»Es geht mir gut Tami!«, brüllte Finn durch das gesamte Haus und Tamara war sich sicher, dass Ryan und Tristan ihren jüngeren Bruder bis ins Alphahaus gehört hatten.
So klein der Omega auch war, wenn er explodierte, dann richtig.
»Finn, ich mache mir doch nur sorgen. Du siehst aus, als würdest du wieder krank werden. Ich möchte wirklich nicht meine Prüfungen verhauen, nur weil du zu stur bist und eine Erkältung mit dir herumschleppst.«
Frustriert pustete Finn sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht, um sie gleich darauf wieder vor der Nase baumeln zu sehen, was ihn leicht schielen ließ.
Tamara lachte kurz auf und Finn blies schmollend die Backen auf, was seine Schwester immer dahinschmelzen ließ, ihn jedoch nur wütender machte. Zum Teufel mit diesem blöden Omega Rang. Selbst wenn er es nicht wollte, wurde Finn von allen als süß bezeichnet. Zumindest dann, wenn er eigentlich bedrohlich, oder wenigstens stark wirken wollte und jeder wusste, dass er sich darüber ärgerte.
Um selbst nicht zu spät zur Schule zu kommen, gab seine Schwester doch noch nach und Finn grinste triumphierend, während er seine Schultasche schnappte und zum Auto lief. Während der 20 minütigen Fahrt hatte wie immer Finn die Gewalt über das Autoradio und sang alle Songs mit, die der Moderator des Senders laufen ließ. Er wusste, dass Tami es liebte, wenn er sang und außerdem konnte er seiner überfürsorglichen Schwester so auch beweisen, dass er sich nicht erkältet hatte.
An der Schule angekommen, fuhr Tamara auf den Parkplatz und steuerte auf ihren Platz neben Ryan und Tristan zu. Da Finn immer seine Songs beenden wollte, stiegen der zukünftige Alpha und sein bester Freund jeden Morgen zu den Geschwistern ins Auto und hörten dem kleinen Omega entspannt zu.
Finn wusste, dass vor allem Ryan seine Stimme mochte und er seinen Mate damit auch beruhigen konnte. Schade nur, dass es noch eine gefühlte Ewigkeit dauerte, bis auch Ryan endlich seinen Gefährten erkennen würde.
Das Finn wusste, wer sein Mate war, war nun seit einer Woche im Rudel bekannt. Keiner hatte dem kleinen zugetraut, so beharrlich zu schweigen, vor allem nicht seine Schwester, der zukünftige Alpha und dessen bester Freund. Immer wieder versuchten die drei mit kleinen Tricks, Finn etwas zu entlocken. Doch auch als Omega hatte dieser durchaus einen messerscharfen Verstand und durchschaute das Trio jedes Mal.
Wie jeden Morgen stieg Ryan als erster aus, öffnete Finn die Beifahrertür und half ihm aus dem großen Auto auszusteigen. Den Rucksack von Finn trug der Größere auch immer, denn als zukünftiger Alpha war es seine Aufgabe, sein Rudel zu beschützen und zu unterstützen, egal welchen Rang das Mitglied hatte. Außerdem mochte er die beiden Geschwister schon lange, vor allem den kleinen Omega.
Schnuppernd beugte sich Ryan zu dem erstaunten Finn runter und zog grübelnd die Augenbrauen zusammen.
»Hast du eine andere Seife?«
Die Frage seines Gefährten verwirrte Finn noch mehr und er schüttelte nur den Kopf.
»Merkwürdig. Irgendwie riechst du anders als sonst. Intensiver!«
Auch der Beta schnupperte jetzt ausgiebig an dem Omega, was Ryan überhaupt nicht gefiel. Er stieß seinen besten Freund zur Seite und lief weiter neben Finn in Richtung Schule.
»Ryan hat recht. Ich empfinde es zwar nicht als so intensiv wie unser Großer hier behauptet, aber dein Geruch hat sich wirklich leicht verändert.«, stimmte der Beta brummend zu, da er gerade etwas mit seinem Gleichgewicht kämpfte. So ein leichter Stupser von einem Alpha konnte schon ein wenig heftiger sein. Tamara runzelte nun ebenfalls die Stirn und dachte nach.
»Ich hatte heute Morgen eher das Gefühl, Finn würde wieder krank werden. An seinem Geruch habe ich nichts feststellen können. Ich bin immerhin auch eine Beta und dazu noch seine Schwester. So etwas hätte ich doch bemerkt, richtig?«
Die beiden Jungs nickten, jedoch fanden es alle drei sonderbar und sie vereinbarten, dass sie Finn an diesem Tag ganz besonders im Auge behalten würden.
Der Kleinere seufzte und seine Schultern sackten herab. Das konnte ja ein entspannter Schultag werden, mit der großen Schwester, dem zukünftigen Alpha und seinem Beta an der Backe. Er wünschte, er hätte nicht darauf bestanden, heute unbedingt in die Schule zu wollen. Wer würde da schon freiwillig hin gehen, wenn man angeboten bekam, zuhause bleiben zu dürfen?
Richtig, niemand. Nur Finn.
Eine innere Unruhe befiel ihn in den letzten Tagen immer öfter. Heute in den letzten beiden Stunden hatte die ganze Schule wieder Sport. Finn freute sich schon, denn heute würde sein Kampftraining mit Ryan und Tristan weitergehen. Nur deshalb wurde ihm immer wärmer. Es lag an der Vorfreude. Ganz bestimmt.
Finn ließ seine drei Bodyguards, die immer noch diskutierten, wie sie den kleinen Omega am besten gegen alles verteidigen konnten, auch gegen Vieren, vor der Tür stehen und schlich in seine Klasse. Mathe war eines seiner Lieblingsfächer und er wurde von seinem Lehrer, Mr. Smith, immer Mathekönig genannt.
Eigentlich fand Finn alle Fächer super, denn das Lernen machte ihm Spaß und der Schulstoff war für ihn leicht verständlich. Es waren seine Mitschüler, die ihm seine Schulzeit vermiesten, jeden einzelnen Tag. Keiner wollte wirklich etwas mit dem kleinen Omega zu tun haben und so war er die meiste Zeit sehr einsam und für sich alleine. Seufzend sah er zur Tür, die sich gerade schloss und einen letzten Blick auf den immer noch verwirrt schauenden Ryan erlaubte.
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Der Krieg der Rassen
WilkołakiOmega Finn und seine Beta Schwester Tamara verlieren bei einem Angriff ihre Eltern und werden von dem Alpha des Rudels adoptiert. Zwischen Hormonen und Kampftraining muss Finn sich gegen pubertierende Teenager durchsetzen und den durchdringenden Bli...