Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wurde ich von grausamen Kopfschmerzen begrüßt. Ich fasste mir zerknirscht an die Stirn und setzte mich auf. Für einen Moment drehte sich alles und ich musste mich am Bettramen festhalten, damit ich nicht zur Seite kippte. Aber mein Kater war nicht das, was mir so zusetzte. Levi hatte mich in diesem ekelhaftem Zustand gesehen. Zwar mir irgendwie bewusst gewesen, dass er mein Trinkproblem irgendwie mitbekommen hatte, aber ich hatte nie gewollt, dass er mich so zu Gesicht bekam. Aber Levi hatte mich nicht nur so besoffen gesehen, er hatte mich auch noch ins auf mein Zimmer getragen und aufgepasst, dass ich sicher ins Bett kam. Ich hatte mich in meinem ganzem Leben noch nie so geschämt. ,,Großartig.", murmelte ich, bevor ich mich von meinem Bett erhob. Ich wusch mich, zog mich an und zog eine Flasche wein aus meinem Schrank, die ich dort hortete. Ich ließ mich wieder auf meinem Bett nieder und führte die Flasche an meine Lippen. Ich trank so viel, biss ich mich in einem angetrunkenem Zustand befand. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich seit Ravens Tod das letzte Mal nüchtern gewesen war. Ich hielt es einfach nicht aus. Wenn ich nüchtern war, dachte ich zu viel nach, betrunken passierte das nicht. Ich steckte die Flasche zurück in den Schrank, bevor ich mich auf den Weg nach unten machte. Als ich das Gebäude verließ, biss die eiskalte Luft mir in die Wangen und ich atmete tief durch, sodass sich eine Wolke aus meinem Atem bildete. Ich ging rüber zum Pferdestall und strich meinem Pferd über die Nüstern. Ich fühlte mich durch den Alkohol benommen, doch daran hatte ich mich mittler Weile so sehr gewöhnt, dass es mich nicht mehr störte. ,,Y/N.", sagte plötzlich jemand hinter mir und ich drehte mich um. Dort stand Levi mit verschränkten Armen und sah mich an. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Schon gar nicht nach gestern. Ich sah zurück auf mein Pferd, obwohl ich wusste, dass ich aus dieser Situation nicht so leicht rauskommen würde. Da nahm Levi meinen Arm und zog mich tiefer in den Stall hinein. Mit einem Mal war er mir furchtbar nah und sah mir direkt in die Augen. Seine eiserne Augen schienen mir direkt in die Seele zu starren. ,,Du hast wieder getrunken.", sagte er und ich biss die Zähne zusammen. ,,Hab ich nicht." Levi rollte frustriert mit den Augen und drückte mich mit den Schultern gegen die Wand hinter mir. ,,Y/N, ich riech den Alkohol zehn Meter weit weg, verarsch wen anderes.", sagte er und ich wollte ihn genervt von mir wegdrücken, doch Levi war stärker als ich. ,,Lass mich los.", sagte ich, aber meine Stimme klang so erschöpft, dass ich mich selbst nicht ernst nehmen konnte. ,,Nein. Du erklärst mir jetzt, was verdammt nochmal mit dir los ist." Was war sein Problem? Es war ja nicht so, als hätte er mich die letzten Wochen stur wegignoriert. ,,Was interessiert es dich überhaupt?" Mir war schwindelig und ich war mir ziemlich sicher, dass das nicht am Alkohol lag. So sehr ich mir es auch ausreden wollte, ich konnte nicht abstreiten, dass ich mich auf eine ganz merkwürdige Weise, die mir defintiv nicht gefiel, zu Levi hingezogen fühlte. Und dass er mir gerade so nah war, half nicht im Geringsten. ,,Ich brauche keinen Grund, ich will einfach nur eine Erklärung." Ich verdrehte genervt die Augen. ,,Ich bin bei weitem nicht der einzige, der so ein Problem hat. Jetzt lass mich verdammt nochmal los, das ist echt ekelhaft.", zischte ich, doch Levi ließ mich immer noch nicht los. Ich fing an, wütend zu werde und versuchte ihn immer härter von mir wegzudrücken, jedoch vergebens. ,,Ich lass dich los, wenn du mit mir redest." ,,Lass mich in Ruhe! Seit Wochen redest du nicht mit mir und jetzt auf einmal interessierst du dich für mich? Sag mal, merkst du was?" Vermutlich konnte man mich über den ganzen Hof brüllen hören, doch das war mir völlig egal. Sollten ruhig alle wissen, was ihr Captain für ein Arschloch war. ,,Ich habe dich nicht ignoriert." Seine Stimme klang nun merkwürdig gequält. Das kannte ich von ihm nicht. ,,Ach, und was war das dann?" ,,Lenk nicht vom Thema ab." Er wich mir aus, was mich nur noch wütender machte. ,,Wenn du willst, dass ich dich loslasse, dann sag mir, warum du dich seit Wochen pausenlos besäufst." Ich sah schließlich ein, dass weiterer Wiederstand nichts bringen würde und gab schließlich nach. ,,Meine Schwester ist tot und mein Bruder hasst mich vermutlich. Ich denke, das ist dir genug Information.", schnappte ich, doch aus irgendeinem Grund ließ Levi mich immer noch nicht los. ,,Ach, und deswegen säufst du dir die Birne weg?", sagte er und ich verdrehte gereizt die Augen. ,,Wow, ich wusste nicht, dass du unfähig bist, logische Schlüsse zu ziehen. Jetzt lass mich verdammt nochmal los, oder ich trete dir so hart in die Eier, dass du keine Kinder mehr kriegen kannst." ,,Hatte ich nicht vor." Ich konnte nicht anders, als zu grinsen. ,,Mich loslassen oder Kinder kriegen?" Ich hob drohend mein Bein an und lachte, als Levi mich sofort los ließ. ,,Geht doch." Ich zog mein Hemd zurecht und fuhr durch mein Haar. Levi starrte mich einfach ausdruckslos an, bevor er mich plötzlich am Kragen packte und seine Lippen auf meine drückte. Ich riss überrascht die Augen auf, doch obwohl ich ihn erst wegdrücken wollte, tat ich es nicht. Es war genau so wie als er mich im Krankenzimmer geküsst hatte. Ich blendete alles um mich herum aus und verdrängte jeden Grund, wütend auf den Mann vor mir zu sein. Als Levi sich wieder von mir löste schüttelte er den Kopf und wollte wieder abhauen, doch ich griff sein Handgelenk und zog ihn zurück. ,,Bitte hau nicht wieder ab.", sagte ich und Levi seufzte. ,,Es tut mir leid, ich, ich lass es jetzt." Ich konnte spüren, wie ich wieder wütend wurde, doch nicht aus den gleichen Gründen wie vorher. Ich wollte, dass er mir die Wahrheit sagte. Dass er mir erklärte, warum er sich so verhielt. ,,Nein.", sagte ich mit fester Stimme. ,,Y/N, ich kann ni-" Diesmal war ich derjenige, der ihn küsste. Ich erwartete, dass er mich abweisen würde, darum war ich umso überraschter, als er mich zurückküsste. Seine Hände ruhten auf meinen Schultern und meine auf seinen Wangen. Es sollte sich nicht so gut anfühlen und ich konnte einfach nicht aufhören. Die Zeit schien stillzustehen und als Levi sich von mir löste konnte ich nicht anders als ein enttäuschtes Wimmern von mir zu geben. ,,Verdammt, was machst du nur mit mir?", fragte Levi leise und ich seufzte. ,,Ich schätze, ich mag dich.", gab ich zu und nun sah Levi mich an, als hätte ich ihm einen furchtbar schlechten Witz erzählt. ,,Erzähl keinen Scheiß." ,,Tue ich nicht." In meinem Kopf drehte sich immer noch alles und ich war mir nichteinmal sicher, was ich da von mir gab. Ich redete einfach und vielleicht waren meine Worte viel zu wahr als das ich es hätte einsehen wollen. ,,Wenn ich sage, dass ich dich auch mag, hörst du dann mit der Sauferei auf?", fragte Levi und ich legte meinen Kopf zur Seite. ,,Vielleicht. Wenn du's auch so meinst, versuch ich's.", entgegnete ich und Levi runzelte prüfend die Stirn. ,,Und wie willst du wissen, dass ich es so meine?" Ich grinste. ,,Ich beobachtete dich seit dem Tag, wo du das erste mal deinen Fuß auf dieses Gelände gesetzt hast, Levi. Glaub mir, ich merke, wenn du mich anlügst." Das war nicht ganz war, aber ich hatte das Gefühl, dass es zog. Levi schüttelte den Kopf und wich meinem Blick aus, als ob ihm irgendein Gedanke starke, physische Schmerzen bereiten würde. ,,Ich kann sowas nicht." Ich runzelte verwirrt die Stirn. ,,Was?" ,,Das, was du willst. Verlieben, Beziehungen, sowas." Ich wusste nicht, warum ich plötzlich innerlich zusammenzuckte. Das war zu direkt. So hatte ich noch nie drüber gedacht und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Levi seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Ich mag dich auch, bist du jetzt zufrieden?" Das kam so furchtbar unerwartet, dass ich am liebsten schreiend weggerannt wäre, doch ich blieb einfach stehen und sah Levi verblüfft an, bevor ich ihn provozierend angrinste. ,,Beweis es." Seine grauen Augen weiteten sich und ich konnte die Zahnräder in seinem Kopf förmlich rattern hören. ,,Ich hab dich geküsst. Drei Mal.", sagte er und ich zuckte mit den Schultern. ,,Da hast du wohl Recht..." Es war in der Tat kein übliches Verhalten für Levi einfach so seinen Mund auf meinen zu pressen. Er schien immer jemand zu sein, der selbst bloßen Körperkontakt furchtbar ekelhaft fand, weshalb ich es sehr überraschend fand, dass er das alles mitgemacht hatte. ,,Muss ich es noch ein viertes Mal tun, damit du mir endlich glaubst?", fragte Levi und ich grinste wieder. ,,Das wäre möglich." Als hätte er bloß darauf gewartet, griff Levi meinen Kragen und presste seine Lippen gegen meine. Diesmal küsste er mich nicht so lang wie vorher, aber es war genug, um mich völlig wansinnig zu machen. ,,Überzeugt.", sagte ich völlig außer Atem und ich hätte schwören können, dass der Hauch eines Lächelns über Levis Lippen huschte. Eine Zeit lang standen wir einfach in völliger Stille da. Es war nicht unangenehm wie sonst immer, es war mehr wie ein friedvolles Beisammensein. Es hätte mich nicht gestört, hätte jemand in diesem Moment die Zeit gestoppt. ,,Tut mir leid, dass ich so zu dir war.", sagte Levi schließlich und ich zuckte mit den Schultern. ,,Ist okay. Ich war ja auch nicht besser. Vielleicht...können wir irgendwie miteinander klarkommen." Levi nickte und fuhr sich durch sein feines, schwarzes Haar. ,,Vielleicht. Und bitte lass die Sauferei, ich habe keinen Bock, dass du deswegen noch abkratzt." ,,Ich versuch's. Ich...kann aber nichts versprechen." Plötzlich sah Levi auf und ging zum Aufgang des Stalles. ,,Ich muss weg. Wir sprechen später." Ich lächelte. ,,Okay."
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Same but different (Levi X male reader)
FanfictionDas ist jetzt mein vierter Versuch, diese Story zu schreiben. Wollte einfach mal nen Levi X male reader machen, weil ich sowas halt nicht wirklich gesehen habe. Long story short: Y/N ist ein Soldat im Aufklärungstrupp und wird von Levi regelmäßig zu...