XI) Will, der Auftragskiller

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Nicos P.O.V.
Meine Gedanken und Gefühle spielten verrückt. Sie waren wie verworrene Fäden.
Will. Der Beinahe-Kuss. Kayla und schließlich wieder Will.
Es war hoffnungslos dieses Wirrwarr entknoten zu wollen, also versuchte ich es erst gar nicht und ließ den Gedankensturm nach Belieben umher wandeln.
Immer wenn eine Überlegung Gestalt annahm, krachte die nächste mit Karacho in das soeben aufgebaute Schaubild herein und pulverisierte dieses in einzelne Bruchstücke.
Eigentlich lag ich die meiste Zeit nur im Bett oder trainierte. Reyna und die Sieben, oder besser gesagt Sechs, versuchten mich dazu zu bringen, dass ich etwas aß und ernsthaft schlief und, allein um meine Ruhe vor ihnen zu haben, tat ich das auch.
Wo wir schon von den Sieben reden, wurde die Stimmung auch immer schlechter, da kein Leo uns bei Atem hielt und für Ablenkung sorgte und wir alle nur noch in den Erinnerungen an den Krieg nachhingen. Immer öfters sah man auch die Hephaistoskinder mit geschwollenen Augen herumlaufen, denn aus irgendeinem Grund, fingen sie erst jetzt richtig zu trauern. Meine Albträume wurden wieder schlimmer und häufiger zu und immer wieder besuchte mich auch Cupido in der Nacht.
Ich distanzierte mich auch von Will, merkte aber auch, das das keine besonders wirksame Methode war, denn der Apollosohn wurde dadurch nur noch anhänglicher.
Ich wollte einfach Ruhe von ihm und über meine Empfindungen nachdenken.

Will's P.O.V.

Ich wusste das Nico sich zurückzog. Ich versuchte Zeit mit ihm zu verbringen, aber er verschwand dann immer noch schneller, als ob wir zwei Magneten wären, wobei Nico mich anzog, aber ich ihn abstieß.
Trotzdem gab ich nicht auf und manchmal, wenn ich die Zeit hatte, beobachtete ich ihn heimlich beim Training. Ich fühlte mich zwar wie ein perverser Stalker, aber ich versuchte diesen Gedanken nach ganz hinten in meinen Hinterkopf zu verbannen.
Schließlich sorgte ich mich nur um den Hadessohn, ich tat das nicht, weil ich ein verrückter Auftragskiller oder so war... Eher ein geheimer Verehrer.

Irgendwann reichte es mir aber und ich beschloss, dass ich herausfinden musste, was mit Nico los war.
Als erstes stattete ich Hazel und Reyna einen Besuch ab, die glücklicherweise gerade zusammen am Lagerfeuer hockten. Dreist quetschte ich mich zwischen die beiden, die so ansahen, als ob sie damit schon gerechnet hätten. Sie warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu.
Hazel seufzte. "Fang an, Will."
"Warum geht er mir aus dem Weg?", zeterte ich.
Reyna grinste und legte den Kopf in den Nacken, wie um die Sterne zu beobachten.
"Gerade du müsstest das doch wissen, Solace."
"Reyna!", flüsterte Hazel ärgerlich, war dabei aber so laut, dass trotzdem alle um uns herum sie gehört hätten, wenn sie darauf geachtet hätten.
Verständnislos flogen meine Blicke zwischen ihnen umher.
"Wieso?", fragte ich verwirrt, "Warum müsste ich das wissen?"
Hazel hatte eine verärgerte und vorwurfsvolle Miene aufgesetzt.
"Reyna hat das nicht ernst gemeint, Will.", sagte sie, aber ihr Gesicht sprach etwas ganz anderes.
Ich runzelte die Stirn.
"Okay, ihr dürft oder wollt mir nichts sagen, aber ich bin sein bester Freund. Ich mach mir Sorgen."
Hazel sah mich hilflos an. Ihr Blick sagte mir: Tut mir leid, Will, aber das musst du selber herausfinden.
Ich stand auf und ging in Richtung Apollohütte, nur um, sobald ich aus dem Sichtfeld der Römerinnen verschwunden war, zur Hadeshütte herüber zu schleichen.
Vorsichtig klopfte ich an die Tür.

Nicos P.O.V.

Ich erstarrte.
Nichts an dem dumpfen Klopfen hätte mir sagen können, wer es verursachte, aber mein Instinkt verriet mit, dass es sich um Will halten musste.
Mit brüchiger Stimme, versuchte ich etwas zu sagen, aber ich fing an zu Husten, weil mein Hals ausgetrocknet und beinahe staubig war, oder sich zumindest so anfühlte.
"Nico?"
Kein Zweifel, es war Will, sagte ich mir.
"Bitte, geh weg", sagte ich, auch wenn ich zugeben muss, dass es nicht gerade freundlich klang, obwohl ich es versuchte.
"Nein", meinte Will mit fester Stimme.
"Will, geh einfach. Mit geht es gut."
Meine Stimme wurde schriller.
"Nico, ich weiß, dass es dir Scheiße geht! Lüg mich nicht an!"
Auch er würde gereizter.
"Lass mich einfach in Ruhe! Du bist nicht mein Bruder oder so!", schrie ich schon fast.
Langsam würde ich wütend. Ich musste ihn auf Abstand halten. Das war die einzige Möglichkeit irgendwann ganz normal mit ihm befreundet zu sein.
"Nein, das bin ich nicht.", sagte Will mit ruhiger Stimmer, die aber wie die Fliegen vorm Sturm eine ganz andere Botschaft beinhaltete. "Ich habe es satt, Nico. Ich versuche nur dir zu helfen. Und was kriege ich als Dank? Du schreist mich an, verachtest mich, benimmst dich wie ein kleines Kind. Werde erwachsen, Nico di Angelo!"
Während er das alles sagte, nahm seine Stimme einen immer hysterischeren Ton an.
Seine Worte trafen mich wie Geschosse. Sie trafen mich mitten ins Herz.
War doch klar, fauchte mein Selbsthass höhnisch, Oh, er hat so Recht, du undankbares Miststück. Etwas anderes kann man von einem Sohn des Hades ja auch nicht erwarten.
Mir wurde heiß und kalt zu gleich. Das Blut gefror mir in den Adern und im nächsten Moment pulsierte es wieder durch sie hindurch.
Mir liefen Tränen übers Gesicht. Ich weinte, aber kein Schluchzen war zu hören. Ich weinte komplett stumm.
"Nico! Ich... Es... Das war gelogen! Es tut mir leid. Bitte, lass mich reinkommen. Es tut mir unsagbar leid."
Will trommelte an die Tür und aus seiner Stimme waren Schluchzer herauszuhören.
Ich stand ungeschickt auf. Ich wäre fast mit einem Fuß umgeknickt, wenn ich mich nicht an der Wand hätte abstützen können.
Ich taumelte zur Tür und dann flüsterte ich: "Nein, es ist die Wahrheit. Nichts als die Wahrheit. Will, geh."
"Nico... ich-"
"Geh einfach, lass mich in Ruhe", flüsterte ich stockend.
Wills Schluchzen wurde leiser, als er sich entfernte.
Als ich sicher war, dass er verschwunden war, ließ ich mich zusammensinken und heulte drauf los. Tränen flossen mir in Wasserfällen über die Wangen und kehlige Hicksgeräusche, unterdrückte Schluchzer, entfuhren mir.
Ich zog meine Beine fest an meinen Körper und wiegte mich vor und zurück.
Ich fühlte mich so schrecklich allein.
Aber das alles war meine Schuld. Ich hasste es so zu Empfinden, wie ich es nun einmal tat.
Und ich hasste mich.
Will hasste ich nicht. Ich liebte ihn.

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HALLO! Ja, ich lebe noch. :3

Ich hasse es Nico so leiden zu lassen. qwq I'm breaking my own heart...
Hat es euch trotzdem gefallen?
Und ich kann es kaum fassen, aber letztes mal habe ich mich ja für 260 Reads bedankt. Es sind jetzt einfach schon über 300! Danke, Danke, Danke! <3 

Violet

𝐊𝐢𝐬𝐬 𝐦𝐞- 𝐢𝐭'𝐬 𝐃𝐨𝐜𝐭𝐨𝐫'𝐬 𝐨𝐫𝐝𝐞𝐫 {𝑆𝑜𝑙𝑎𝑛𝑔𝑒𝑙𝑜} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt