Kapitel 28

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Songempfehlung: Loveless - Middle of the Night

Jona und ich verbrachten die Nacht im Poolhaus. Wir schliefen im ersten Stock, wo sich ein zusätzliches Schlafzimmer befand. Arm in Arm und bestehend aus einem Knoten von Gliedmaßen waren wir gemeinsam ins Land der Träume gefallen. Und ich stellte fest, dass ich noch nie in meinem Leben so glücklich gewesen war. So zufrieden. So verliebt. Nicht einmal in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir ausgemalt, heute mit Jona so dazuliegen.

Meine Augen wanderten über ihn hinweg. Im Schlaf wirkte er so viel jünger. Weicher. Sanfter. Unwillkürlich begann ich mich zu fragen, ob es Jona genauso ging, wie mir. Ob er dasselbe für mich empfand, wie ich für ihn. Er hatte mir niemals gesagt, was genau er für mich empfand. Ob es Liebe war oder womöglich eine Vorstufe dessen. Jona hatte mir lediglich mitgeteilt, dass er Gefühle für mich besaß. Dass er bereit war, es mit mir zu versuchen. Wenngleich ich nicht hundertprozentig wusste, woran ich bei ihm war, so übte ich mich in Geduld. Ich musste ihm die Zeit geben, die er brauchte, um mit seinen Gefühlen für mich zurechtzukommen. Bekanntlich benötigte Jona ja für alles etwas länger. Zumindest was die Liebe betraf.

Mein Bauch kribbelte aufgeregt beim Gedanken daran.

Nachdem wir schon früh im Morgengrauen aufwachten und erneut übereinander herfielen, schlüpften wir nun wieder in unsere Kleidung und wollten uns zurück zum Anwesen schleichen, ehe jemand Notiz von unserer Abwesenheit nahm.

Meinen Freundinnen gegenüber hatte ich keinerlei Gewissensbisse. Ich würde ihnen ohnehin erzählen, was passiert war und für Roxy war es sicherlich auch alles andere als ein Weltuntergang, das Bett eine Nacht lang für sich alleine zu haben. Bei Jona allerdings, der sich ein Zimmer mit meinem Bruder teilte, war das schon etwas kniffliger. Sollte Aiden seine Abwesenheit aufgefallen sein, so musste Jona ihm unbedingt eine Ausrede auftischen. Aus diesem Grund gingen wir auch nacheinander und in kurzen Abständen zurück zum Haus. Jona ging voraus und ich würde ein paar Minuten später folgen. Nur zur Sicherheit.

Ich verspürte Schuldgefühle.

Furchtbare Schuldgefühle.

Ich hinterging meinen Bruder auf richtig üble Weise.

Doch mir blieb keine andere Wahl. Der Urlaub war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt, um Aiden einzuweihen. Um ihm die Wahrheit zu gestehen. Wir würden alles ruinieren. Denn es stand außer Frage, dass Aiden ausrasten würde. Dessen war ich mir sicher.

Nach einem kurzen Blick auf meine Armbanduhr erhob ich mich, schlang mir die dicke Winterjacke um die Schultern und machte mich auf den Weg zurück zur Villa.

Ich hastete durch den eiskalten Wind und die Auffahrt entlang. Der Boden war gefroren und ich hatte alle Mühe darauf zu achten, nicht auszurutschen.

Schnell schlüpfte ich durch die Haustür, die Jona extra angelehnt hinterlassen hatte und trat in das Innere des Hauses. Eine kuschlige Wärme umhüllte mich, kroch in meine Knochen und wärmte meine durchgefrorenen Glieder. Auf leisen Sohlen schlich ich die Treppen hinauf und bog in den Flur, auf dem sich mein Zimmer befand. Ich kam gerade an Jonas und Aidens Zimmer vorbei, als ich bemerkte, dass die Tür einen Spalt breit offen stand. Ein schmaler Lichtstreifen fiel durch den Türspalt und gedämpfte Stimmen drangen an mein Ohr.

Jona und Aiden unterhielten sich.

Abrupt blieb ich stehen. War mein Bruder etwa noch wach? Oder hatte Jona ihn mit seinem Auftauchen aus dem Schlaf gerissen? Neugierig trat ich ein paar Schritte an die Tür heran und spitzelte hinein.

Jona stand mit dem Rücken zu mir. Sein Körper war zum Zerreißen gespannt, die Schultern hochgezogen, die Hände zu Fäusten geballt. Es war nicht zu übersehen, dass Jona sich unwohl fühlte.

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