26 Stille Tränen

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TW: Psychische und Körperliche Gewalt

Endlich gab Madam Pomfrey mir die Erlaubnis, aus dem Krankenflügel zu gehen. Ich nahm meine Sachen und machte mich auf den Weg in die Kerker.

Die Anderen hatten noch Unterricht, weshalb niemand im Gemeinschaftsraum war. Ich verschwand in meinem Zimmer und zog mir das Shift über den Kopf.

Ich musste schlucken, als ich die große Wunde an meinem Rücken betrachtete, die von Madam Pomfrey genäht wurde. Ich nahm mir einen kleinen Handspiegel von meinem Nachttisch und hielt ihn so, dass ich im großen Spiegel meinen Hinterkopf sehen konnte.

Vorsichtig strich ich mir die Haare zur Seite. Man konnte nicht viel sehen, nur noch leichte Rötungen.

Ich setzte mich auf mein Bett und schloss für einen Moment die Augen, nur um zu realisieren, was seit diesem Vorfall geschah.

Plötzlich klopfte es an meiner Tür. Seufzend stand ich wieder auf. Als ich die Tür öffnete erblickte ich Mattheo. Sofort zog er mich in eine feste Umarmung und drückte mich an sich. „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!" sagte er ernst und atmete langsamer. Er nahm mein Gesicht in beide Hände und betrachtete mich mit glasigen Augen.

Erst jetzt fiel mir auf, dass er eine weitere Narbe, die sich über seine rechte Augenbraue zog hatte.

„Was ist mit deinem Gesicht passiert?" fragte ich schockiert und strich über seine Augenbraue, doch er stoppte meine Hand. „Ich musste etwas erledigen." sagte er knapp. „Du hast dich geprügelt." stellte ich fest und sah ihn kopfschüttelnd in die wütenden Augen. „Habe ich nicht!" verteidigte er sich, aber es war klar, dass dies nicht die Wahrheit war.

„Mattheo..."
„Warum trägst du deine Kette nicht?" fragte er plötzlich und starrte auf meinen Hals.

Da fiel es mir wieder ein. Tom war in einer der letzten Nächte bei mir gewesen und kurz darauf war meine verschwunden. Er hatte sie mir doch nicht etwa...

Wut stieg in mir auf. Ich schob mich an Mattheo vorbei und rannte in den Gemeinschaftsraum, wo Tom bereits auf einem der Sofas saß und in einem Buch las.

„Tom!" fauchte ich ihn an und riss ihm das Buch aus den Händen. „Gib mir meine Kette zurück!"

Er zog eine Augenbraue hoch. „Denkst du ich achte darauf, welchen billigen Schmuck du an dir trägst?" sagte er desinteressiert. Plötzlich tauchte Mattheo hinter mir auf und drehte mich um.

„Was hast du Loree?" fragte er und sah mir verwirrt in die Augen. „Vielleicht solltest du dich nochmal hinlegen."

Ich drehte mich wieder zu Tom. „Gib. sie. mir. zurück. JETZT!" befahl ich.

„Was sollst du ihr wieder geben?" wendete sich Mattheo an Tom, der unschuldig mit den Schultern zuckte.

„MEINE KETTE DU VOLLIDIOT!" schrie ich Tom nun an. „ICH WEIẞ, DASS DU SIE HAST!"

„Verdammt, wieso sollte ich dir deine beschissene Kette entnehmen?! Weil ich neidisch bin, weil sie so schön ist oder was?!"

„Tu nicht so unschuldig! Ich wette, Mattheo weiß sicherlich, was für einen Psychopathischen Bruder er hat!" sagte ich und merkte, wie meine Stimme leiser wurde. Ich sollte mich nicht überanstrengen, sonst würde ich morgen wieder im Krankenflügel liegen.

„Wie wäre es, wenn du mal richtig nach dem Teil suchen würdest, anstatt mich hier sinnlos anzuschreien." sagte er und hob erneut eine Augenbraue.

In diesem Moment spürte ich, wie etwas in meiner Hosentasche drückte.

Als ich danach griff, spürte ich den kalten Anhänger und dessen Kette.

Es war Tom ohne Zweifel, doch wie sollte ich das jetzt noch bitte beweisen können?
Ich wollte nurnoch alleine sein.

Ich versuchte Mattheo, der mir hinterher rief zu ignorieren, bis er mir den Weg versperrte.

„Ich möchte jetzt alleine sein Mattheo, bitte." sagte ich und ließ ihn stehen.

Schon seit zwei Stunden saß ich auf dem Baumstamm, der beim letzten großen Sturm umgefallen war und den Wald in zwei Hälfte teilte.

Auf einem der Äste ruhte ein Bowtruckle. Ich war schon immer fasziniert von den magischen Tierwesen, die sich durch die Wälder um Hogwarts schlugen.

Als er mich bemerkte, versteckte er sich hinter einem der großen Blätter, die sich am Ast entlang schlängelten. Ich stand auf und hockte mich davor, bis sich das kleine Wesen wieder zeigte.

Ich überlege kurz und hielt ihm schließlich die offene Hand hin. Vorsichtig und misstrauisch betrachtete mich das Wesen, bis es sich überwand und auf meine Hand kletterte.

Ich lächelte etwas und hob die Hand höher zu meinem Gesicht um den Bowtruckle besser sehen zu können.

„Faszinierende Geschöpfe, nicht wahr?"

Ich hielt den Atem an und schloss für einen Moment die Augen.

„So klein und zierlich. Aber auch leicht verletzbar. Das erinnert mich an ein Mädchen, das ich kenne."

„Was willst du, Tom." hauchte ich nur leise. 

„Ich glaube du weißt, wer sie ist." sprach er weiter und ignorierte meine Frage. Hätte ich mich mehr mit dem apparieren beschäftigt, wäre ich hier weg, von ihm weg. 

„Ich möchte jetzt keine neue Diskussion mit dir!" sagte ich beschlossen und setzte den Bowtruckle wieder auf dem Baum ab.

„Ich werde auch nicht mit dir diskutieren, Davis. Dafür ist mir meine Zeit zu kostbar, um sie für eine Diskussion mit dir zu verschwenden." sagte er.

Er stand direkt hinter mir. Das konnte ich spüren, da seine Stimme immer lauter wurde. „Dann geh doch einfach wieder und lass mich in Frieden du mieses Arschloch!" zischte ich.

Auf einmal drückte er mich mit so einer Wucht an den, uns am nächsten Baum, dass ich die Luft anhielt. Sein Körper stand dicht hinter meinem und seine Hand umklammerte seinen Zauberstab.

„Willst du mich einfach nur provozieren oder liegt dir irgendwas an mir?" sagte er und lachte böse.

„So jemand wie du hat den Luxus, nach Askaban zu gehen nicht verdient. Du gehörst in die Hölle!" sagte ich und versuchte mich von ihm irgendwie los zu machen.

Plötzlich griff er nach meinen Haare und zog sie nach hinten, sodass mein Kopf auf seiner Schulter lag. Noch immer war mein Oberkörper an den Baum gedrückt und ich hatte keine Chance hier rauszukommen.

„Dass so eine dreckige Hure wie du sich erlaubt, so mit mir sprechen!" sagte er und starrte mir wütend in die Augen. Noch immer lag mein Kopf auf seiner Schulter und mein Nacken fühlte sich wie betäubt an.

Auf einmal spürte ich seine Hand, die den Weg zu meinem Gesicht suchte und plötzlich meine Wangen zusammen kniff.

„Deine Kette hat nun keinen nutzen mehr." flüsterte er schließlich und verschwand. Ich fiel rückwärts auf den Waldboden. Als ich mich aufgerappelt hatte stiegen mir Tränen in die Augen.

Er hatte sich weg appariert und ich....
ich war ihm hilflos ausgeliefert.

𝕯𝖆𝖓𝖈𝖎𝖓𝖌 𝖜𝖎𝖙𝖍 𝖙𝖍𝖊 𝖉𝖊𝖛𝖎𝖑 | Loree x MattheoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt