•𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 28°

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Der Tisch war gerade gedeckt, und bevor wir begannen, das Frühstück zu genießen, hörten wir Stimmen von der Treppe. Miguel kam verschlafen heraus, begleitet von einer schwarzhaarigen Frau.

Sie strahlte mit ihren blauen Augen eine höfliche Aura aus, die faszinierend wirkte. "Guten Morgen", erklang ihre warmherzige Stimme, auf die wir freundlich antworteten.

Amira beachtete sie nicht, aber ich lächelte ihr zu und verstand, warum wir den Tisch für mehrere Personen gedeckt hatten. "Wie ist dein Name?" fragte ich, als sie eingeschüchtert am Tisch saß.

"Ich heiße Camila." Ihr Aussehen ließ vermuten, dass sie aus Spanien stammte, was ihr Akzent bestätigte. "Ich bin Lucia", stellte ich mich vor, gefolgt von den anderen.

Allerdings war Camila nicht die einzige Besucherin im Strandhaus. Ian und Pablo hatten ebenfalls Begleitung dabei. Ich spürte das Brennen auf meiner Haut, das von Ian stammte.

Die Frauen mit ihren langen blonden Haaren sahen ebenfalls hübsch aus, jedoch im Gegensatz zu Camila waren sie überheblich. Zunächst konnte ich Amiras Verhalten nicht nachvollziehen, doch es schien, dass sie schlechte Erfahrungen mit solchen Besuchen gemacht hatte und desinteressiert, ja sogar genervt war.

"Guten Morgen könnt ihr wohl nicht sagen", murrte Amira, als sie mit ihrer Gabel in das Ei stach. "Und jetzt geht es los", flüsterte Daniel mir zu, während er sich mit einer Tasse Kaffee in den Stuhl lehnte und das Geschehen beobachtete.

"Du hättest ebenfalls uns einen guten Morgen wünschen können", protestierte die Blondine, die neben Ian saß. "Ihr seid die Gäste hier, nicht umgekehrt. Ihr sitzt an unserem Familientisch", sagte ich streng, während Alex ihr einen ernsten Blick zuwarf.

Camila wirkte sichtlich eingeschüchtert und trank einen Schluck aus ihrem Glas. "Was denkst du, wer du bist?" sprang die andere Blondine ein. "Ian, Pablo", wurde der Ton von Amira ernster.

"Ich werde euch ein Taxi bestellen." Doch das genügte Amira nicht. "Holt eure Sachen und wartet draußen", führte Pablo den Satz zu Ende.

Als die Blondinen perplex uns ansahen, standen sie tatsächlich auf und wurden von Pablo und Ian vor die Tür gesetzt. "Und was ist mit dir?" sah sie Camila an, während Miguel ärgerlich seine Schwester ansah.

"Ich denke nicht, dass Camila gehen sollte. Komm von deinem hohen Ross herunter und verurteile nicht alle über einen Kamm", verteidigte Miguel seine Begleitung.

"Ist das oft so?" sah ich zu Daniel, der alles amüsiert begutachtete. "Manchmal sogar schlimmer", betonte er.

Verkniffen stand Amira auf, ebenso wie wir alle, und wir räumten unser schmutziges Geschirr beiseite. "Nimm es nicht zu Herzen", ermutigte ich Camila, doch in ihren Augen war deutlich die Verunsicherung zu erkennen.

"Hat mein Cousin das darunter gesehen, was ich gesehen habe?" flüsterte Ian mir ins Ohr, als ich erstarrte und mir unauffällig das Shirt zurechtrückte.

"Du hattest anscheinend auch deinen Spaß", drehte ich mich um, schlug seine Hand von mir weg und blickte zu den anderen, die mit dem Geschirr beschäftigt waren.

"Du wärst mir lieber gewesen." Das Frühstück kam mir hoch, sodass ich mich beinahe übergeben musste. "Schön, dass du mich als Trophäe anerkennst und es deiner Familie präsentiert hast, als wir gestern beim Joggen eine kleine intime Szene miteinander hatten." Er fuhr sich durch die Haare. "In einem Bikini sehe ich dich doch auch. Ein allzu großer Unterschied macht das nicht." Ich ballte meine Hände zu Fäusten, sodass der Groll in mir stieg.

"Irgendwann werde ich dein Herz schon gewinnen." Ich lachte auf. "Damit du es brechen kannst?" schüttelte er den Kopf. "Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich dich sehr attraktiv finde und dich interessant finde. Mein Cousin soll sich nur hinten anstellen." Die Erleichterung kam, als Daniel neben mir auftauchte.

Lucia VeleraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt