Chapter 6: Vicious circle

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[Tweek POV, Present]
Die Woche bei Craig verging wie im Flug und viel zu schnell. Er konnte die Tränen nicht unterdrücken, als er von seinem Freund am Bahnhof zum Abschied nochmal liebevoll in den Arm genommen wurde. Craig versprach, ihn am Abend noch einmal anzurufen, was Tweek zumindest ein wenig beruhigte.
Die ganze Zugstrecke über starrte der Blonde unerlässlich aus dem Fenster.
Der Aufenthalt bei Craig hatte so gut getan.
Er hatte seine Sorgen vergessen können, hatte nicht länger an seine Miete denken müssen oder seine Kurse, die er zwar bestand, aber die nicht gerade gut waren. Jetzt prallte die Realität zurück in seine Gedanken.
Er zog die Beine an und legte den Kopf auf diese. Es war immer noch schwer für ihn so weit weg von Craig zu wohnen. Etliche Jahre lang hatten sie sich jeden Tag gesehen, waren jeden Tag zusammen zur Schule gegangen...
Der Zug erreichte den kleinen Bahnhof seiner Heimatstadt. Er wartete auf den Bus und fuhr mit diesem nach Hause. Er fühlte sich verdammt allein, als er seine Wohnungstür aufschloss und nur die paar Möbel vorfand, die er zurückgelassen hatte. Das war wirklich kein Vergleich zu Craigs Wohnung.
Er schloss die Tür hinter sich und legte sich auf seine Matratze. Er würde jetzt wahrscheinlich die ganze Zeit auf den Telefonanruf von Craig warten. So war es immer... Sobald er von Craig zurück in seine eigene Bude kam überkam ihn eine ungewollte Depression.
Im Grunde musste er auch noch seine Tasche für den morgigen Tag packen. Vielleicht sollte er damit wirklich mal anfangen. Mühevoll rappelte er sich auf, suchte seine Blöcke und Unterlagen zusammen und stopfte diese ungeschickt in die Tasche. Er fragte sich, ob er noch etwas im Kühlschrank hatte. Ein Blick in diesen verriet ihm, dass die einzigen Lebensmittel Milch und Wasser waren. Nicht gerade die besten Zutaten für ein ordentliches Essen. Sollte er noch einmal raus und sich etwas holen? Doch er wollte nicht raus. Nicht am Abend. Er hasste es abends alleine raus zu gehen. Es war ihm unheimlich, es fühlte sich an, als würde jeden Moment jemand hinter der nächsten Ecke raus springen, der es auf ihn abgesehen hatte.
Sein Magen knurrte. Ob er sich etwas bestellen sollte? Er hatte noch ein wenig Geld übrig. So musste er wenigstens nicht vor die Tür. Er schaltete seinen Laptop an und suchte den nächstbesten Pizzaservice, pickte sich dort den günstigsten herraus und drückte auf die Bestelltaste. Er musste morgen echt einkaufen gehen, doch wahrscheinlich würde sein Erspartes wieder einmal nur für Tütensuppe und Nudeln reichen.
Es verging eine halbe Stunde, bis die Türklingel schellte und der Pizzabote vor der Tür stand. Tweek traute diesen Personen eigentlich nicht über den Weg. Wer weiß, ob sie nicht auch zu dem Geheimbund der Wichtel gehörten...? Da konnte man sich nie sicher sein. Das wollte er nicht riskieren. Doch andererseits gab es in seiner Wohnung nicht viel zu holen und eine Einzimmerwohnung war nicht gerade der ideale Ort um einen Einbruch zu begehen. Tweek öffnete die Tür, gab dem Mann sein Geld und nahm sein Essen entgegen. Jetzt knurrte sein Magen noch lauter als vorher. Er setzte sich wieder auf seine Matratze und fing an zu essen.

Die Uni am nächsten Tag lief ganz in Ordnung. Tweek hatte das Meiste verstanden und sich viele Aufzeichnungen gemacht. Er war auf dem Weg zur Arbeit. Es gab nicht viele Arbeiten, die er verrichten konnte. Er konnte nicht gut mit Menschen umgehen, er konnte nicht als Kurierdienst arbeiten und er konnte nichts machen, wofür man eine ruhige Hand brauchte, da er diese schlicht und ergreifend nicht hatte. Er hatte eine Stelle als Tellerwäscher und Küchenhilfe in einem Restaurant gefunden. Das war zwar manchmal auch schon schwierig, aber es funktionierte. Und er war auf das Geld angewiesen. Als sein Chef an dem Tag mit verschränkten Armen vor ihm stand, konnte er bereits ahnen, dass sich etwas anbahnte.
"Tweak. Wo warst du die letzte Woche?"
Tweek schaute ihn verdutzt an.
"I-ich hatte Urlaub..."
"Urlaub? Und wieso wusste ich davon nichts?"
"I-ich... ich... h-hab das mit ihrer F-frau abgesprochen. S-sie meinte, das sei i-in Ordnung..."
"Na dann ist es kein Wunder, dass ich das nicht wusste. Sie erzählt mir ja nie was! Tja, das tut mir leid Tweak, aber ich musste in der Zwischenzeit jemand neues einstellen. Er hat ihre Stelle eingenommen und.. Naja.. Sie sind nun für uns überflüssig geworden. Sie können nach Hause gehen."
Sein Zittern wurde schlimmer, seine Augen füllten sich mit Tränen. Entlassen? Von jetzt auf gleich? Das konnte doch nicht...?
"M-mr. Meccen, ich b-brauche diesen Job w-wirklich dringend. I-ich muss meine Miete z-zahlen u-und-"
"Das interessiert mich herzlich wenig Jungchen und ich will deine Lebensgeschichte auch nicht hören."
Damit ging der Herr von dannen und ließ Tweek alleine zurück.
Das konnte doch nicht wahr sein...! Tweek war einige Momente nicht im Stande sich zu bewegen. Er merkte, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten. Er versuchte es gar nicht erst zu unterdrücken, er wusste, dass er daran scheitern würde. Nur mit Not konnte er sich von seinem Standpunkt losreißen. Seine Beine bewegten sich automatisch, fast als ob er nicht mehr im Stande war sie selbst zu steuern. Sie gingen den Weg nach Hause, dem einzigen Ort, an den Tweek jetzt sein wollte. Der einzige Ort in Reichweite zumindest.
Er hatte ein Problem.
Ein gewaltiges Problem.
Seine ganze Existenz war auf diese Einnahmequelle aufgebaut. Er brauchte das Geld. Er hatte die Miete zu bezahlen, die Uniunterlagen, seine Lebensmittel... Was sollte er denn jetzt machen? Würde er einen anderen Job finden können? Kurzfristig? Er atmete einmal tief durch. Der Wind pfiff ihm schroff ins Gesicht und er schlang die Arme enger um den Körper um gegen diesen anzukämpfen. Er wollte nach Hause...
Es dauerte eine Weile, doch irgendwann erreichte er seine Wohnungstür und schloss sie auf. Ohne weiter drüber nachzudenken schloss er die Tür, ließ sich auf seine Matratze fallen und starrte an die Decke. Er wollte nicht denken. Er hatte den Weg über zu viel gedacht, über alles und gar nichts. Er hatte sich die schlimmsten Szenarien ausgemalt, doch jetzt, in diesen Moment, wollte er nur die Stille des Raumes genießen. Er schloss die Augen. Horchte. Nichts. Kein Geräusch. Nur Stille. Stille und Dunkelheit. Es war angenehm.

Let me be your hero [Creek] (complete) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt