[Tweek Pov]
Es war laut, schnell und hektisch.
Die Menschen, ihre Gangart, die Durchsagen, die allgemeine Gesprächslautstärke, die Geräusche. Als ob sie alle auf der Flucht wären oder es keinen Morgen mehr geben würde.. Tweek mochte keine Bahnhöfe.
Hatte er noch nie.
Er versuchte sich durch die Menschenmassen zu schlagen und weichte den entgegenkommenden Massen mehr schlecht als recht aus. Sein Koffer war ihm dabei keine Hilfe und er schaffte es kaum voran zu kommen, da immer wieder Menschen gegen ihn stießen oder sein Gepäck so einklemmten, dass es stecken blieb.
Tweek kniff die Augen zusammen.
Er wollte hier einfach nur noch weg.
Nur noch hier raus.
Wo wollten sie sich nochmal treffen? Er hatte es vergessen.
Egal, es gab Handys, erst einmal musste er sein Leben retten. Langsam öffnete er die Augen wieder, kämpfte sich tapfer durch. Ein Mann pöbelte ihn an, dass er gefälligst aufpassen sollte, wo er hinlief. Er stammelte leise eine Entschuldigung, die im Bahnhofslärm unterging.
Er wollte hier raus. Warum war er nicht mit dem Bus gefahren? Oder dem Auto? Vielleicht eine Mitfahrgelegenheit? Aber die hätten ihn sicher entführt. Wer weiß, welche Wichtel sich gegen ihn verschworen hatten um ihn in die Unterwelt mitzunehmen. Da traute er der Bahn schon mehr. Die ist auf Schienen angewiesen, da ist eine Entführung weit unwahrscheinlicher.
Und trotzdem.
Hier waren Menschen.
Viel. Zu. Viele. Menschen!
Er wünschte sich Kaffee. Und wie er sich den gerade wünschte. Das Verlangen nach seinem heißgeliebten Getränk war schon lange nicht mehr so groß wie jetzt. Er versuchte sich zusammen zu reißen, schließlich war er derzeitig und stolz auf Entzug.
Das war jetzt egal. Er brauchte es.
Eine Bahnansage ertönte direkt über seinem Ohr. Tweek zuckte zusammen, blieb stehen, wurde angerempelt, wie es kommen musste. Ihm entwich ein Schrei, doch im Gewusel der Allgemeinheit ging er unter.
Ging er überhaupt in die richtige Richtung?
Wo war er?
Der Blonde schnappte nach Luft. Als würde man diese nach und nach aus dem Bahnhof entweichen lassen fühlte es sich an.
Sie wurde weniger.
Bemerkte das denn niemand?
Bestimmt wieder eine Verschwörung. Er schnappte weiter nach Luft, seine Atmung wurde schneller, flacher. Seine Augen weiteten sich, doch er konnte nichts erkennen, nichts fokussieren. Er fing an zu zittern, mehr noch, als er es üblicherweise tat. Er schlang seine Arme um seinen Körper und war sich sicher: Jetzt hatten sie ihn. Die Wichtel hatten gewonnen. Der Druck wurde größer. Die Geräusche um ihn verschwammen, dafür hörte er das Blut in seinen Adern umso schneller pulsieren. Hörte es rauschen, immer lauter und lauter. Und dann plötzlich, hörte er jemanden seinen Namen schreien.
"TWEEK!"Seine Augen fokussierten wieder, sahen eine ihm bekannte Person vor ihm stehen.
"C-craig...?"
Angesprochener nickte, nahm sanft sein Handgelenk und zog ihn an die Seite des Ganges. Er fand eine kleine Nische, zog den Blonden mitsamt Gepäck in diese herein, zog ihn dann in eine Umarmung.
"Schhh...~ ist okay Tweek, ganz ruhig."
Tweek erwiderte die Umarmung, klammerte sich an seinen Freund,wie an einen Rettungsring in einem großen Ozean voller gefräßiger Haie.
"Ich wusste, es war keine gute Idee dich alleine herreisen zu lassen. Tut mir leid, Tweeky."
"N-nein! Ich... i-ich meine... i-ich... freu mich dich zu s-sehen."
Seine Stimme zitterte noch doch es wurde langsam besser. Seine Atmung normalisierte sich.
"Ich freu mich auch. Aber mit einer Panikattacke ist nicht zu spaßen, das will ich nicht nochmal erleben."
Es war gut. Jetzt war alles gut. Jetzt war Craig hier und Craig hatte diese Macht die Wichtel zu vertreiben. Als könnte er einen Bannkreis um sie beide aufstellen. Er brauchte keine Angst mehr zu haben.
Er war doch wirklich ein Schwächling.
Durch und durch.
Da war er schon 19, hatte einen wunderbaren Freund, ein eigenes Leben und ließ sich trotzdem noch so aus der Bahn werfen. Doch er konnte sich nicht helfen. In solchen Momenten nützte auch die Tatsache, dass er sein Leben lebte nicht viel. Er fiel in alte Verhaltensmuster zurück und es kam ihn so vor, als sei er wieder 12. Er hasste diese Schwäche an sich. Hasste sie so sehr, hatte es immer schon. Doch sie war ein Teil von ihm und so sehr er nach außen hin vorgab stark zu sein, so sehr er es zu überspielen versuchte... sie war noch immer da und in diesen Momenten brauch sie aus ihm heraus.
Er liebte Craig dafür, dass dieser das akzeptierte und ihn nicht verurteilte. Wahrscheinlich war er die einzige Person auf der Welt, die das so konnte.

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Let me be your hero [Creek] (complete)
FanfictionEinige Zeit später in South Park - Tweek ist nun erwachsen und steht mit zwei Beinen mitten im Leben. Bei ihm nichts gewöhnliches. Ein gewisser Schwarzhaariger ist daran nicht ganz unschuldig...