-7-Ebenwalder See

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Im Treppenaufgang roch es modrig und nach altem Holz. Das war nicht verwunderlich. Dieses Gebäude zählte schließlich zu den Ältesten der Stadt. Dafür gehörte die Miete zu den Erschwinglicheren. Einer der Gründe, weshalb wir uns für die Wohnung hier entschieden.
Ich folgte den Stufen hinauf in den vierten Stock. Hinter einer der zwei Türen ertönte dumpfes Gerumpel.

>>Lea räumt scheinbar noch auf.<<

Routiniert fischte ich den Schlüssel aus meinem Rucksack und öffnete die Tür der langgestreckten Vierraumwohnung. Seit einem halben Jahr befand sich hier mein Zuhause.
Zuvor teilten sich Jim, Lea und Dante -jeder noch mit seinem eigenen Zimmer- die Wohnung. Als sie erfuhren, dass ich in der Nähe Arbeit gefunden hatte, boten sie mir an, einzuziehen.
Nun schliefen Lea und Jim gemeinsam im ehemaligen Wohnzimmer. Ich bekam den Raum von Jim. Dafür statteten wir Lea's mit der alten Couch und einem Fernseher aus.

Ich hängte meine Jacke in die Flurgarderobe und zwängte mich durch den Flur. Das war gar nicht so einfach. Der ohnehin schmale Bereich bis zur Küche wurde jedoch zusätzlich durch eine Reihe aus Koffern und Taschen zugestellt.
"Jack?", erklang eine Frauenstimme.

"Ja. Ich bin gleich da."

Links von mir befand sich die Öffnung zur Küche. Ich schlüpfte hindurch. Im selben Moment trat Lea aus dem angrenzenden Schlafzimmer in den beige gefliesten Raum.
"Hi. Gut, dass du da bist. Wir wollen in dreißig Minuten los. Hast du schon deine Sachen gepackt?" Während des Redens verfrachtete sie einen Stapel Teller in den Hängeschrank über dem Herd.
"Größtenteils. Ich muss nur noch Kleinzeug in meinem Rucksack verstauen."
"Auf dich kann man sich verlassen. Jim hat vor einer Stunde erst angefangen und Dante habe ich seit heute früh sechsmal dran erinnert."
Das schwarzhaarige Mädchen verschwand kopfschüttelnd wieder im Nebenraum.
Ich warf einen letzten Blick in die weiße Küche. Im Gegensatz zu heute Morgen sah es ungewöhnlich sauber aus.

Auf dem Weg in mein Zimmer, welches -wie Dante's, das Bad und das Wohnzimmer- rechts vom Flur lag, begrüßte ich meinen zweiten Mitbewohner.
Dieser lag ausgestreckt auf seinem Bett. Eine Switch in den Händen haltend. Den Blick fokussiert auf den leuchtenden Bildschirm.
"Hey, Jack. Wie war der letzte Arbeitstag?"
"Gut. War nicht allzu viel los. Aber, solltest du nicht lieber packen? Lea scheint schon etwas genervt."
Dante zeigte grinsend auf eine Tasche direkt neben dem Bett. "Keine Sorge, hab gerade mein Switch-Ladekabel eingesteckt. Damit bin ich abfahrbereit. Wie sieht es bei dir aus?"
"Ich noch nicht ganz."
"Dann mal hob. Nicht, dass unsere Oberaufsicht dich zur Schnecke macht."
"Das muss ich nicht. Im Gegensatz zu dir, denkt Jack alleine ans Packen." Lea war plötzlich neben mir aufgetaucht. Ihr scharfer Blick richtete sich auf den Jungen im grauen T-Shirt. Man hätte meinen können, sie wäre ihm wirklich böse, schwänge da nicht dieser belustigte Unterton in ihrer Stimme mit.

"Ey, ich bin schon fertig."
"Weil ich dich gezwungen habe, zu packen." Das schwarzhaarige Mädchen ging weiter zum Bad.

"Weiber, was?", flüsterte Dante leise. Das Lächeln in seinem Gesicht wuchs. Ich nickte. Aus Spaß natürlich. Wir beide wussten, dass wir in dieser WG ohne Lea aufgeschmissen waren.
Innerhalb der nächsten zwanzig Minuten suchte ich den Rest meiner Sachen zusammen. Dann hallte auch schon der Schrei der Klingel durch die kleine Wohnung. Dieses Mal war es Jim, der den Knopf für die Haustür drückte. Mit einem kurzen "Hey" ging er an mir vorbei zurück in die Küche.
Ich stellte meine Koffer zum Rest der Gepäckstücke. Aus dem Treppenhaus schallten Schritte. Sie wurden immer lauter.
"Onkel Jack!"
Erst sah ich dunkelblondes Haar. Keine Sekunde später folgte eine stürmische Umarmung.
Ich ging in die Knie und hob das kleine Mädchen hoch.
"Hallo Alex." Die Zweijährige trug ein Kleid mit rot-weiß gestreiftem Oberteil, einem schwarzem Schleifchen und rotem Rock. Es passte perfekt zu ihren bernsteinfarbenen Augen, die mich voller Freude anstrahlten.
"Du trägst aber ein schönes Kleid. Hast du das ausgesucht?"
Die zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen Haare peitschten durch die Luft, als Alex -lang Alexandra- mit dem Kopf schüttelte. "Mama" Das Gesicht mit den rundlichen Wangen drehte sich ihrer Mutter zu. Mira stieg die letzte Stufe empor.

Afraid of the Alpha: new LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt