemand von uns etwas. ,,Es tut mir leid, dass ich dich und deine Mutter damals allein gelassen habe. Ich hätte euch helfen sollen, aber stattdessen hab ich zugelassen, dass all diese Dinge passiert sind." Ich seufzte. ,,Ich bin doch auch nicht besser, also Scheiß drauf." Seth sah mich verwundert an. ,,Was meinst du?" Ich schüttelte den Kopf. ,,Ich hab Jamie und Ray ganz allein mit unsere verrückten Mutter gelassen und hab seit Jahren nicht mehr mit ihnen geredet. Ein toller Bruder bin ich." ,,Du wolltest einfach da weg, ist doch verständlich. Ich hab aus Scham einfach nichts getan." Eine Weile saßen wir einfach nur schweigend da. Obwohl wir uns so lang nicht mehr gesehen hatten, fühlte er sich dennoch so vertraut an. ,,Du solltest gehen und wenigstens ein bisschen schlafen." Ich seufzte. ,,Hast ja Recht." Unter Schmerzen stand ich auf und nickte Seth zu. ,,Wir sehen uns. Irgendwann." Mit diesen Worten machte ich auf der Verse kehrt und verschwand.

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Same but different (Levi X male reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt