Kapitel 1 - Zerstörung

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Als ich vor zwei Wochen meinen Freund in unserem Bett mit einer anderen erwischt habe, brach für mich eine Welt zusammen. Noch vor zwei Wochen dachte ich, dass wir für immer unser Leben teilen würden, denn er war nicht nur mein Freund, sondern auch der wichtigste Mensch in meinem Leben. Wir hatten unser halbes Leben zusammen verbracht – und das soll jetzt der Dank dafür sein? Ein One-Night-Stand? Als ich die beiden erwischte, konnte ich keine Sekunde länger in dieser Wohnung aushalten und fuhr sofort zu meiner besten Freundin Giulia. Als sie die Tür öffnete und mich in Tränen aufgelöst sah, wusste sie sofort, was los war.

Diego und ich hatten in letzter Zeit öfter Streit, und das war nicht das erste Mal, dass ich verheult vor Giulias Tür stand. Ich dachte immer, dass Streit in einer Beziehung normal sei, aber in den letzten Monaten hatten wir keine normalen Diskussionen mehr. Ich glaubte eigentlich, dass unsere Beziehung das überstehen würde, aber da habe ich mich wohl sehr getäuscht.

Die letzten zwei Wochen verbrachte ich bei Giulia auf dem Sofa. Seit ich Diego mit einer anderen erwischt habe, habe ich keinen Fuß mehr in unsere Wohnung gesetzt. Diego hat mich in der vergangenen Woche bestimmt 200 Mal angerufen, aber ich habe nicht einmal daran gedacht, rangehen oder zurückzurufen. Denn seien wir ehrlich, wer würde seinem Ex gerne unter die Augen treten, nachdem man mit eigenen Augen gesehen hat, wie er eine andere fickt? Seit heute Morgen redet Giulia mir ein, dass ich Klamotten aus der Wohnung holen soll – wenigstens die Sachen, die ich wirklich brauche. Ich würde mich gerne weigern, aber Giulia hat recht. Langsam brauche ich wirklich meinen eigenen Schrank mit meinen Klamotten wieder. Die letzten zwei Wochen habe ich mich bei ihr bedient. Sie hat zwar einen komplett anderen Kleidungsstil als ich, aber das hat mich die letzten zwei Wochen wenig gestört. Ich habe weder frische Luft gespürt noch andere Menschen außer Giulia gesehen. Ich habe zwar Angst davor, Diego noch einmal sehen zu müssen, aber vielleicht ist er gar nicht da und ich mache mir unnötig Sorgen. Also steige ich kurze Zeit später in mein Auto und fahre los.

Als ich ankomme, schließe ich mein Auto ab, hole meinen Haustürschlüssel aus meiner Handtasche und öffne die Wohnungstür. Diegos Geruch nach zwei Wochen wieder zu riechen, ist schön, aber gleichzeitig fühle ich mich so unwohl wie nie zuvor in meinem Leben. In der ganzen Wohnung ist es ruhig. Es scheint, als wäre niemand hier. Auf dem Weg in die Küche finde ich einen Zettel auf dem Esstisch.

"Hey Arianna,

es tut mir so unfassbar leid, was ich dir angetan habe. Ich kann mir selbst nicht erklären, wie es dazu kommen konnte. Du willst wahrscheinlich meine jämmerlichen Erklärungen nicht hören, deswegen komme ich direkt auf den Punkt: Ich habe mein ganzes Zeug aus der Wohnung geräumt und bin ausgezogen. Auch wenn ich gerne noch einmal mit dir geredet hätte, finde ich es am besten, wenn wir uns nicht mehr unter die Augen treten. Arianna, ich will nur, dass du weißt, dass ich dich immer geliebt habe und dass ich es immer tun werde.

- Diego"

Wow. Mit so einer Erklärung hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. Aber selbst wenn er mich so sehr lieben würde, würde er um mich kämpfen. Wie auch immer, ich denke, es ist Zeit, ihn hinter mir zu lassen, auch wenn es mir wirklich schwerfällt. Dann werde ich jetzt wohl wieder hier wohnen. Denn wofür zahle ich Miete, wenn niemand hier wohnt? Als ich das Schlafzimmer betrete und das Bett sehe, wird mir sehr mulmig. Die Bilder werde ich so schnell wahrscheinlich nicht mehr aus meinem Kopf bekommen. Soll ich wirklich hier wohnen bleiben? Denn eigentlich möchte ich nicht in dem Bett schlafen, in dem mich mein Ex vor zwei Wochen betrogen hat. Vielleicht sollte ich mir einfach ein neues Bett kaufen? Oder vielleicht doch nicht? Ich habe überhaupt keinen Plan, wie mein Leben weitergehen soll. Es ist ein seltsames Gefühl zu wissen, dass ich nach sechs Jahren Beziehung wieder Single bin. Ich werde nie wieder neben dem Mann aufwachen, den ich eigentlich noch so sehr liebe, der mir aber gleichzeitig auch das Herz gebrochen hat. Mein Handy vibriert. Eine Nachricht von Giulia.

"Hey Du. Willst du später mit mir, Dillion und ein paar anderen Jungs feiern gehen? Hier um die Ecke hat ein neuer Club eröffnet, den wollen wir mal auschecken."

Eigentlich ist mir gar nicht nach Feiern, aber vielleicht ist es auch mal besser, für ein paar Stunden alles zu vergessen. Ich könnte das echt gut gebrauchen. Ich schreibe Giulia, dass ich mitkomme. Um 18:00 Uhr ist Treffpunkt. Also habe ich noch rund zwei Stunden Zeit, mich fertig zu machen. Ich gehe ins Schlafzimmer und ziehe das schönste Kleid an, das ich finden kann. Es ist schwarz, hat einen tiefen Ausschnitt und betont mein Dekolleté wunderschön. Schnell flitze ich ins Bad, mache meine Haare und schminke mich ein wenig – nicht zu viel, denn die anderen sollen mich noch als Mensch wahrnehmen.

Als ich das Hupen eines Autos vor meiner Haustür höre, ziehe ich schnell meine Schuhe an, nehme meine Handtasche und verlasse die Wohnung. Als ich Dillons Auto sehe, freue ich mich trotzdem auf den Abend. Denn wir wissen alle, eine Nacht im Club kann dein ganzes Leben auf den Kopf stellen – hoffentlich ins Positive, denn noch mehr Probleme kann ich gerade nicht gebrauchen. Zumindest verzichte ich darauf.

Als wir ankommen, warten bereits eine Menge Leute vor dem Club, aber alles geht ganz schnell und wir sind nach fünf Minuten drin. Eigentlich haben wir auch ein bisschen Glück, denn Dillion, der mit uns hierher gekommen ist, arbeitet hier. Sein bester Freund gehört der Club. Das bedeutet: freie Getränke für uns alle und VIP-Lounge. Dillion führt uns zur VIP-Lounge, wo bereits sein bester Freund wartet. Ich kann schon von weitem seine dunklen, fast schwarzen Haare erkennen. Seine Muskeln schmiegen sich an sein schwarzes Hemd, das bereits nassgeschwitzt ist. Ich komme ihm näher, gebe ihm die Hand und stelle mich höflich vor: "Du musst dann also Ricardo sein, oder?" "Ja", antwortet er leise. Er mustert mich mit seinen meerblauen Augen von oben bis unten. Er schaut mir direkt in die Augen und mein Herz schlägt sofort schneller. "Setz dich doch gerne zu mir, Arianna." Mein Name aus seinem Mund hört sich so unfassbar schön an. Ich glaube, niemand wird jemals meinen Namen so wunderschön aussprechen wie er. "Arianna", sagt er erneut, weil ich ihm auf seine Frage keine Antwort gegeben habe. "Ja", sage ich und folge ihm. "Möchtest du etwas trinken?", fragt er mich, als ich Platz genommen habe. "Ja, sehr gerne. Pina Colada, geht das?" "Immer gerne doch, luce del sole." "Luce del sole? Was heißt das, Ricardo?" "Das wirst du irgendwann noch herausfinden, luce del sole." Er scheint ein echt cooler Typ zu sein. Ricardo kommt ein paar Minuten später zurück. Er bringt mir meinen Drink mit, den ich bestellt habe. Er selbst trinkt Bier – nichts Neues für einen Mann. "Du hast definitiv einen kleinen Vorteil als Chef", sage ich. "Du kannst dir jederzeit einen Drink bestellen, ohne dass du zehn Minuten warten musst." Er lacht und grinst mich an.

"Woher kommst du, Arianna? Ich möchte mehr über dich erfahren."

Wenn er wüsste, dass ich jeden einzelnen Ton, den er von seinen Lippen gibt, gerade in mich aufsauge, würde er mich wahrscheinlich für völlig bekloppt halten.

"Ich habe gerade mein Studium beendet und lebe jetzt ein paar Meilen entfernt in einer großen Wohnung."

"Alleine oder hast du einen Freund?"

"Vor zwei Wochen hatte ich tatsächlich noch einen Freund, bis ich ihn mit einer anderen in unserem Bett erwischt habe."

"Oh Shit, das tut mir wirklich sehr leid. Wie geht es dir gerade?"

"Gerade geht es mir okay. Ich komme darüber hinweg und bin für neue Wege offen."

"Das klingt doch gut. Dann wünsche ich dir viel Glück."

Als ich dachte, dass unser Gespräch vorbei ist, passiert das, was ich mir die ganze Zeit in meinem Kopf vorgestellt hatte: Ricardo zieht mich mit einem Ruck näher an sich heran, sodass ich seinen Atem auf meiner Stirn spüren kann. Alles in mir sagt, dass ich gehen soll, aber mein Herz sagt: Arianna, bleib.

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Danke fürs Lesen des ersten Kapitels meines ersten Buches! Lass gerne ein Vote oder ein Kommentar da:)~Jamie

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