Kapitel 14

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Es vergingen Tage. Ich hörte nichts mehr von Jeno. Die Jungs meldeten sich immer wieder mal, auch um zu prüfen ob ich noch Lebe und mich noch nicht umgebracht habe. Mittlerweile hat die Schule wieder begonnen. Mira hat nach dem ganzen Vorfall anscheinend die Schule gewechselt, was für mich gut ist und jetzt ein normales Schüler Leben führen kann. Ich habe das mit Jeno noch nicht verarbeitet und das werde ich wahrscheinlich auch nie können. Ich werde ihn immer lieben, er bleibt der einzige für mich, aber ich fange an mein Schicksal zu akzeptieren. Wenn ich mit den Jungs treffe, ist er zwar nie dabei, aber sie lassen es mich für einen Moment vergessen. Selbst den Membern hat er den Grund nicht erzählt. Also werde ich es wohl nie erfahren.

Es ist Wochenende, gerade kam ich von der Schule heim und schmiss meine Schultasche in eine Ecke. Es war schon Nachmittag, aber dennoch hatte ich keinen Hunger und auch keine Lust mir Essen zu machen. Mein Vater ist wegen einem Konzert zurzeit in Busan unterwegs, also habe ich dieses Wochenende auch sturmfrei. Ich ging in die Küche, holte mir ein paar Flaschen Soju und ging damit ins Wohnzimmer. Es half mir immer für einen Moment und vor hatte ich heute schließlich auch nichts mehr. Ich stellte die Flaschen auf den Tisch ab und setzte mich davor auf den Boden. Ich befüllte mein kleines Glas und trank es gleich ganz aus. Sobald ich das Glas wieder absetzte kamen mir die Tränen. Was er wohl gerade macht? Immer wieder befüllte ich mein Glas und trank es wieder. Mittlerweile war schon eine Flasche leer und öffnete die zweite. Ich schluchzte dabei immer wieder. Ich wusste nicht ob meine Tränen aus Trauer oder aus Wut bestehen, aber ich ließ ihnen freien Lauf. Gerade setzte ich die Flasche für die nächste Runde an, als es plötzlich an der Tür klingelte. Etwas verwirrt stand ich auf. Eigentlich erwartete ich keinen besuch. Schnell wischte ich mir meine Tränen weg, ehe ich zur Tür ging und sie öffnete. „Renjun?", entkam es mir als ich den breit lächelnden Jungen vor mir sah. Doch sobald er mich sah verschwand sein lächeln wieder. „Hast du geweint?", fragte er besorgt und kam näher auf mich zu. Ich entwich seiner Frage, sah nur auf den Boden und ging zur Seite, dass er eintreten konnte. Er kam rein und zog seine Schuhe aus. Nachdem ich die Tür hinter ihm schloss drehte ich mich zu ihm. „Wegen ihm?", fragte er mich sanft aber dennoch mit seinem besorgten Blick. Ich sah ihn nur kurz an, was mehr als Worte sprach und er nickte. Ich ging an ihm vorbei wieder ins Wohnzimmer und setzte mich wieder an die gleiche Stelle. Er folgte mir und seufzte als er den Alkohol sah. „Du solltest nicht trinken", meinte er und schob mir den Alkohol weg. „Das sagst du so leicht", sagte ich nur und nahm mir meine Flasche wieder. Stumm sah er mir zu wie ich mir wieder ein Glas hinter kippte und setzte sich an die Ecke neben mich ebenfalls auf den Boden. „Er ist jetzt wegen irgendeines Events in Mailand", sprach er und ließ mich dabei nicht aus den Augen. „Italien?", kam es von mir und er nickte. „Für wie lange?", fragte ich ihn doch er zuckte nur mit den Schultern. Verstehend nickte ich und trank noch ein Glas. „Du solltest jetzt wirklich aufhören", war seine Stimme nun etwas ernster und nahm mir die Flasche mit Glas weg. Ich ließ es zu und sagte nichts. Seufzend legte ich meine Arme auf den Tisch, streckte einen aus und legte meinen Kopf auf den anderen Arm. „Werde ich je darüber hinwegkommen?", fragte ich leise. Er schenkte mir ein sanftes aufbauendes lächeln und strich über meinen Kopf. „Vielleicht wird das ja wieder", sagte er und legte seinen Kopf genauso wie ich auf den Tisch. Allein sein Satz munterte mich im Moment etwas auf. „Schön wärs", hauchte ich und erwiderte etwas sein lächeln. Während er seinen Blick auf mir ruhen ließ musterte ich ihn. Jeden kleinen cm von ihm sah ich mir genau an, ehe mir ein Fleck auf seinem Handrücken auffiel. Zuerst sah es aus wie ein Bluterguss, doch bei genauerem Hinsehen war es keiner. Ich wusste nicht was mich dazu ritt, aber meine Hand ging zur seiner und langsam strich ich mit meinem Finger über seinen Fleck. „Tut das weh?", hauchte ich leise. Mein Blick blieb auf der Stelle und strich weiterhin sanft darüber. Er schüttelte leicht seinen Kopf. „Das habe ich schon immer", hauchte er genauso leise, ehe er mir Haarsträhnen aus meinem Gesicht strich. „Ein Geburstmal?", kam es von mir und er nickte bestätigend. Ich musterte nun seine Hand genau und strich weiterhin darüber. Auch malte ich mit meinem Finger ein paar Kreise auf seinen Handrücken. Ich genoss den Moment sehr. Renjuns nähe und diese kleine Berührung die ich mit ihm hatte, geschweige denn seinen Blick. Sein Blick war so sanft und so liebevoll, dass es irgendwas in mir auslöste, nur wusste ich nicht was genau er auslöste. Aber was ich wusste war, dass er mich vergessen ließ. Als sich unsere Augen wieder trafen fing es an in meinem Bauch zu kribbeln. Plötzlich knurrte mein Magen, worauf Renjun zum schmunzeln begann. Peinlich berührt brach ich den Augenkontakt ab und hielt mir meine Hand vor meinem Bauch. Er lächelte sanft und stand auf. „Komm, ich koch was für dich", hielt er mir seine Hand entgegen. Dankend nahm ich sie und er half mir beim Aufstehen. „Wie wäre es mit was chinesischem?", fragte er sanft lächelnd und führte mich in die Küche, dabei ließ er meine Hand nicht aus. „Klingt gut", lächelte ich nun auch etwas. In der Küche angekommen schob er mich auf einen Stuhl. „Kann ich dir nicht irgendwie helfen?", fragte ich ihn als er hinter die Arbeitsfläche ging. Er schüttelte den Kopf. „Du bist nicht mehr ganz nüchtern, da solltest du kein Messer oder so in die Hand nehmen", sagte er sanft. Jedoch schüttelte ich den Kopf und ging auf ihn zu.

✨ 𝚃𝚛𝚒𝚐𝚐𝚎𝚛 𝚃𝚑𝚎 𝙵𝚎𝚟𝚎𝚛 ✨ {𝙻𝚎𝚎 𝙹𝚎𝚗𝚘 𝙵𝙵}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt