•𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 40°

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"Alex, was geschieht hier?" Ein aufgebrachter älterer Herr betrat mit einer Frau den Wartebereich. "Ich habe versprochen, auf sie aufzupassen und selbst dabei habe ich versagt." Er stand auf, umarmte die Frau und zeigte klare Anzeichen von Sorge.

Offensichtlich gehörten sie zur Familie von Alex und Lucia. Während ich sie kurz deutete, verharrte mein Cousin neben mir stumm und betrachtete den Boden. An seiner Stelle hätte ich es nicht anders getan.

Ich räusperte mich und erhob mich. "Ihre Tochter durchläuft gerade eine Operation. Niemand weiß, warum sie solche Schmerzen hatte." Ich übernahm das Vorwort von Alex, während der ältere Mann mich musternd ansah.

"Und Sie sind?" Verlangte er nach Informationen, nachdem er einen kurzen Blick über meine Familie geworfen hatte. Mir war bewusst, dass es unangenehm werden könnte, weshalb wir uns einfach mit unseren Vornamen vorstellten.

Noch mehr Aufregung wäre sicherlich keine gute Alternative. "Alex, wer sind diese Leute?" Wurde sein Vater hysterisch, nachdem er sich von der Dame gelöst und ihre Tränen weggewischt hatte.

"Padre, das sind unsere Freunde." Sein Vater akzeptierte es, dennoch verlor er keine Miene, während Alex keine weitere Informationen über unsere Beziehungen preisgab.

"Sie hat zu viel durchgemacht", flüsterte die Frau neben Alex, als ich mich ihr zuwandte. "Ihre Tochter ist stark genug, um alles zu überstehen." Sie sah mich mit denselben Augen an wie Lucia. Keine Träne zu vergießen, fiel mir schwer.

"Waren Sie mit Alex und Lucia in Gran Canaria?" Ich bejahte und erinnerte mich an vieles, was negativ war.

"Meine Tochter hat sich länger nicht mehr bei mir gemeldet. Ich wusste, dass es eine schlechte Idee war, sie nach Teneriffa ziehen zu lassen." Ich atmete scharf ein und sah ihr erneut in ihre blau-grünen Augen. Das Gefühl, jedes Mal in ihren Augen etwas zu verlieren, beängstigte mich.

"Mir ist bekannt, was Lucia widerfahren ist. Glauben Sie mir, auch ich musste in meiner Jugend kämpfen." Ihr Gesicht wurde weicher.

Anschließend gesellte sich die Familie zu uns in die Runde und begann erneut zu warten. Ein kurzer Blick, der weiterhin auf den Boden gerichtet war, seine Hände gefaltet hatte, ließ darauf schließen, dass es unangenehm für ihn war.

Es vergingen mittlerweile Stunden, in denen die Sorge von Minute zu Minute größer wurde. Immer wieder versuchten wir nach neuen Informationen zu suchen, indem wir an die Rezeption gingen.

Es war mittlerweile spät am Abend. Amira versuchte, sich an die Schulter ihres Freundes zu lehnen und einzuschlafen. Ian grübelte, zeigte Verzweiflung, während Miguel und Pablo genauso auf den Moment der neuen Kenntnisse warteten.

Zudem kam Camila, brachte uns Snacks und Getränke und teilte ihre Sorge um Lucia. Im Vertrauen erzählte sie mir, was in der Pause an der Universität geschehen war. Ein kleines Lächeln erschien auf meinem Gesicht, als ich darüber nachdachte, wie Lucia aus ihrem Schneckenloch herausgekommen war.

"Familie Velera?" Ruckartig standen Alex und ich, samt deren Eltern auf und musterten den Arzt im weißen Kittel scharfsinnig. "Was ist mit meiner Tochter?" Wurde die Mutter von Lucia hysterisch. "Ich bitte Sie in einen Raum zu kommen. Folgen Sie mir." Doch als wir alle aufstanden, drehte sich der Arzt um und erkannte die Meute hinter sich.

"Nur die Familie", betonte er. Ich schüttelte den Kopf. "Sie ist meine Freundin und ich habe das Recht zu erfahren, was mit ihr ist", murrte ich, indem ich mich selbst verriet. Der Arzt sah fragend zu den Eltern, die zögernd einwilligten, während die anderen erneut im Wartezimmer Platz nahmen.

Die Schritte zum Besprechungsraum fühlten sich an wie eine Ewigkeit, jeder Schritt ein Stich durch das Herz. Unkontrolliert zitterte meine Hand, die ich zu bändigen versuchte, als wir eintraten und die Eltern sich setzten.

Lucia VeleraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt