°𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 35•

174 12 0
                                    

°•einige Tage später°•

Ich betrachtete mein Spiegelbild, eine Strähne fiel mir ins Gesicht, als ich die Zahnbürste beiseite legte. Meine Haare band ich zu einem Zopf zusammen, während ich lustlos aus dem Badezimmer trat.

"Ich werde euch zur Uni bringen", sagte Daniel, gekleidet in eine schwarze Jogginghose und ein Shirt. "Selbst fahren geht auch." Ich quetschte mich zwischen ihn und die Tür.

"Gern übernehme ich das. Alex oder ich holen euch nach der Uni ab", informierte er mich. Ich schaute zu ihm auf und räusperte mich. "Ich möchte ihn nicht sehen", teilte ich mit, für ihn nichts Neues.

"Er wird Abstand halten", sagte er, während ich meinen Frust ausatmete und ihn wehleidig ansah. "Wie lange wird das noch dauern?" Fragte er vorsichtig und zog mich in seine Arme. "Ich hoffe, die Phase findet bald ihr Ende und ein Platz beim Therapeuten wird frei." Er nickte.

"Ich setze alles daran, dass es dir besser geht, bellezza. Amira wird dich unterstützen und falls dich jemand belästigt, schreib mir oder ruf mich an. Ich versuche, so schnell wie möglich bei dir zu sein." Ein kleines Schmunzeln entwich meinen Lippen. Er ist liebevoll und fürsorglich zugleich, jedoch muss ich mich selbst aus den Ketten der Gefangenschaft befreien.

Beim Blick in den Spiegel fixierte ich meine weiße Bluse in der blauen Jeans. Gerade als Daniel und ich das Schlafzimmer verließen. "Möchtest du mit Jogginghose und weißem Shirt zur Arbeit?" Lachte ich leicht auf, als er spielerisch darauf hinwies, dass es normal sei. "Ich weiß nicht, was du hast." Grinsend schüttelte ich meinen Kopf, als wir die Treppe weiter hinab gingen.

Wartend sah ich Amira und Alex, die uns einen guten Morgen wünschten, was wir erwiderten. "Besser geschlafen?" Fragte Amira mich sanft, was ich bestätigen konnte.

"Lucia, wir sollten uns darüber unterhalten, wie wir es unseren Eltern mitteilen." Monoton sah ich zu Alex, als wir gemeinsam frühstückten.

"Sie würden mich direkt nach Fuerteventura mitnehmen!" Protestierte ich. "Vielleicht wäre es das Beste." Versuchte mein Bruder Ruhe zu finden. "Ich bleibe hier!" Wurde ich lauter, als Amira und Daniel sich abrupt ansahen.

"Deine Hand." Betonte Daniel neben mir, als ich mitbekam, wie ich das Messer auf Alex richtete. Erschrocken legte ich es weg und stand auf. "Es tut mir leid." Murrte ich und zippte an meiner Haut.

"Ich nehme es nicht persönlich. Wir machen uns nur Sorgen." Meinte mein Bruder, woraufhin die anderen zustimmten.

"Ein Mädelstag wäre vielleicht angebracht." Zwinkerte Amira mir zu, doch die Motivation zu irgendetwas fehlte mir. Dennoch willigte ich ein, da mir bekannt ist, inwiefern ich Ablenkung benötige. "Vielleicht morgen?" Ich stimmte zu und ließ mich überraschen.

"Wir sollten los." Meinte Daniel hinter uns, indem wir gemeinsam unsere Taschen auf unsere Schultern nahmen und das Haus verließen. Ich nahm Platz auf dem Beifahrersitz ein, indem Daniel den Motor startet und wir von unserer Auffahrt fuhren.

Die Tage vor meinem ersten Universitätstag waren von einer Mischung aus innerem Chaos und äußerlicher Ruhe geprägt. Der Besuch auf der Semesterfeier hatte nicht nur meine Vergangenheit aufgewirbelt, sondern auch meine Gedanken in einen Strudel gezogen.

Die Entscheidung, meine Gefühle und Gedanken vor Amira, Alex und Daniel offenbaren, hatte eine Welle von Emotionen ausgelöst. Der Druck, den ich mir selbst auferlegt hatte, die Fassade aufrechtzuerhalten, war gebrochen. Die Angst vor dem Urteil und der Reaktion der Fernandes-Familie begleitete mich wie ein Schatten.

Der Entschluss, zur Universität zu fahren, war sowohl eine Herausforderung als auch ein Schritt in Richtung Normalität. Die Unsicherheit darüber, auf Ian zu treffen, liess mein Atem erhöhen.

Lucia VeleraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt