°𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 37•

155 11 0
                                    

"Insbesondere würde ich gerne wissen, warum du das damals getan hast. Warum du vor allem das Bild meines verstorbenen Vaters in den Müll geworfen hast." Tränen stiegen in mir auf, die ich zurückhalten wollte. Ich sah ihn an, doch sein Blick blieb auf die Marmorfläche gerichtet.

"Es tut mir leid, Lucia. Ich schäme mich für mein Verhalten und die Dinge, die ich dir angetan habe. Mehr als eine Entschuldigung kann ich dir nicht bieten." Er schaute mir in die Augen, während vereinzelte Tränen über meine Wangen liefen.

"Ich möchte einfach verstehen, warum Menschen wegen ihres Aussehens verletzt werden, ohne die Hintergründe zu kennen. Eine Magenverkleinerung, Fettabsaugung und weitere Operationen - alles in der Hoffnung, akzeptiert und respektiert zu werden! Ich habe mehrmals daran gedacht, mich umzubringen, da der Selbsthass größer war als die Liebe zu mir selbst." Er faltete die Hände und ließ seinen Kopf gegen seine Hand stoßen.

"Ich war manipulativ, naiv und habe die Konsequenzen nicht bedacht. Es tut mir leid, Lucia!" Ich zischte.

Plötzlich stand ich auf, zog meine Bluse bis unter meinen BH und deutete direkt auf meine Vernarbungen. "Eine Entschuldigung kann meine Narben nicht entfernen, weder die physischen noch die auf meiner Seele." Ian wusste nicht, was er sagen sollte. Der selbstbewusste Mann saß sprachlos da.

"Es hilft uns beiden nicht, wenn du mir weiterhin Vorwürfe machst. Glaub mir, ich leide genug, besonders nachdem ich dich von deinem Suizidversuch abgehalten habe, zudem wissend, dass ich einer der Hauptgründe dafür bin." Ich wischte mir die Tränen von der Wange.

"Ich will nur verstehen, warum?" Die Worte kamen streng heraus. "Ich habe darauf keine Antwort, denn ich weiß es selbst nicht." Er wollte mir die Tränen abwischen, aber ich wich aus. "Fass mich nicht an", warnte ich ihn, als er seine Finger zurückzog.

"Ich habe mich in dich verliebt, und ich denke, das war dein Ziel. Mir ist bewusst, dass du meinen Cousin liebst, deshalb werde ich mich von dir fernhalten. Mein Wunsch ist, dass es dir besser geht, und dazu kann ich beitragen, indem ich keinen Kontakt zu dir pflege. Vielleicht ziehe ich nach Madrid zu meinen Eltern, vielleicht bleibe ich hier, aber ich verspreche dir, mich von dir fernzuhalten." Mein Gesicht wandte sich meinen Händen zu.

Auch wenn ich die Gefühle von Ian tolerieren und akzeptieren würde, würde dies kein gutes Ende nehmen. Mein Herz schlug für Daniel und nicht für seinen Cousin, der mich so verletzt hatte.

"Auch wenn ich dir vergeben möchte, bin ich im Moment nicht dazu in der Lage. Gib mir die Zeit, deine Entschuldigung anzunehmen." Er nickte und stand vom Stuhl auf.

Kurz darauf traten die drei aus der hintersten Ecke hervor und sahen mich fragend an. Ein letzter Blick, als ihre Blicke aufeinander trafen, und schon war Ian aus dem Haus verschwunden.

Plötzlich fiel alle Anspannung von mir ab, und ich begab mich in die Arme meines Freundes. Meine engsten Seelen sahen mich verstummt an und begannen zu weinen.

Dennoch erhielt ich nicht die Antworten auf meine Fragen. Trotzdem war ich erleichtert, mit Ian zu sprechen. Das Wissen, dass er sich entschuldigte und einen Teil der Konsequenzen trug, beruhigte mich.

"Ich bin erschöpft und möchte schlafen gehen." Verständnisvoll und ohne weitere Fragen zu stellen, ließen sie mich die Treppe hinaufgehen. Schritt für Schritt betrat ich mein Schlafzimmer, gefolgt von Daniel.

"Er wird sich fernhalten, wahrscheinlich nach Madrid ziehen. Außerdem hat er sich entschuldigt, was ich vorerst nicht annehmen konnte", klärte ich kurz auf, bevor ich erschöpft ins Badezimmer ging, um meiner Routine nachzugehen.

Vom Spiegel aus sah ich die unbehaglichen Blicke, die auf mir lagen. Nach dem Zähneputzen drehte ich mich um und ließ meine Arme am Rand des Waschbeckens abstützen.

Lucia VeleraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt