Montag, 26. Februar 2018, 17:56 Uhr.
Mums Seufzen klingt schwer und träge und müde. Erschöpft. Kahl.
Jacobs Tod hat das Leben aus ihrem Körper gefressen, bis nichts mehr übrig war, nur eine distanzierte Hülle Mensch.»Ich weiß nicht, was so schwer daran ist, Phia...«
Die Worte verklingen.
Sie setzt nicht neu an.
Sie spricht nicht weiter, sondern schweigt. Blickt mich hohl an.
Sie weiß sehr wohl, dass alles schwer sein kann.
Aber anderthalb Jahre später darf es das wohl nicht mehr sein.»Mach mir doch bitte nicht noch mehr...«
Ärger. Das ist, was sie sagen wollte. Ich soll ihr keinen Ärger machen. Verfickter Scheißdreck. Der Ärger ist doch längst schon da.Mum lässt sich auf einen Küchenstuhl plumpsen.
Drei Stühle stehen hier. Mums, Jacobs, meiner. Ich setze mich auf meinen. Suche Nähe. Halt. Irgendwas.Ich suche meine Mum, versuche, nach ihr zu greifen, doch sie ist zu weit weg, verschlungen von weiten Sachen über ihrem abgemagerten Körper.
Mum ist unerreichbar. Wie ein Geist, durch den ich gehen könnte; wie eine Illusion, der ich mich fälschlicherweise hingab.Ich stehe wieder auf. Es ist nutzlos. Egal wie sehr ich mich bemühe, Mum zu erreichen. Sie sieht mich, sie sieht Jacob, sie sieht meine Schuld. Sie sieht durch mich hindurch, um nicht zu verkümmern.
Dabei ist sie das schon längst. In sich zusammengefallen und gestorben, drei Mal.
Ein erstes Mal, als die Polizei mit der Botschaft vor der Tür stand.
Ein zweites Mal, als sie erfuhr, dass sie vor 14 Jahren eine Mörderin ausgetragen hatte. Dass Jacobs Tod mein Verdienst war.
Und zuletzt, als ich mich weigerte, an seiner Beerdigung teilzunehmen.
Und jedes Mal, wenn Mum mich ansieht, stirbt sie ein weiteres Mal.
DU LIEST GERADE
so grün wie seine Augen
Teen Fiction»Am Ende unserer Sitzung bekomme ich ein Notizbuch in die Hand gedrückt. Moosgrün. So wie seine Augen. Ich schlucke den aufkommenden Schmerz herunter. Die Erinnerung an seinen warmen Blick schwebt zwischen meinen Gehirnzellen umher, ein Bild, das t...