Unser Anführer hatte die altbekannte sorgenlose Ausstrahlung verloren. Er bemühte sich nicht, uns etwas vorzumachen. Zwar wirkte er weiterhin gefasst, doch seine raue Stimme gab Hinweis darauf, welche Sorge sich hinter der sonnengezeichneten Miene verbarg. Keiner von uns sagte etwas. Ein zustimmendes Nicken genügt Toni, um schnellen Schrittes zurück in Richtung Zelte zu verschwinden.
Niko legte Mira die Hand auf ihre Schulter.
„Sammelt ihr schonmal die Sachen zusammen? Ich hole derweilen unsere Seevernarrten."
„In Ordnung."
Gesagt, getan.Anschließend unterzogen die Badenden sich einem schnellen Kleiderwechsel und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Sammelplatz.
Was war wohl der Grund für die Versammlung?
Und weshalb diese plötzliche Dringlichkeit?
Es schien ja nicht einmal genug Zeit zu bleiben, um damit bis zum Abend zu warten.
Irgendetwas Schlimmes musste vor sich gehen. Anders konnte ich es mir nicht erklären.
Wir passierten die Wohnwägen. Da drängte sich mir unwillentlich die Frage in den Kopf, ob das Ganze etwas mit Kay's Ankunft zu tun hatte.
Standen wir in einem Konflikt mit seinem Rudel? Aber wozu sollten sie dann einen Gesandten schicken?
Ich verwarf diesen Gedanken wieder. Immerhin konnte das nicht sein. Probleme dieser Art hätten sich ganz sicher herumgesprochen.An der Feuerstelle angekommen, welche sonst abends als Gemeinschaftsplatz diente, stellte ich fest, dass bereits alle Rudelmitglieder vor Ort waren.
Selbst jene, die zuvor, wie Mira und Niko in die umliegenden Dörfer gefahren sind.Unser Rudel verteilte sich halbkreisförmig um die Feuerstelle. Wir suchten uns in den hinteren Reihen Plätze auf einem der Holzstämme.
Tim setzte sich neben mich, sodass unsere Schultern sich berührten.
Alex nahm auf dem Schoß ihres Vaters Platz. Ihre großen Kinderaugen glitten fragend zum Rest des Rudels. Unbehagen bildete sich in ihnen ab. Wie wir auch spürte sie die herrschende Anspannung. Das Eintreffen der Fremden und die kurzfristige Versammlung konnten nichts Gutes bedeuten.„Schau mal, Alex."
Alice tappte vor den Baumstamm, ging in die Knie und streckte ihre Arme nach vorne. Die Hände hatte sie dabei gewölbt übereinander gelegt. Sie schien etwas im Inneren einzusperren. Die blauen Augen zwischen braunen Strähnen schimmerten geheimnisvoll.
„Ich habe eine Heuschrecke gefangen",ertönte ihre sanfte Flüsterstimme. „Möchtest du sie sehen?"
Alex betrachtete die geschlossenen Hände, als hielten sie das Geheimnis des Universums in sich. Niko legte einen Arm um seine Tochter, damit diese sich vorlehnen konnte, ohne von seinem Schoß zu fallen. Dann zog die junge Frau im beigen Rollkragenpullover ihre Finger auseinander. Nur einen kleinen Spalt weit. Dem grünen Insekt reichte die kleine Öffnung aus. Sofort ergriff es die Chance und zwang sich hindurch.
Dabei sprang es Alex beinahe ins Gesicht, worauf hin diese zurückzuckte. Nach dem ersten Schreck lachte das kleine Mädchen los.
Alice wussten wirklich, wie sie die Kleine ablenken konnte. Yuri unterstütze sie, indem er sich auf den Boden warf, um die Heuschrecke wieder einzufangen.
Das Bild, welches sich dabei gab, sah alt zu komisch aus.Tim stieß mich leicht in die Seite.
Wie ich, hatte er unseren drei Spaßvöglein zugeschaut.
„Wollen wir nachher Grashüpfer jagen? So zur Abenddämmerung hin? Ich wette, ich fange mehr als du."
Schon wanderten seine Mundwinkel nach oben. Unweigerlich musste ich lachen.
„Du bist grauenvoll im Fangen von egal welchen Insekten. Das letzte Mal, als wir einen Wettkampf dieser Art abgehalten haben, bist du über zwanzig Minuten lang einem einzelnen Schmetterling hinterhergelaufen."
„Ich wollte ihm nun mal nicht wehtun. Bei den anfälligen Flügeln muss man sehr vorsichtig sein", verteidigte sich der Junge im pastellgrünen Shirt.
Der Gedanke an jene Schmetterlingsjagt vertrieb für den Bruchteil einer Sekunde alle Sorgen. Er erinnerte mich an jene achtsame Art, die einen bedeutenden Teil von Tim ausmachte. Die Art, die mir stets das Herz erwärmte.
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Afraid of the Alpha: new Life
FantasySamuel wurde in die Flucht geschlagen. Jack und Kay gaben ihrer Partnerschaft die Chance zu wachsen und sich bald zu einer stärkenden Liebe zu entpuppen. Und wie jeder weiß, siegt die Liebe über alles, nicht wahr? ... Doch was ist, wenn das eigene...