Chapter 5: Shall I hope?

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[Tweek POV]
Tweek saß auf seinem Bett und starrte die Wand an. Er zitterte, trank einen Schluck Kaffee aus seinem Becher und starrte weiter. Seine Stimmung war im Keller. Er hatte sich so darauf gefreut, Craig nach 6 langen Wochen wiederzusehen. Und dann verhielt dieser sich so komisch. Irgendwie abwesend. Panisch. Was war nur geschehen während er weg war? Hatte sich zwischen ihnen eine Mauer gebildet, ohne dass er etwas dagegen hätte machen können? Hatte Craig plötzlich genug von ihm? Er trank noch einen Schluck. Vielleicht war er ihm lästig geworden? Konnte das sein? Seine Augen weiteten sich. War dort ein Wichtel? Hinter dem Schreibtisch? Er dachte, es würde aufhören... wenn er nur wieder hier wäre. Wenn er wieder bei Craig wäre... während seiner Zeit abseits von zu Hause hatten die Wichtel ihn belagert, Tag um Tag, Nacht für Nacht. Er wollte sich seine Panik nicht anmerken lassen, nicht an dem Ort an dem er war. Wer weiß wie lange sie ihn da gelassen hätten, wenn er ihnen von den Wichteln erzählt hätte. Doch es belastete ihn, er weinte heimlich unter seiner Decke und wollte Craig bei sich haben. Wenn er mit dem Schwarzhaarigen zusammen war trauten sich die Wichtel nicht. Nur wenn er alleine war. So wie jetzt wieder. Da war doch noch einer! Er konnte ihn ganz deutlich erkennen. Sie würden wieder irgendetwas stehlen, irgendetwas, was ihm wichtig war. Tweek stellte seinen Becher zur Seite, schloss die Augen und legte die Hände auf die Ohren. Sie sollten weggehen! Verschwinden, ihn endlich in Ruhe lassen. Er dachte wieder an Craig. Was, wenn es das wirklich gewesen war. Wenn er ihn nicht mehr als Freund haben wollte? Er quiekte auf, unterdrückte ein Schreien. Seine Eltern sollten nichts mitbekommen, jetzt, wo sie endlich dachten es würde ihm besser gehen. Doch der Druck war zu groß, viel zu groß. Nicht wissend, was er machen sollte saß er einfach nur da und erlebte seine eigene kleine Hölle.

[Craig POV]
Craig hatte die letzte Nacht nicht geschlafen. Er musste über zu viele Dinge nachdenken, ging tausend Szenarios im Kopf durch, wie er dieses Gespräch am besten anfangen sollte und wie Tweek reagieren würde. Zu seinem Unmut sahen alle Gespräche nicht gerade rosig aus. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die Mauer, die zwischen ihnen entstehen würde, nachdem er dem Blonden sein Herz ausschütten würde, jemals komplett überwunden werden könnte. Es war zum verrückt werden. Am liebsten hätte er es wirklich verheimlicht, hätte getan als wäre nichts. Doch er wusste, dass das nicht lange gut gehen würde. Er war nicht gut darin seine eigenen Gefühle zu verheimlichen. Er hatte ja nicht einmal seine Wut richtig unter Kontrolle, wie sollte es da mit romantischen Gefühlen sein?
Als er am Morgen in den Spiegel schaute, sah er aus wie eine halbe Leiche. Er war blass und hatte dunkle, breite Augenringe im Gesicht. Er machte sich fertig, versuchte ein wenig zu frühstücken und verließ dann pünktlich wie immer das Haus. Erstaunt blickte er auf die Person, die vor seiner Haustür stand.
"G-guten Morgen. Du siehst nicht g-gerade aus wie das blühende ngh Leben."
Craigs Herz machte sich von Neuem bemerkbar und sprang vor Freude im Dreieck. Er atmete einmal tief durch.
"Was machst du denn so früh hier? Ich dachte wir treffen uns in der Schule, so wie immer.", er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er es eigentlich toll fand.
"I-ich... wollte dich einfach schon eher s-sehen."
Der Schwarzhaarige schluckte. Er dachte an den gestrigen Tag zurück. Tweek war so unschuldig, so naiv. Er nahm es ihm nicht einmal übel, dass er ihn gestern quasi rausgeschmissen hatte.
"G-geht es dir schon besser?"
Besser? Achja. War immer gut, wenn man seine Notlügen auch abrufbereit hatte.
"Ja, alles gut. Aber... wollen wir nicht die erste Stunde schwänzen? Du hast sicher noch viel von gestern zu erzählen und ich hab nicht wirklich Lust bis zur Pause zu warten, die ja auch so kurz ist. Was meinst du?"
Tweeks Gesicht wies eine Mischung aus Entsetzen und purer Freude auf. Craig war klar, dass Tweek nichts vom Schwänzen hielt, aber gleichzeitig schien er glücklich darüber zu sein, dass Craig sich für seine vergangenen Wochen zu interessieren schien. Wiederwillig nickte er.
"Ich bin ngh froh, w-wieder bei dir sein zu können..."
Craig musste sich wegdrehen um sein Gesicht zu verbergen, das jetzt einen leichten Rotschimmer bekam. Verdammt nochmal! Er kam sich vor wie ein verliebtes Teenie-Girl aus den Zeitschriften, die seine Schwester immer las. Das konnte doch alles nicht wahr sein.
Sie gingen in ein kleines Café, welches zu dieser Tageszeit aufgrund der Frühstücksangebote gut besucht war. Craig suchte einen Platz weiter hinten, wo sie ungestört reden konnten. Er wusste immer noch nicht, ob das eine so gute Idee war. Er wusste auch noch nicht, wie er die Sache ins Rollen bringen sollte. Aber erstmal wollte er Tweek zuhören.
Dieser fing nochmal von vorne an zu erzählen, da Craigs Aufmerksamkeit am Tag zuvor immerhin nicht wirklich vorhanden gewesen war. Der Schwarzhaarige hörte diesmal aufmerksam zu. Tweek erzählte von den Therapiesitzungen, von den Ärtzen und den anderen Jugendlichen. Er erzählte von verschiedenen Übungen die seine Konzentration fördern sollten um das Zittern zu unterbinden und seine Sprache in den Griff zu bekommen. Doch wirklich Fortschritte hatte er nicht gemacht. Er hatte herausgefunden, dass er den Ärtzen nur etwas vorgaukeln musste um besser darzustehen. Das war im Grunde kein großes Problem. Er sah die Wichtel, sah sie jede Nacht, sah sie am Tag. Aber er ließ es sich nicht anmerken. Es brauchte ein gewisses Maß an Selbstbeherrschung, natürlich, aber er wollte nicht riskieren, dass sie ihn noch länger in dieser Klinik ließen. Er hatte nicht geglaubt, dass diese Einrichtung es schaffen könnte innerhalb sechs Wochen eine Erscheinung, die ihn fast achtzehn Jahre lang begleitet hatte zu zerstören. Das war so gut wie Unmöglich. Er erzählte weiter, von den Jungen in seinem Zimmer, der unter Halluzinationen litt und der deswegen irgendwann in ein Einzelzimmer verlegt wurde. Er war froh, diesen Jungen in seinem Zimmer gehabt zu haben, denn so wurde ihm die meiste Aufmerksamkeit geschenkt und Tweek hatte zumeist seine Ruhe und seine eigenen Attacken fielen nicht so auf. Er hatte es überstanden und war sehr froh darüber. Und er hatte einen Entschluss gefasst.
"I-ich will mich von meinen E-eltern nicht länger bevormunden lassen. Ich bin a-alt genug! Ich werd in einem h-halben Jahr 18! Darum habe i-ich beschlossen ngh nach der S-schule wegzuziehen, in e-eine andere Stadt."
Craigs Augen weiteten sich. Tweek wollte wegziehen? Der Schwarzhaarige selbst hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, was er nach der High School machen wollte, darum kam der Gedanke sehr unerwartet. Aber was hatte er auch gedacht? Dass sie für immer glücklich und zufrieden in South Park bleiben würden? Die Stadt hatte nicht gerade die besten Möglichkeiten für eine ordentliche Ausbildung und eine Uni gab es hier auch nicht, also war Tweeks Idee nur vernünftig.
"Und was willst du dann machen? Und wie willst dus finanzieren?"
Tweek sah ihn mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck an.
"D-das weiß ich noch nicht. Ich w-würd gerne studieren. Und könnte n-nebenbei jobben gehen für d-die Miete."
Craig zog die Luft ein. Scheinbar hatte sein bester Freund es sich schon ziemlich gut überlegt. Spätestens in einem Jahr, wenn sie mit der Schule fertig wären, würden sich ihre Wege also trennen. Ein Stechen durchfuhr seine Brust.
"A-alles in Ordnung, Craig? Du siehst g-gerade irgendwie ngh blass aus..."
"Was? Ja... alles okay... ich hab nur nachgedacht."
Tweek legte den Kopf schief, nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee.
"W-worüber?"
Craig seufzte. Alles würde sich ändern. Nichts war mehr, wie es einmal war. Würde es dann einen Unterschied machen, ob er es ihm jetzt erzählen würde? Wahrscheinlich würde es das nicht.
"Über... uns."
Tweek stellte seine Tasse ab, legte die Hände in den Schoß.
"Hab ich i-irgendwas... falsch g-gemacht...?"
"Was?"
Craig war wieder in der Realität angekommen. Sein Gegenüber schaute auf die Tischplatte und schien sehr unsicher.
"Quatsch, wie kommst du darauf, Tweek?"
"Naja... g-gestern warst du so... k-komisch... w-weißt du, ich hab ngh m-mich so gefreut d-dich wiederzu--sehen und... i-ich wusste n-nicht wie ich es i-interpre...ngh...tieren sollte. Ich hab dich s-so vermisst..."
Sein Zittern wurde mehr, seine Stimme zum Ende hin immer leiser. Craig lehnte sich ein wenig vor und schaute dem Blonden in die Augen.
"Ich hab mich doch auch gefreut dich wiederzusehen. Das ist es ja gerade."
Er atmete einmal tief durch.
"Ich hab mich ZU sehr gefreut dich wiederzusehen. Hör mir gut zu, ja? Das ist jetzt wichtig."
Tweek sah ihn an, nickte dann.
"Tweek ich... hab etwas... realisiert. Als du weg warst. Ich hab dich unglaublich vermisst. Die erste Woche schon sehr, die zweite und dritte dann mehr. Ich konnte es kaum erwarten mit dir zu telefonieren und hab sogar ein paar Tage die Schule geschwänzt weil du nicht da warst. Und irgendwann haben Token und Clyde dann gemeint ob es sein könnte..."
Er schluckte einmal, kämpfte gegen das Pochen in seiner Brust an um diese Worte auszusprechen.
"...ob ich nicht vielleicht... in dich verknallt wäre."
Er schwieg einen Moment, ließ die Worte im Raum stehen. Tweek sagte nichts, sondern sah ihn nur mit großen Augen an. Wartete, dass er weitersprach.
"Ich habs abgestritten, ich bin ja nicht schwul verdammt! Zumindest habe ich das geglaubt, bis du gestern vor meiner Tür standest. Ich bekam Herzklopfen, mein Kopf wurde heiß und... ach keine Ahnung. Ich hab sogar überlegt wie es wäre dich zu küssen!"
Er bemerkte, dass seine Wangen schon wieder warm wurden. Er konnte mit der Situation nicht gut umgehen, wusste nicht, wie man so etwas am besten sagt. Doch er versuchte das Beste daraus zu machen.
"Deshalb bin ich gestern abgehauen. Es tut mir leid. Ich bin immernoch der Ansicht, dass ich nicht schwul bin, aber... du bist anders... also, damit mein ich auch nicht, dass du kein Mann bist, aber... arght, wie auch immer, es scheint so als sei ich wirklich in dich verknallt, Tweek. Ich kann verstehen, wenn du mich erstmal nicht sehen willst, aber ich musste es dir trotzdem irgendwie sagen. Ich-"
Doch weiter kam er mit dem Sprechen nicht. Tweek hatte sich über den Tisch gebeugt und ihm die Hand vor dem Mund gehalten.
"B-bist du dir sicher...?"
Seine Stimme war leise. Craig nickte, hielt den Augenkontakt aufrecht. Der Blonde nahm seine Hand wieder zu sich.
"B-bereust du deine Gefühle?"
Tweek klammerte seine Hände um seine Kaffeetasse.
Craig seufzte.
"Nein. Ich würde es nur bereuen, wenn unsere Freundschaft deswegen zu Ende ist..."
Der Blonde schüttelte energisch mit dem Kopf.
"Nein, ganz s-sicher nicht! I-ich meine... es macht mir nichts aus. I-ich fühle mich s-sogar ein wenig g-geehrt."
Jetzt war es an ihm rot zu werden.
"I-ich mein... ich mag dich, Craig! D-du bist für mich die w-wichtigste Person überhaupt!"
Der Ältere starrte ihn an, für einen Moment unfähig etwas zu sagen.
"W-wenn du möchtest... a-also... wenn es f-für dich okay wäre... könnten wir e-es gerne miteinander versuchen. Ngh. E-eine Beziehung, meine i-ich."
Craig lehnte sich nach hinten, seine Augen wurden größer und waren starr auf den Kleineren gerichtet. Hatte er das gerade richtig verstanden? Hatte er gerade wirklich angeboten... er hatte!
"Bist du dir sicher? Ich meine, hast du dir das wirklich gut überlegt?"
Tweek nickte.
"N-natürlich, ich s-sag sowas ja nicht a-als Scherz. I-ich hab dich so u-unglaublich gern, Craig. U-und es ist besser e-etwas erst zu v-versuchen ngh als es gleich a-aufzugeben."
"Da hast du Recht."
Craig grinste, ein Grinsen, welches schon seit Wochen nicht mehr über seine Lippen gewandert war. Er griff nach Tweeks Händen, die immernoch um die Kaffeetasse geschlungen waren und nahm sie in seine.
"Dann... sind wir jetzt zusammen? Also wirklich?"
Auch Tweek lächelte, nickte.
"Darf ich dich dann... also... darf ich dich küssen?"
Tweek verkrampfte sich und presste die Augen zusammen. Seine Wangen glühten, doch er nickte wenige Sekunden später. Auch wenn er eingewilligt hatte, dass die beiden es miteinander versuchen könnten hieß das noch nicht, dass er sich von jetzt auf gleich an diese neue Nähe gewöhnen konnte. Das würde sicher noch ein wenig dauern, aber er war zuversichtlich und wollte sich Mühe geben.
Craig setzte sich auf den freien Stuhl neben seinen jetzigen Freund, nahm dessen Gesicht vorsichtig in seine Hände und berührte mit seinen Lippen ganz sanft die Lippen des Anderen. Der Kuss dauerte keine fünf Sekunden, doch Tweek entspannte sich während dieser kurzen Zeit ein wenig. Als sich ihre Lippen wieder voneinander lösten öffnete Tweek die Augen und berührte seine Lippen mit seinen Fingerspitzen. Das Blut schoss ihm ins Gesicht.
"M-mach das nochmal..."
Craig grinste, wiederhohle das eben Geschehene, ließ den Kuss nun aber länger dauern. Tweek war nun schon ein wenig ruhiger.
"D-daran... könnte ich mich w-wirklich gewöhnen, glaube i-ich."
Craigs Herz hüpfte im Dreieck. Erneut. Er hatte sich viele Szenarios ausgemalt, doch dieses war ganz sicher nicht dabei gewesen. Die Umbruchsstimmung konnte nun getrost kommen, das interessierte ihn nicht. Jetzt war erst einmal das hier wichtig. Nur er und Tweek. Nur die beiden. Und wenn die Welt um ihnen untergehen würde, es war ihm egal. Sie würden es ausprobieren und wenn sich beide Seiten Mühe gaben, würde es auch funktionieren. Er wusste, dass er Recht hatte.

Let me be your hero [Creek] (complete) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt